Ärzte: „Zappelphilipp“ anfällig für Mediensucht

Weimar (dpa) - Fernseher und Computer stehen in den meisten Kinderzimmern. Das sehen Kinderärzte vor allem ungern, wenn Kindern unter der Aufmerksamkeitsstörung ADHS leiden. Denn sie gehen davon aus, dass bei diesen Kindern die Gefahr einer Mediensucht höher ist.

Kinder mit der Aufmerksamkeitsstörung ADHS sind nach Einschätzung von Ärzten besonders anfällig für Mediensucht. Der exzessive Konsum von Fernsehen, Internet- und Videospielen sei bei ihnen dreimal so stark ausgeprägt wie bei anderen Kindern, sagte der Forchheimer Mediziner Klaus Skrodzki am Samstag (12. März) auf dem Kongress für Jugendmedizin in Weimar. „Fernsehen mit ständigen Bild- und Tonwechseln und Computerspiele fördern die Störung.“ Teenager mit einer Aufmerksamkeitsstörung neigen demnach auch eher als ihre Altersgenossen zu Nikotin- und Alkoholsucht. „Und sie zeigen deutlichere Entzugserscheinungen.“

Wie Skrodzki erläuterte, reagieren Kinder mit ADHS sehr viel impulsiver auf Reize. „Sie greifen etwa sofort zu, wenn ihnen eine Belohnung geboten wird.“ PC-, Internet- und Videospiele böten ihnen permanent Reize und permanent sofortige Belohnung. Das Problem beim regelmäßigen Computerspiel für ADHS-Kinder sei, dass diese sehr rasch gute Fertigkeiten im Erkennen von Nebensächlichkeiten entwickelten, sagte der Experte. Damit werde aber das Grundproblem bei der Störung verstärkt. „Sie können ja ohnehin schon Nebensächliches nicht von Wichtigem unterscheiden. Und mit Videospielen trainieren sie ihre Aufmerksamkeit für das Falsche.“

Die Eltern sind nach Beobachtungen des Mediziners häufig Teil des Problems, wenn sie ihre Kinder zur Ablenkung vor das Fernsehgerät oder den Computer setzen. Noch bedenklicher sei es, dass bereits bei Vorschulkindern ein eigener Fernseher im Kinderzimmer stehe. Auch Computerspiele in Kindergärten richteten bei von ADHS betroffenen Kindern eher Schaden als Nutzen an.