Dem Pferd im Essen auf der Spur
In Krefeld werden verdächtige Fertiggerichte im Labor auf nicht deklariertes Fleisch untersucht.
Krefeld. Erst wird der Käse weggekratzt, dann die erste Schicht Nudeln mit dem Spatel entfernt, bis das Fleisch offenliegt. „Manche Kollegen nennen es Ausgrabung“, scherzt Michaela Krämer, Laborantin am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Rhein-Ruhr-Wupper (CVUA), während sie die Lasagne aus dem Supermarkt in ihre Bestandteile zerlegt und die rötliche Fleischsoße in ein Sieb streicht.
23 Prozent Schweinefleisch enthält das Produkt laut Etikett. Und wie viel Pferd? „Das finden die Kollegen im Molekularlabor heraus“, sagt sie und spült aus der Bolognese die Tomatensoße mit Wasser heraus. Am Ende bleiben nur noch das Fleisch und einige Möhrenwürfel übrig — die ehemalige Lasagne ist bereit für den Gang ins Labor.
Zahlreiche solcher Proben bereitet Michaela Krämer seit einer Woche für die Kollegen vom Molekularlabor im Stockwerk über ihr vor. Sie stammen aus Supermärkten und Kühlhäusern in der Region. Die Lebensmittelüberwachung hat sie seit Bekanntwerden des Pferdefleisch-Skandals für das CVUA gesammelt.
120 Proben haben die Krefelder schon in der Analyse, täglich werden es mehr. Im Labor werden die Erbgutinformationen (DNS) aus den Fleischzellen freigelegt und gescannt. Dabei schauen die Inspektoren auf pferdetypische DNS-Sequenzen. Eine langwierige Aufgabe. „Es sind ja keine Hufe drin“, sagt Detlef Horn, Leiter der CVUA. „Wir müssen genauer hinsehen. Unsere Befunde müssen ja auch gerichtsfest sein.“
Achtmal haben die Kontrolleure in Krefeld und anderen Laboratorien in NRW bereits heimlich beigemischtes Pferdefleisch entdeckt. Deutschlandweit sind es schon mehr als 40 Funde, an einen Zufall glaubt der gelernte Metzger schon lange nicht mehr.
Auch NRW-Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) glaubt nicht an einen Einzelfall. „Es deutet alles darauf hin, dass es nicht nur einen Verursacher gibt, sondern mehrere“, sagt er beim Ortstermin im Krefelder Labor. Am Abend wird bekannt, dass die Niedersächsische Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen ein Unternehmen aus Steinfeld aufgenommen hat. Der Verdacht: Verstoß gegen das Lebensmittel- und Futtergesetz.
Eine Prognose über weitere Entwicklungen im Fleischskandal wollte Johannes Remmel gestern nicht abgeben. Klar sei aber eines: „Die Kontrolle des Handels hat nicht funktioniert“, sagt Remmel. „Sonst wären die Produkte ja nicht im Regal gelandet.“