Edel-Burger per Kurier: Lieferdienste für Gourmet-Gerichte
Berlin (dpa) - Pizza aus durchgeweichten Kartons, Lasagne in schmucklosen Aluboxen oder kalte Asia-Nudeln à la Geschmacksverstärker - wer sich Essen vom Restaurant nach Hause bestellt, rechnet eher mit durchwachsener Qualität.
Gleich mehrere Start-ups sind jetzt angetreten, den Restaurant-Lieferdienst auf Gourmet-Niveau zu heben. Die zwei größten starteten relativ kurz nacheinander: Foodora begann im Spätsommer 2014 damit, Kreationen Münchner Restaurants auszuliefern. Deliveroo ist im April 2015 als Konkurrent angetreten. Mittlerweile arbeiten beide mit Restaurants in vielen deutschen Großstädten und auch in einigen anderen Ländern zusammen.
Die Strategie der neuen Lieferdienste ist dieselbe: Beliebte Restaurants bereiten die Gerichte zu, die Start-ups nehmen ihnen den Stress mit der Lieferung ab. „Wir ermöglichen den Gastronomen, sich auf das zu konzentrieren, was sie am besten können: kochen. Den Rest übernehmen wir“, sagt Bodo von Braunmühl, Sprecher der Delivery Hero Holding, zu der Foodora gehört.
Der Kunde tippt auf einer der Plattformen ein, wohin er sein Essen gebracht haben will. Dann bekommt er Lokale in seiner Umgebung angezeigt. Statt ein Flugblatt aus dem Briefkasten zu betrachten, scrollt er sich am Bildschirm durch die Speisekarten, bestellt und zahlt bargeldlos. Per Fahrradkurier des Lieferdienstes kommt das Essen binnen einer halben Stunde nach Bestellung zum Kunden - hübsch verpackt und noch warm, so das Versprechen.
Bei welchem der beiden Premium-Lieferdienste der Kunde bestellt, macht bislang keinen großen Unterschied: Die Webseiten sind ähnlich aufgebaut, beide werben mit hochauflösenden Bildern von Gerichten mit viel Rucola. Die Preise sind gleich. „Wir haben ein ähnliches Produkt“, sagt Felix Chrobog, Geschäftsführer von Deliveroo, auf Foodora angesprochen. Foodora-Geschäftsführer Julian Dames sagt: „Natürlich spielen wir im selben Markt.“ Um den Gourmet-Wünschen der Kunden gerecht zu werden, buhlen die zwei Start-ups um dieselben Restaurants.
Viele Gastronomen bieten ihr Essen über beide an, darunter Karl Maria Kinsky, Inhaber des Berliner Burger-Restaurants Black Cat. „Die sollen ruhig Konkurrenz sein“, sagt er. „Wir arbeiten mit allen.“ Zwar hätten sowohl Foodora als auch Deliveroo seinen Laden lieber exklusiv in ihr Angebot aufgenommen. „Aber da wäre ich ja schön blöd als Gastronom.“ Ein Drittel seiner Umsätze erwirtschafte er bereits dank der Lieferdienste, dabei sei er erst seit etwa zwei Monaten dabei. Ständig gingen seitdem Fahrradkuriere in seinem Laden ein und aus, das sei „nicht ganz so schick“, lohne sich aber.
Sebastian Hunold, Besitzer einer Pizzeria in Kreuzberg, nutzt die Plattformen ebenfalls, ihm entstünden dadurch keinerlei Nachteile wie zusätzliche Lohnkosten. Außerdem könne er jederzeit vom Netz gehen, wenn die Online-Bestellungen überhandnähmen. Seine Stammkunden kämen trotzdem lieber ins Restaurant. „Eine Pizza, die 20 Minuten im Karton vor sich hin dampft, hat eben nicht dieselbe Qualität wie im Restaurant“, sagt Hunold. Für die Dienste sind zudem 30 Prozent Beteiligung fällig.
Derzeit verzeichnen beide große Lieferdienste nach eigenen Angaben hohe Zuwächse - Deliveroo-Geschäftsführer Chrobog nennt eine Zunahme des Bestellvolumens um 30 Prozent pro Woche. Foodora-Chef Dames spricht von einem Umsatzplus von monatlich 15 Prozent in den 14 Ländern, in denen seine Firma Essen liefert. Ständig müssten neue Fahrradkuriere eingestellt werden.
Doch ist die Zielgruppe der bequemen Gourmets auf Dauer groß genug für mehrere Anbieter? „Es ist ein sehr harter Konkurrenzkampf“, sagt Deliveroo-Chef Chrobog. Ob sich letztlich das Prinzip „The winner takes it all“ (etwa: Alles für den Sieger) durchsetze, sei schwer einzuschätzen.