Eine Pilzinfektionen der Scheide behandeln
Berlin (dpa/tmn) - Drei von vier Frauen haben schätzungsweise wenigstens einmal in ihrem Leben eine Scheidenpilzinfektion. Die Erkrankung ist unangenehm, lässt sich aber behandeln. Doch eine Selbstdiagnose ist nicht immer empfehlenswert, besser ist der Gang zum Arzt.
Die Warnzeichen kennen viele Frauen: schmerzhaftes Brennen und Juckreiz sowie unangenehmer Ausfluss. Sie können auf eine Vaginalkandiose, umgangssprachlich Scheidenpilzinfektion genannt, hinweisen. „Man schätzt, dass drei von vier Frauen wenigstens einmal im Leben eine Hefepilzinfektion der Scheide bekommen“, sagt Prof. Werner Mendling, Direktor der Vivantes Kliniken für Gynäkologie und Geburtshilfe in Berlin.
Auslöser des lästigen Übels sind Hefepilze der Gattung Candida, in mehr als 90 Prozent der Fälle Candida albicans. „Solche Candida-Arten haben ihre natürliche Umgebung im Mund und im Magen-Darm-Trakt des Menschen. Sie werden also nicht auf Bahnhofstoiletten oder Türklinken et cetera erworben“, erläutert Mendling.
Die Hefepilze gelangen auf unterschiedlichen Wegen in die Scheide. „Beim Geschlechtsverkehr kann es zur Eintragung von etwas Candida aus der Stuhlflora der Frau in die Vagina kommen“, erklärt Werner Harlfinger, Landesvorsitzender des Berufsverbands der Frauenärzte Rheinland-Pfalz in Mainz. Auch Schmierinfektionen sind häufig. Um diese zu vermeiden, sollten sich Frauen nach dem Stuhlgang immer von vorn nach hinten abwischen. Beim Saunagang sitzt eine Frau am besten auf dem eigenen Handtuch. Auch Whirlpools sind eine Infektionsquelle.
Die Hefepilze leben besonders von Zucker. Bei einer Frau mit aktiven Eierstöcken baut das Östrogen in den Scheidenzellen zwar Zucker auf. Dieser wird jedoch wieder von Milchsäurebakterien abgebaut. Solange dieses Wechselspiel im Lot ist, finden die Hefepilze keinen ausreichenden Nährboden.
Das Gleichgewicht in der Scheide kann aber gestört sein, zum Beispiel durch Veränderungen im Hormonhaushalt, Grunderkrankungen wie Diabetes oder falsche Intimhygiene. Erkrankungen oder Arzneimittel wie Antibiotika können das Immunsystem schwächen. Dann finden die Hefepilze im feucht-warmen Klima der Scheide optimale Vermehrungsbedingungen und können Infektionen auslösen.
„Die typischen Symptome einer Pilzinfektion sind krümeliger, gelblich-weißer Ausfluss mit Juckreiz, später eitriger Ausfluss und heftiges Brennen zwischen den kleinen Schamlippen“, erläutert Harlfinger. Hinzu kommen oft Rötungen oder Schwellungen in der Vagina und im äußeren Genitalbereich sowie Brennen beim Intimverkehr.
„Alle auf dem Weltmarkt befindlichen Medikamente sind gleich gut wirksam“, sagt Mendling. „Es handelt sich meist um sogenannte Imidazolpräparate, die als Cremes für die Vulva, als Vaginalcreme oder als Vaginalzäpfchen und Ovula vorhanden sind.“ Je nach Dosierung gibt es die einwöchige, die dreitägige oder die eintägige Therapie.
Tabletten, Zäpfchen oder Creme werden am besten mit einem Applikator abends vor dem Schlafengehen tief in die Scheide eingeführt. „So wird der Wirkstoff gut verteilt und das Auslaufen verzögert oder vermindert“, erläutert Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände in Berlin. Sind auch die Schamlippen betroffen, wird äußerlich eine Creme aufgetragen.
Die meisten Präparate sind nicht verschreibungspflichtig. „Viele Frauen kommen direkt in die Apotheke“, erzählt Sellerberg. Das ist jedoch problematisch: „Man hat aufgrund von Studien festgestellt, dass in bis zu zwei Drittel der Fälle diese Selbstdiagnose falsch sein kann“, warnt Mendling. „Der Grund ist, dass Juckreiz und Brennen eben nicht immer von Hefepilzen verursacht werden.“ Eine falsche Therapie kann fatale Folgen haben, die erheblich belastender als die vermutete Pilzinfektion sein können.