Fleisch oder nicht? Viele verzichten aus Überzeugung
Berlin (dpa) - Steak und Braten sind für Vegetarier tabu. Manche wollen aber nicht auf Fisch verzichten, andere streichen bestimmte Pflanzen vom Speiseplan. Deshalb gibt es auch Frutarier oder Pescetarier.
Wer nun was isst, wird zum Weltvegetariertag am 1. Oktober geklärt.
An der Currywurst-Bude sieht man Vegetarier selten - es sei denn die Wurst ist aus Tofu. Aber auch Fleischesser machen sich zunehmend Gedanken über die Herkunft ihres Essens - und verzichten lieber aufs Steaks. Experten sehen darin einen Trend: In Deutschland sinkt der Fleischkonsum seit Jahren. Eine Übersicht für Leute, die mitreden wollen:
Fleischesser: Vor allem Männer verzichten ungern auf Fleisch und Wurst. Laut Verzehrstudie des Bundesernährungsministeriums essen sie davon doppelt so viel wie Frauen. Jeder Deutsche verputzt 88,2 Kilogramm Fleisch im Jahr, sagen Statistiker. Besonders mit dem Wirtschaftswunder in den 50er Jahren nahm der Fleischhunger der Deutschen rapide zu - Kind dieser Zeit ist der Mett-Igel. Derzeit geht der Konsum wieder nach unten. Experten fordern ein weltweites radikales Umdenken. Ihre Sorge: Wächst die Weltbevölkerung weiter so schnell, könne unmöglich genügend Fleisch beschafft werden.
Vegetarier: Ob Ex-Beatle Paul McCartney, Rockröhre Nina Hagen oder Baywatch-Nixe Pamela Anderson - viele Prominente verzichten auf Fleisch. Weltweit soll es eine Milliarde Vegetarier geben, davon allein mehr als 200 Millionen Inder. Hierzulande gibt es laut Vegetarierbund rund sechs Millionen Anhänger, Tendenz steigend. War die Bewegung früher vor allem aus Glaubensgründen beliebt, geben viele Verweigerer heute eine gesündere Lebensweise sowie den Tier- und Umweltschutz als Grund an. Studien zufolge ist der typische Vegetarier in Deutschland weiblich, jung und gut ausgebildet.
Veganer: Sie streichen Milch, Eier, Gelatine oder Honig von ihrem Speiseplan. Manche Veganer nennen sich darum Hardcore-Vegetarier. Viele verzichten gar auf tierische Nebenprodukte wie beispielsweise Leder, Wolle, Daunenfedern oder Kosmetik - und machen den Gebrauch ihren Vegetarier-Kollegen zum Vorwurf. Mediziner sorgen sich indes um die Gesundheit der Veganer, weil der Verzicht zu Nährstoffmangel und damit zu Krankheiten führen könne. Mancher Veganer ergänzt seine Ernährung darum um bestimmte Zusatzpräparate.
Flexitarier: Sie sind gegen Massentierhaltung, möchten die Umwelt schützen oder ihre Gesundheit verbessern - auf Fleisch verzichten wollen Flexitarier aber nicht. Dafür achten die „Teilzeit-Vegetarier“ darauf, was auf dem Teller landet. Statt industriellem Billigfleisch landet etwa teures Bio-Steak in der Pfanne. Ein absoluter Befürworter ist der US-Schriftsteller Jonathan Safran Foer („Tiere essen“). Kritiker werfen Flexitariern indes vor, damit nur ihr Gewissen zu beruhigen. Andere sehen im Flexitarismus einen Trick der Industrie, um vom konsequenten Fleischverzicht abzuhalten. Laut einer Forsa-Studie gibt es hierzulande 42 Millionen Flexitarier.
Pescetarier: Fleisch, nein danke!, heißt auch das Motto der Pescetarier. Allerdings essen sie guten Gewissens Fisch und Meeresfrüchte. Daher leitet sich auch ihr Name ab: das italienische „pesce“ bedeutet Fisch. Ihr Hauptanliegen ist es, ein Zeichen gegen unwürdige Haltung von Landtieren zu setzen. Eier, Milch oder Honig sind bei manchen allerdings erlaubt.
Frutarier: Selbst vielen Extrem-Veganern gelten sie als Sonderlinge - bei Frutariern landen auf dem Tisch nur Pflanzen, die bei ihrer Ernte nicht sterben müssen. Möhren, Fenchel, Lauch und Co. sind also tabu. Radikale Vertreter essen gar nur Obst, dass auf natürliche Weise vom Baum gefallen ist. Ihre Haltung hat vor allem ethische Beweggründe, weil sie der Natur keinen Schaden zuzufügen.
Freeganer: Hierbei handelt es sich um die wohl konsumkritischste Ernährungsform, Freeganer versuchen kostenlos zu leben. Abgelaufene Joghurts oder angematschtes Obst - ihre Mahlzeiten suchen sie im Abfall von Supermärkten und Restaurants. Daher stammt ihr Spitzname Mülltonnentaucher. Viele von ihnen leben vegetarisch. Freeganer wollen auf Verschwendung, Überfluss und die weltweite Armut hinweisen. Laut Welternährungsorganisation FAO landen jährlich 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel im Müll. In den USA und Europa schmeißt jeder im Jahr bis zu 115 Kilogramm Essen weg.