Für wen lohnt sich der Wahltarif?

Alle gesetzlichen Krankenkassen haben bald einen Beitragssatz von 15,5 Prozent. Sie müssen mit Zusatzangeboten um Kunden werben.

Berlin. Mit der Einführung des Gesundheitsfonds am 1. Januar kommt auch ein einheitlicher Beitragssatz von 15,5 Prozent für alle Krankenkassen. Dies beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch. Der Wettbewerb zwischen den Kassen wird dann nicht mehr über die Beitragshöhe ausgetragen. Daher gewinnt all das, was Kassen über den gesetzlich festgelegten Leistungskatalog hinaus anbieten, für Versicherte an Bedeutung. Dazu gehören die Wahltarife, zum Beispiel Programme für chronisch Kranke.

Auch Zuzahlungen für Naturheilverfahren oder Prämien für den Fall, dass ein Jahr keine ärztliche Versorgung in Anspruch genommen wurde, fallen unter den Begriff. Neu sind die Wahltarife nicht: Es gibt sie schon seit April 2007.

Ob sie für den einzelnen von Vorteil sind, hängt von den individuellen Bedürfnissen ab, sagt Claudia Widmaier vom Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK). Die gesetzlich vorgeschriebene Versorgung bleibt unangetastet.

Grob lassen sich zwei Arten von Wahltarifen unterscheiden: die gesetzlich festgelegten - besonders interessant für Chroniker - und die freiwillig von den Kassen angebotenen. Sie richten sich vor allem an junge, gesunde Menschen. Einige gesetzlich festgelegte Wahltarife muss jede Kasse anbieten. Dazu gehören zum Beispiel die "Disease-Management-Programme" (DMP) für Diabetiker oder Asthmatiker.

Die sogenannte "Integrierte Versorgung" (IV) soll die Zusammenarbeit verschiedener Ärzte und Krankenhäuser verbessern. Eine Teilnahme wird mit finanziellen Anreizen belohnt: Versicherte können bei Zuzahlungen sparen, beispielsweise wird ihnen die Praxisgebühr zum Teil erlassen.

Ob es sich lohnt, an solchen Programmen teilzunehmen, hängt auch von der Art der Erkrankung ab - "aber das Disease-Management-Programm ist schon etwas Sinnvolles", sagt Michaela Schwabe von der Beratungsstelle Berlin der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland. Dennoch gebe es auch Nachteile wie die Einschränkung der freien Arztwahl.

Freiwillige Angebote können die Kassen selbst ausgestalten - entsprechend unübersichtlich ist der Markt. Die gängigsten Wahltarife sind der Selbstbehalt, die Beitragsrückerstattung, die Kostenerstattung und die Behandlung in besonderen Therapieformen. Der Anreiz für Versicherte ist, dass sie Beiträge senken oder Prämien ausgezahlt bekommen können - lohnenswert vor allem für Gesunde.

Beim Selbstbehalt-Tarif zahlt man die Rechnungen bis zu einer bestimmten Höhe selbst - am Jahresende gibt es eine Prämie von der Kasse. Wer gesund bleibt, kann Kosten sparen - wer krank wird, zahlt drauf. Bei der Beitragsrückerstattung wird der Versicherte belohnt, wenn er ein Jahr lang keine Leistungen in Anspruch genommen hat - Vorsorge ausgenommen. Maximal wird ein Monatsbeitrag zurückgezahlt.

Außerdem gibt es Wahltarife für Therapieformen. Das kann für einige gut sein, sagt Schwabe: "Wenn jemand weiß, dass er verstärkt Naturheilverfahren nutzen will, macht es Sinn, einen Wahltarif für Heilpraktiker abzuschließen. Das kostet aber mehr."