Europäische Impfwoche Immer noch viele Kinder ohne Schutz vor Masern
Köln (dpa) - In Deutschland werden weiterhin zu wenige Kinder gegen Masern geimpft. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) haben 2016 zwar erstmals alle Bundesländer bei der ersten Masernimpfung die benötigte Quote von 95 Prozent erreicht.
Bei der entscheidenden zweiten Impfung sei sie aber bei Kindern bis zum Schulanfang nur geringfügig auf 92,9 Prozent gestiegen. Zwei Jahre alte Kinder des Geburtsjahrgangs 2014 seien sogar nur zu 73,9 Prozent zweimal geimpft gewesen.
Für 2017 registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) 929 Masernerkrankungen, fast dreimal so viele wie im Vorjahr. Allerdings schwanken die Zahlen von Jahr zu Jahr stark. In den ersten zwölf Wochen des laufenden Jahres seien 92 Fälle gemeldet worden, berichtete das RKI anlässlich der Europäischen Impfwoche, die am Montag (23. April) beginnt.
Angesichts wachsender Impfskepsis in mehreren EU-Ländern schlägt auch das Europaparlament Alarm. Im Zeitraum 2008 bis 2015 gab es demnach in Europa 215 000 Krankheitsfälle, die durch eine Spritze vermieden worden wären - Grippe ist da noch nicht mitgezählt. Das Vertrauen der Menschen in Impfstoffe müsse gefördert werden, heißt es in einem Beschluss, den die Abgeordneten nun verabschiedeten.
Weltweit verhindern Impfungen nach EU-Angaben jährlich rund 2,5 Millionen Todesfälle. Doch die Impfraten in Europa seien zu niedrig. Gegen die saisonale Grippe beispielsweise sind nach offiziellen Angaben in den meisten EU-Ländern weniger als die vorgesehenen 75 Prozent der älteren Menschen geimpft. An Masern starben seit Anfang 2016 in der EU mindestens 57 Menschen.
„Das ist eine Tragödie“, teilte die CDU-Europaabgeordnete Renate Sommer mit. Die Zahl der Maserninfektionen in Europa habe sich im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht: auf 15 000 Fälle. Allerdings schwankt auch diese Zahl jährlich. Der CDU-Abgeordnete Peter Liese erklärte: „Leider sind über die Impfungen zu viele Fake News im Umlauf und die Menschen vermeiden Impfungen im Glauben, das sie gefährliche Nebenwirkungen haben.“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) forderte für Deutschland eine bessere Kooperation bei der Masernimpfung. „Ärzteschaft, Schulen, Kitas, Betriebe, Behörden und natürlich die Eltern müssen noch besser zusammenarbeiten“, sagte Spahn laut einer Mitteilung von Bundesgesundheitsministerium, RKI und Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). „Es ist verantwortungslos, Kinder nicht gegen Masern impfen zu lassen oder eigene Impflücken hinzunehmen.“
Masern gehen zunächst mit grippeähnlichen Symptomen und später einem charakteristischen Hautausschlag einher. Die Infektion schwächt das Immunsystem und kann in sehr seltenen Fällen tödlich enden. Gefährlich sind Masern vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern.