Individueller Biergeschmack liegt im Trend

Straßburg (dpa) - Ein gutes Bier findet man wie einen Ehepartner: Man weiß, dass irgendwo auf der Welt jemand existiert, der zu einem passt - so der Spruch der Gerstensaft-Experten. Wer bisher kein Bier mochte, wird vielleicht in Straßburg fündig.

Schon einmal Bier mit Whiskey-Geschmack gekostet? Dieses blonde Gebräu gibt es bei einem der etwa 100 Aussteller auf der internationalen Straßburger Biermesse (21. bis 24. Oktober). „Es wird mit einer Hochdosis einer neuen Hopfensorte hergestellt“, sagt der elsässische Brauer Daniel Lauth aus Scharrachbergheim.

Regionale Produkte, Kleinbetriebe und Hobby-Brauer, die ihr Handwerk verfeinert haben: Das ist das Erfolgsrezept dieser Biermesse, auf der 400 Biersorten aus aller Welt vorgestellt werden. „Am ungewöhnlichsten fand ich ein bretonisches Bier mit Moosbeeren-Geschmack“, sagt Messesprecher Jean Claude Colin, dessen leibliches Profil ihn als Bierkenner qualifiziert. Interessant ist auch „Dogfish Head“ aus Großbritannien. Ein braunes Ale mit Kürbis, Zimt und Muskatnuss. Wie das schmeckt? Nicht zu beschreiben. Man muss es kosten.

Deutsche Brauereien allein zwölf aus Bayern, stehen in Straßburg hoch im Kurs. „Was gibt es Besseres als ein deutsches Pils?“ schwärmt Colin. „Die Deutschen haben die Technik, das Wissen und enorm viel Talent“. Für das deutsche Reinheitsgebot allerdings, das seit fast 500 Jahren die Zutaten für Bier auf Gerste, Hopfen und Wasser beschränkt, haben Franzosen kein Verständnis. „Das ist eine Katastrophe und ein Maulkorb für die Deutschen“, sagt der Brauer Jacek Korczak aus Matzenheim bei Straßburg.

Doch Colin sieht das anders. „Es wird nicht lange dauern, dann werden auch die Deutschen mehr Vielfalt zulassen. Das ist einfach die Zukunft“. In Bayern gibt es ja bereits „Bierrebellen“, die Erdbeeren oder Kirschen ins Bier mischen, wie es in Belgien schon lange Tradition ist.

Der Bierkonsum geht weltweit wie auch in Deutschland zurück, gefragt ist kreative Vielfalt statt Quantität. Man schluckt weniger, doch was man trinkt, soll individuell schmecken. Bier aus industrieller Produktion ist langweilig. „Künstlicher Kohlenstoff als Schaumstabilisator ist out und bei der Pasteurisierung wird alles getötet, was im Bier lebendig ist“, sagt Korczak. Sein Bier mit Ingwergeschmack geht so: eine massive Dosis Hopfen, und zwar die echte Pflanze und kein Konzentrat, eine dreifache Gärung und zusätzlich dazu noch eine Gärung in der Flasche. Das dauert bei ihm bis zu drei Monate, im Vergleich zu sieben Tagen für ein industriell hergestelltes Bier.

Mit dieser Messe knüpft Straßburg an die lokale Tradition an. In der Region wird fast 80 Prozent des französischen Biers gebraut, daneben sorgen 20 Privatbrauereien für Vielseitigkeit. Das ist allerdings nur der bescheidene Rest. Vor 150 Jahren waren in Städten und Dörfern des Elsass mehr als 2000 Brauereien aktiv. Die Veranstalter der Messe wollen im nächsten Jahr nach Osten blicken. „Als Besonderheiten bieten wir dann Biere aus Österreich, Ungarn und Tschechien an“, sagt Colin.