Keime im Krankenhaus: Die Hygiene im Blick haben
Berlin (dpa/tmn) - Immer wieder gibt es erschreckende Meldungen über schwere Infektionen, die sich Patienten im Krankenhaus zugezogen haben. Oft enden sie tödlich. Vorbeugen ist schwierig, aber schon genaues Hinsehen beim Umgang mit der Hygiene kann helfen.
Wer ein Krankenhaus aufsucht, will gesund werden. Doch immer wieder verunsichern Schlagzeilen über Hygiene-Skandale die Patienten, zum Beispiel über Infektionen durch „Krankenhaus-Keime“. „Unter der Überschrift 'Krankenhaus-Keime' stellt sich der Laie Keime vor, die nur im Krankenhaus vorkommen. Das ist ein Trugschluss: Die Keime, von denen hier die Rede ist, trägt jeder Mensch mit sich herum“, erklärt Klaus-Dieter Zastrow von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene.
So siedeln etwa Staphylococcus aureus im Nasen-Rachen-Raum, Escherichia coli, Pseudomonaden und Enterokokken im Darm. Dort sind sie ungefährlich, ja sogar notwendig für den Körper, zum Beispiel für die Verdauung. „Das Problem entsteht dann, wenn sie in Bereiche des Körpers gelangen, wo sie nichts zu suchen haben, zum Beispiel ins Blut oder in sterile Räume wie die Blase und die Lunge“, sagt Petra Gastmeier, Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Charité in Berlin.
In der Klinik geben Personal, Patienten und Besucher einander die Klinke in die Hand. Die Keime wandern munter von einem zum nächsten. Wie gefährlich eine solche Entzündung wird, hängt zunächst vom Zustand des OP-geschwächten Patienten ab - aber auch vom Erreger: Besonders gefürchtet sind multiresistente Erreger wie MRSA, VRE und ESBL. Bei ihnen zeigt die Mehrzahl der Antibiotika keine Wirkung.
Ein großer Teil der Infektionen, aber auch enorme Folgekosten ließen sich vermeiden - durch bessere Hygienemaßnahmen nicht nur im OP, sondern auch bei der Visite und Wundinspektion am Tag danach sowie im Krankenhaus insgesamt. Voraussetzung für die strikte, flächendeckende Umsetzung von Hygienemaßnahmen wären einheitliche Vorschriften und deren Überwachung.
Die Patienten selbst können wenig zur Hygiene beitragen. Doch sie können sich immer vor einem geplanten Klinikaufenthalt über die dortigen Maßnahmen informieren. „Dass ein Krankenhaus über eine Abteilung für Hygienemanagement verfügt, ist alleine noch kein Zeichen dafür, dass es um die Hygiene im Haus hervorragend bestellt ist“, sagt Gastmeier. „Aussagekräftiger sind Qualitätsberichte oder Internetseiten, wo dargestellt wird, in welchen Abteilungen mit welcher Regelmäßigkeit das Auftreten von Infektionen beziehungsweise multiresistenten Erregern statistisch erfasst und analysiert wird.“
Julia Nill, Gesundheitsberaterin bei der Verbraucherzentrale in Karlsruhe, empfiehlt: „Das Aufnahmegespräch ist eine gute Möglichkeit, auch über Hygiene zu sprechen. Zudem gibt es in jedem Krankenhaus mit mehr als 400 Betten einen Krankenhaushygieniker, den man um einen Termin bitten kann.“ In kleineren Häusern sei eine Fachschwester für Hygiene ansprechbar. Der wichtigste Effekt solcher Gespräche ist das deutliche Signal: Mir ist Hygiene wichtig. „Je mehr Patienten fragen, umso mehr wird das Personal sensibilisiert.“
Dann kann der Patient die Augen offen halten. „Patienten können versuchen, sich einen Überblick zu verschaffen, ob vor und nach Patientenkontakt eine Händedesinfektion durchgeführt wird“, sagt Gastmeier. In vielen Klinken sind die Behälter der Desinfektionsflüssigkeit jedoch im Gang und so außerhalb der Sichtweite des Patienten angebracht. Zudem greift das Personal nach der Desinfektion zur Türklinke. „Nur wenige Patienten werden den Arzt kritisch ansprechen“, vermutet Nill. Autoritätsgläubigkeit, Furcht vor möglicher schlechterer Behandlung und häufig schlicht der schlechte eigene Zustand des Patienten könnten Gründe dafür sein.