Knochenmarkspende: Eignung ohne Blutprobe feststellbar

Tübingen (dpa/tmn) - Für Menschen mit Leukämie ist eine Transplantation von Stammzellen häufig die letzte Rettung. Spender werden seit 20 Jahren in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) erfasst.

Diese wirbt zum Tag der Lebensspende am 28. Mai um neue Helfer.

Viele Leukämiepatienten warten vergeblich auf den häufig lebensrettenden Spender von blutbildenden Stammzellen. In Mitteleuropa sind es derzeit noch 30 Prozent der Erkrankten, die keinen passenden Spender finden. Die Herausforderung: Für eine erfolgreiche Transplantation müssen die Gewebemerkmale des Patienten fast vollständig mit denen des Spenders übereinstimmen.

Nach Angaben der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) liegt die Wahrscheinlichkeit aber zwischen 1 zu 20 000 und 1 zu mehreren Millionen. Umso mehr kommt es auf Menschen an, die sich typisieren und damit in die Spenderdatenbank aufnehmen lassen. Gesunde Menschen zwischen 18 und 55 Jahren könnten so die Heilungschance eines Leukämiepatienten erhöhen, sagte der DKMS-Mediziner Alexander Schmidt.

Bei der sogenannten Typisierung werden dem potenziellen Spender über das Blut oder einen Schleimhautabstrich Stammzellen entnommen. Die im Labor ausgewerteten genetischen Merkmale werden von der DKMS anonymisiert und an das nationale Knochenmarkspender-Register (ZKRD) weitergegeben. So werden geeignete Spender ermittelt.

Doch nicht jeder darf zur Typisierung. Wer bereits Krebs oder einen Herzinfarkt hatte, ist nicht geeignet. Auch Spender mit Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ I oder Morbus Crohn sind ausgeschlossen: „Es würde ein hohes Risiko bestehen, dass der Patient über die Transplantation dieselbe Erkrankung bekommt“, sagte Schmidt.

Wer sich über die Typisierung in das Register aufnehmen lassen will, muss vorher noch eine Erklärung abgeben, dass die Daten gespeichert und weitergegeben werden dürfen. Die Typisierung kann über zwei Wege erfolgen: Gängig ist die Entnahme von fünf Millilitern Blut etwa bei öffentlichen DKMS-Aktionen. Spendewillige können aber auch ein Wattestäbchen-Set anfordern und über das Abstreichen der Wangenschleimhaut Proben entnehmen und diese einschicken.

„Das Blut hat den Vorteil, dass es mehr Zellen enthält als die Probe mit dem Wattestäbchen“, sagt Schmidt. Es sei daher besonders wichtig, kräftig und lange an der Wangeninnenwand zu reiben, damit genug Zellen am Wattebausch haften bleiben, betonte Schmidt. Vor der Blutentnahme darf ganz normal gegessen und getrunken werden.

Drei Wochen kann es dauern, bis das Labor den Befund hat. Die Daten werden mit der Angabe des Geschlechts, des Alters und einer Spendernummer in das ZKRD aufgenommen. Die DKMS nehme direkten Kontakt zum Spender auf, wenn eine Anfrage aus dem In- oder Ausland vorliegt, sagte Schmidt. Zudem werden Registrierte regelmäßig angeschrieben, um den Adressbestand aktuell zu halten. Nach den Erfahrungen der DKMS kommt es bei fünf Prozent der möglichen Spender innerhalb der nächsten zehn Jahre tatsächlich zu einer Spende.

Wenn auch weitere Untersuchungen - etwa zu Infektionserkrankungen wie HIV oder Hepatitis - unbedenkliche Ergebnisse bringen, steht der Spende nichts mehr im Weg, sagte Schmidt. Die Kosten übernimmt die DKMS. Natürlich habe der potenzielle Spender das Recht, von der Spende zurückzutreten. „Wir appellieren aber immer an die Spender, wenn sie es sich anders überlegen, dass sie sich bitte möglichst früh entscheiden.“ Denn ist der Patient einmal auf die Transplantation vorbereitet, könne jede Verzögerung oder eine Absage im schlimmsten Fall den Tod für den Patienten bedeuten.

Service:

Am 28. und 29. Mai finden deutschlandweit mehrere Typisierungsaktionen der DKMS statt. Der DKMS-Veranstaltungskalender im Internet führt alle Orte auf: http://dpaq.de/KJtcC.