Luxusgut Lebensmittel? Preise für Nahrung ziehen kräftig an

Wiesbaden/Nürnberg (dpa) - Erst der kalte Winter, dann das Hochwasser, dazu schlechte Ernten in anderen Ländern: Das Wetter lässt die Preise für Nahrungsmittel klettern. Obst, Gemüse oder Fleisch kosten seit Monaten ständig mehr Geld.

Die Verbraucher in Deutschland müssen immer stärker steigende Lebensmittelpreise hinnehmen. Bereits im fünften Monat in Folge verteuert sich Nahrung rasant. Im Juli kletterte die Teuerung für Obst und Gemüse, Fleisch, Milch oder Eier auf 5,7 Prozent, berichtet das Statistische Bundesamt. So dramatisch hatten die Preise in diesem lebenswichtigen Bereich zuletzt im September 2008 zugelegt.

Keine Frage: Missernten, Naturkatastrophen und Schwankungen am Weltmarkt machen sich zunehmend auf den Preisschildern an den Regalen des Lebensmittelhandels bemerkbar. „Neben der Witterung in Deutschland dürften dafür auch schlechte Ernten in anderen Ländern verantwortlich sein“, betont Commerzbank-Ökonomin Ulrike Rondorf.

Doch auch Produktinnovationen und verstärkte Kontrollen haben ihren Preis, wie Branchenbeobachter meinen. Verbraucherschützer raten daher zu einem noch genaueren und breiteren Preisvergleich.

Zwar bleibt die Inflation insgesamt im Rahmen. Und die hohe Beschäftigung sowie steigende Einkommen befeuern die Kauflust der Verbraucher. Doch hohe Preise für Brot, Paprika und Bier treffen Menschen umso härter, je weniger Geld sie zur Verfügung haben.

„Der kalte Winter treibt die Nahrungsmittelpreise wohl noch immer in die Höhe. Hinzu kommt die Flut in Teilen Deutschlands“, vermutet Christian Schulz, Ökonom der Berenberg Bank. Jetzt kommt auch noch der heiße Juli hinzu - das lässt die Nachfrage etwa nach Getränken sprunghaft anziehen, und landauf landab landen Steaks auf dem Grill. In Hessen verteuerte sich Bier binnen eines Monats um 5,2 Prozent.

Deutlich teurer als vor einem Jahr sind aktuell vor allem Obst und Gemüse, bei denen die Statistiker im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen Preisanstiege im Schnitt von mehr als zehn Prozent errechnet haben. Bei einzelnen Produkte wurden noch viel heftigere Ausschläge verzeichnet. So ist Paprika aktuell fast 45 Prozent teurer als vor einem Jahr. Bei Äpfeln kletterte die Preise um fast 32 Prozent.

Wenn die Lage angespannt bleibt, sind weitere Preiserhöhungen nicht ausgeschlossen, wie etwa der Milchindustrie-Verband (MIV) am Dienstag (30. Juli) ankündigt: „Zunächst hatte der lange Winter die Milchproduktion eingeschränkt, der nasse Frühling verzögerte die erste Futterbergung und nun brennt die Sonne den Maisanbau weg.“ Dabei sinke die Nachfrage bereits, und die Konsumenten nutzten ausgiebig Sonderangebote: „Der Verbraucher hält sich zurück und für ihn bleibt es bei "Geiz ist geil".“

Nach einer Studie der Konsumforscher GfK greifen die Verbraucher aber für wichtige Waren des täglichen Bedarfs auch tiefer in die Tasche. Demnach stiegen die Ausgaben der privaten Haushalte für Obst und Gemüse im ersten Halbjahr 2013 um 6,4 Prozent.

Wenn die Preise zu hoch sind, kaufen die Verbraucher im Schnitt etwas geringere Mengen ein - ohne aber dadurch den Anstieg ganz auszugleichen. Beispiel Kartoffeln: Dafür hätten Verbraucher etwa 30 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres bezahlen müssen. Die gekaufte Menge ging laut der Studie „nur“ um fünf Prozent zurück - schließlich geht es um ein Grundnahrungsmittel.

Verbraucherschützer raten Konsumenten, sich beim Einkauf von Obst und Gemüse auch auf Wochenmärkten oder direkt bei Erzeugern umzuschauen. „Regional und saisonal kann man durchaus günstige Produkte einkaufen“, sagt Lebensmittel-Experte Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Jetzt in der Erntesaison lohne es sich besonders, beispielsweise Beeren auf dem Markt einzukaufen. Auch Äpfel könnten bei Obsthändlern billiger sein als bei Handelsketten.