Neue Therapiemöglichkeiten für MS-Patienten
Eine Heilung der Krankheit ist nicht in Sicht, aber man kann sie heute besser behandeln.
Düsseldorf. Bei vielen Betroffenen beginnt sie mit einem Kribbeln oder begrenzter Taubheit, Sehstörungen oder Gleichgewichtsproblemen: die Multiple Sklerose (MS). 130 000 bis 150 000 Menschen bundesweit leiden an dieser noch immer unheilbaren Erkrankung des Nervensystems.
Unter ihnen ist auch Malu Dreyer, die SPD-Politikerin, die Anfang 2013 dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck nachfolgen soll. Sie fühle sich „kraftvoll und gesund“ betonte die 51-Jährige bei der Bekanntgabe der Amtsübernahme.
Professor Hans-Peter Hartung, Direktor der Neurologischen Klinik an der Uniklinik Düsseldorf, betont: „Das noch verbreitete Klischee, dass alle Betroffenen irgendwann im Rollstuhl sitzen, ist schlicht falsch.“
Da der Verlauf der Krankheit völlig unterschiedlich sein kann, wird sie auch die „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“ genannt. Zumeist führen Schübe, die über einige Wochen anhalten können, zu teilweisen Lähmungen von Gliedmaßen oder Sehschwächen. Diese lassen sich mit Kortison gerade in der Anfangszeit oft wieder beseitigen. Je häufiger sich die Schübe aber wiederholen, desto mehr wächst das Risiko, dass Einschränkungen bleiben.
Betroffene leiden zumeist auch psychisch unter der Krankheit. Schließlich weiß man nie, wann der nächste Schub kommt und ob er sich wieder ganz beseitigen lässt. Einige Erkrankte erleiden mehrere Schübe pro Jahr, andere leben jahrelang ohne Einschränkungen, bis sich wieder ein Schub ereignet. Bei der Mehrzahl der Patienten ändert sich binnen zehn bis 15 Jahren der Verlauf; es kommt zu einer allmählichen Zunahme von bleibender Behinderung.
Zwar lässt sich MS nicht heilen, aber bei den Therapiemöglichkeiten hat sich nach Angaben von Hans-Peter Hartung seit den 90er Jahren viel getan. Die meisten MS-Erkrankten werden heute dauerhaft mit Medikamenten — Spritzen, Infusionen oder Tabletten — behandelt, die die Häufigkeit der Schübe deutlich reduzieren und das Fortschreiten einer Behinderung verlangsamen können. Allerdings gehen mit stärkeren Medikamenten auch potentiell größere Risiken einher.
Vermutlich im kommenden Jahr werden drei weitere Präparate zur Behandlung der schubförmigen MS auf den Markt kommen, sagt Hartung. „Die Palette an Therapiemöglichkeiten hat sich deutlich verbessert — und sie verbessert sich weiter.“
Das Ziel aller Medikamente ist die Reduzierung von Schüben. Dadurch erhöht sich die Chance, ohne größere Behinderung alt zu werden. Ein absoluter Durchbruch — also die Möglichkeit, MS zu heilen — ist nach Hartungs Einschätzung in den kommenden zehn Jahren zwar nicht zu erwarten. Aber das Leben mit MS, da ist er sich sicher, wird einfacher werden.
Weitere Informationen: dmsg.de