Wie kamen Legionellen in Brauerei? - Viele Fragen in Warstein
Warstein (dpa) - In geringer Konzentration finden sich Legionellen fast immer im Süßwasser. In Warstein hat eine hohe Konzentration zu schweren Erkrankungen und Todesfällen geführt. Jetzt werfen auch noch Legionellen-Funde in der Warsteiner Brauerei Fragen auf.
Die Gesundheitsbehörden suchen in Warstein fieberhaft nach der Ursache der Legionellen-Welle. 165 Menschen sind erkrankt, zwei gestorben. Orte, an denen die Bakterien gehäuft aufgetaucht sind, konnten identifiziert werden, wie eine Kläranlage oder jetzt auch die Warsteiner-Brauerei. Aber was die Welle ausgelöst hat, ist noch unklar.
Wie gefährlich sind Legionellen?
Sie kommen vor allem im Süßwasser vor und können bei höherer Konzentration über eine Lungenentzündung auch gesunden Menschen gefährlich werden. Das geht bis zu Todesfällen. In Warstein sind bislang 165 Menschen erkrankt. Zwei sind gestorben.
Wie haben sich die Erreger verbreitet?
Sie sind möglicherweise über das Abwasser der Brauerei in eine Kläranlage und weiter in ein anderes Unternehmen und über dessen Kühlanlage in die Umgebungsluft gelangt. Die Brauerei dürfte nach den bisherigen Erkenntnissen aber nicht der eigentliche Ausgangspunkt gewesen sein.
Legionellen in der Brauerei - ist dann auch das Bier betroffen?
Nein, sagen die Brauerei und das nordrhein-westfälische Umweltministerium. Die Erreger sterben ab einer Temperatur von 60 Grad ab. Und Bier wird zwischenzeitlich bis zu 100 Grad erhitzt. Das ist ein geschlossener Kreislauf. Auch alle anderen in der Brauerei produzierten Getränke werden den Angaben zufolge erhitzt und sind frei von Legionellen. Es sollen auch in den Abwasserleitungen von der Braustätte zur Vorklärung keine Erreger gefunden worden sein.
Und wie kommen die Legionellen dann ins Abwasser?
Das ist die große Frage. Die Erreger wurden sogar an einer zweiten Stelle in der Brauerei entdeckt, in Kühlanlagen, die die Biertemperatur wieder absenken. Das sind zwei Orte innerhalb der Brauerei, die direkt nichts miteinander zu tun haben. Beide Anlagen sind aber nach oben offen, haben also Kontakt mit der Außenluft.
Liegt die Ursache allen Übels letztlich in der Brauerei?
Das Umweltministerium hält das für unwahrscheinlich, weil zwei unabhängige Erregerquellen aufgetaucht sind.
Und wo kommen die Legionellen dann her?
Das Ministerium vermutet, dass sie von außen kamen, möglicherweise über die Luft, über Vogelkot oder über vorgeschaltete Produktionen. Ob man die Ursache jemals finden wird, ist offen. Wenn sich die Belastung wiederholt, könnte man ihr eher auf die Spur kommen als wenn es ein Einzelfall bleibt.
Ist man denn schon Herr der Lage?
Einige Maßnahmen sind schon getroffen worden. Kühlanlagen der betroffenen Unternehmen wurden desinfiziert. Im Fall derjenigen Firma, über deren Kühlung die Erreger in die Außenluft gelangten, wurde die Anlage sogar stillgelegt. Eine Kläranlage hat darüber hinaus neue Reinigungs- und Schutzmaßnahmen getroffen. Die Brauerei muss jetzt auch zusätzliche Schutzmaßnahmen treffen.
Wirkt das denn?
In den vergangenen Tagen hat es keine Neuerkrankungen mehr gegeben. Das scheint so weit im Griff zu sein. Sollte der Erreger über die Außenluft in die Brauerei gekommen sein, wird sich der Fall wegen der derzeit niedrigen Temperaturen nicht so schnell wiederholen.
Wie haben sich die Menschen in Warstein geschützt?
Mundschutz haben nur Beschäftigte zum Beispiel in der Kläranlage angelegt, die Menschen in der Stadt nicht. Viele sind aber weniger nach draußen gegangen oder sind zum Einkaufen in Nachbarstädte gefahren.