Gesundheit: Wenn die Diät krank macht

Forscher haben festgestellt, dass bei kohlenhydratarmer Kost das Herzinfarkt-Risiko höher ist.

Düsseldorf. Wer abnehmen will, sollte möglichst auf Kohlenhydrate in Brot, Nudeln oder Reis verzichten und dafür eher zu eiweißreichen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch oder Milchprodukten greifen.

Mit einer solchen Ernährung purzeln zwar die Pfunde, den Gefäßen tut eine solche Kost allerdings nichts Gutes. Amerikanische Wissenschaftler vom Beth Israel Deaconess Mediacal Center in Boston haben jetzt herausgefunden, dass sogenannte low-carb-Diäten mit wenig oder keinen Kohlenhydraten die Gefäße schädigen und dadurch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich erhöhen.

Sie starteten ihre Versuchsreihe nachdem bekannt wurde, dass mehrere Menschen einen Herzinfarkt erlitten, die sich an das low-carb-Prinzip gehalten hatten.

Die Forscher um Anthony Rosenzweig zeigten in einem Versuch mit Mäusen, dass die Tiere nach einer zwölfwöchigen Diät mit wenig Kohlenhydraten und viel Eiweiß viele Ablagerungen an den Gefäßwänden hatten, wodurch das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erheblich zunimmt.

Ihre Nahrung bestand aus lediglich zwölf Prozent Kohlenhydraten, dafür aber aus 43 Prozent Fett und 45 Prozent Eiweiß. Zum Vergleich fütterten die Wissenschaftler eine Gruppe von Mäusen mit nagertypischer Kost, die aus 65 Prozent Kohlenhydraten, 15 Prozent Fett und 20 Prozent Eiweiß bestand. Eine weitere Gruppe erhielt ein fettreiches Futter - es orientierte sich an westlichen Nationen - mit 43 Prozent Kohlenhydraten, 42 Prozent Fett und 15 Prozent Eiweiß.

Zwar war das Gewicht der low-carb-Mäuse nach den zwölf Wochen um 28 Prozent geringer als bei den westlich ernährten Tieren. Bei näherer Untersuchung stellte das Team aber fest, dass die Ablagerungen in den Blutgefäßen um 15,3 Prozent zugenommen haben, bei den Tieren mit westlicher Kost dagegen nur um 8,8 Prozent. Bei den Mäusen, die mit artgerechtem Futter ernährt wurden, gab es kaum Veränderungen.

Was aber die Forscher verblüffte war die Tatsache, dass die verstärkte Plaquebildung nicht mit erhöhten Cholesterin- und Triglyceridwerten einherging. Dabei steigen normalerweise diese Blutfette bei einer drohenden Arterienverkalkung an. Auch die Werte von Insulin, Blutzucker und Entzündungsstoffen waren unauffällig.

Auf der Suche nach einer Erklärung untersuchten die Forscher auch die sogenannten endothelialen Vorläuferzellen (EPC). Welche Funktion diese aus dem Knochenmark stammenden Zellen haben, wird noch erforscht. Vermutlich spielen sie aber eine entscheidende Rolle bei der Regeneration von Gefäßen und der Funktion, diese von Ablagerungen zu befreien.

"Die Zahl der EPC ist bei den low-carb-Mäusen schon nach zwei Wochen um 40 Prozent gesunken", sagt Rosenzweig. Dieses Ergebnis hat ihn dermaßen beeindruckt, dass er seine eigene kohlenhydratarme Ernährung sofort aufgab.

"Es ist sehr schwierig, in klinischen Studien den Effekt solcher Diäten auf die Gesundheit der Gefäße festzustellen. Deshalb orientiert man sich eher an herkömmlichen Blutfettwerten wie Cholesterin", berichtet der Studienleiter. "Unsere Untersuchung zeigt aber, dass eine kohlenhydratarme Diät ungünstige Effekte auf das Herz-Kreislauf-System haben kann, die simple Blutwerte nicht wiedergeben."

Sein Resümee aus den Studienergebnissen: "Es scheint, dass eine ausgewogene Ernährung in Kombination mit regelmäßiger Bewegung das Beste für die meisten Menschen ist."