Gräber auf der Buga interessieren Alt und Jung
Koblenz (dpa) - Bei der Bundesgartenschau zeigen auch Friedhofsgärtner ihr Können. Sie präsentieren auf einem Mini-Friedhof 120 Mustergräber. Mit ausgefallenen Ideen kämpfen sie gegen den Trend zum anonymen Grab.
Eine mit bunten Blumen bepflanzte Miniatur-Achterbahn ist wohl auf einem Friedhof in Deutschland selten zu finden. Dabei ist die Idee naheliegend: „Das Leben hat auch Höhen und Tiefen - so wie eine Achterbahn“, erklärt Friedhofsgärtner Josef Knostmann die Symbolik. Er hat das außergewöhnliche Grab bei der Bundesgartenschau in Koblenz (15. April - 16. Oktober) angelegt. In der bei Buga-Besuchern beliebten Sektion „Grabgestaltung und Denkmal“ gibt es dieses Jahr rund 120 - zum Teil etwas verrückte - Grabstellen. Mustergräber wohlgemerkt. „Da liegt keiner drunter“, stellt Knostmann klar. Entsprechende Nachfragen habe es bei früheren Gartenschauen schon oft gegeben.
Für die Buga-Macher ist der „Mini-Friedhof“ auf dem Vorgelände der Festung Ehrenbreitstein einer der Höhepunkte. „Das ist ganz erstaunlich“, sagt der Geschäftsführer der Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH, Hanspeter Faas. „Bei den gärtnerischen Ausstellungsbeiträgen sind die Gräber nach den Blumenschauen der zweitwichtigste Beitrag, wenn man die Besucher fragt. Und das sind nicht nur die alten Leute, die da hingehen.“
Vielleicht bietet die Ausstellung eine seltene Gelegenheit, sich mit dem Thema Friedhof ohne einen Traueranlass auseinanderzusetzen. Das könnte so sein, meint Faas. Der Bund deutscher Friedhofsgärtner (BdF) im Zentralverband Gartenbau will mit der Ausstellung die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten zeigen. In Deutschland gibt es rund 4000 Friedhofsgärtner. Sie wollen sich gegen den Trend zum anonymen Grab wehren. „Das ist ein harter Kampf“, sagt Knostmann.
Der 60-Jährige ist als BdF-Vorsitzender des Arbeitskreises „Ausstellung und Gestaltung“ für den Friedhof mit 5000 Quadratmetern Fläche auf dem Buga-Gelände verantwortlich. Hier wird der Wandel deutscher Friedhofskultur von 1650 bis heute gezeigt. Dazu gibt es sieben Themenbereiche. Einer widmet sich neuen Lebensmodellen und der Frage, wie sich diese am Ort der letzten Ruhe darstellen lassen. Im Zentrum steht der sogenannte Memoriam-Garten mit verschiedenen Grabtypen, einem Wasserbecken und Bänken. Die Pflege wird vertraglich über mehrere Jahre abgesichert. Das Ziel: Die Hinterbliebenen sollen entlastet werden, zugleich aber einen Raum für Trauer behalten.
Besonders gespannt dürfen die Buga-Besucher wohl auf die Gräber sein, die für die Imagekampagne des BdF unter dem Motto „Es lebe der Friedhof!“ angelegt werden. Die Geschäftsführerin Sybille Trawinski sagt: „Wir zeigen das bewusst in überspitzter Form, damit sich die Leute Gedanken machen, warum es überhaupt ein Grab geben muss.“ Es gehe eben darum, die Persönlichkeit des Verstorbenen zu transportieren und einen Ort für Trauer und Erinnerung zu bieten. Eines dieser Gräber wird auf die Persönlichkeit eines Keglers zugeschnitten. Arbeitstitel: „Sein Leben war ein großer Wurf“.