Rekord im Bäume-Umarmen: So rettet man die Welt heute
Essen (dpa) - Bäume umarmen aus Umweltschutz: Im Essener Grugapark haben 848 Menschen damit einen neuen Weltrekord aufgestellt. Und medienwirksam ein Zeichen gegen die Abholzung der Wälder gesetzt.
Umarm einen Baum! Wer bei dieser Aufforderung ausschließlich an ökobewegte Waldretter und spirituelle Esoteriker denkt, liegt falsch. Als am Dienstag (14. Mai) im Essener Grugapark rund 850 Menschen ihre Körper an die Stämme Hunderter Bäume schmiegten, ging es um einen Weltrekord. Und es ging darum, medienwirksam die Welt ein bisschen besser zu machen.
Die Engländer haben vorgelegt: 702 Menschen schmiegten sich 2011 in einem Wald zeitgleich an Baumstämme und schafften es damit ins Guinness-Buch der Rekorde. Dieser Rekord sollte nun geknackt werden.
„Es ist ein symbolischer Akt mit einem ernsten Hintergrund“, sagt Jörn Ehlers, Sprecher der Naturschutzorganisationen WWF. Gemeinsam mit dem Fernsehsender ProSieben wollen die Naturschützer ein Zeichen setzen. In keinem Lebensraum gebe es mehr Tiere und Pflanzen, gleichzeitig sei der Wald wichtig für die Klimaregulation, erfahren die Teilnehmer. Pro Minute gingen 35 Fußballfelder Wald durch Abholzung verloren, rechnet der WWF vor. Egal ob der Rekord geknackt werden kann: Die Aufmerksamkeit für Aufforstungsprojekte des WWF, etwa in den Auen der Elbe bei Sachsen-Anhalt, ist schon jetzt gewiss.
„Bäume umarmen - und mal eben kurz die Welt retten, deswegen bin ich hier“, scherzt Teilnehmerin Susanne Mertins und lacht. Ganz ernst nehmen dürfe man so eine Aktion zwar nicht. Aber: „Alles, was ein bisschen Aufmerksamkeit für den Wald erregt, ist doch gut.“ Gekommen sind Schulklassen, Spaziergänger und Neugierige, wie Patrick Kruse vom Niederrhein. Auch er glaubt: „Wir können keine Wälder retten, aber ein bisschen Bewusstsein schaffen, das können wir schon.“ Und die Teilnehmer können schöne Medienbilder für die Sache des Waldes produzieren.
Olaf Kuchenbecker, Weltrekordrichter von Guinness erklärt die Spielregeln: „Jeder nur einen Baum, dicke Stämme können auch von Mehreren umarmt werden“ - und schon verteilen sich Menschentrauben im Park. Auf das Signal einer Jagdhorngruppe geht's los. Eine Minute lang Wange an Wange mit der Baumrinde, die Arme so weit es geht um die Stämme geschlungen. „Ich liebe die Natur“, schwärmt die 66-jährige Helga Möller, dicht an einen Ahorn gekuschelt. Im autogenen Training hat sie schon öfter Bäume umarmt: „Der Baum gibt Kraft und Nähe und ist schön warm.“ Diese Erfahrung teilen heute Hunderte Menschen im ganzen Park.
Dann ist es, wenn auch knapp, geschafft: Weltrekordrichter Kuchenbecker verkündet den neuen Weltrekord. Sein Fazit: „Weltrekorde müssen nicht immer actionreich sein, sie taugen auch als stille Stellungnahme“, sagt er. „Vielleicht kommt ja jetzt Bewegung in den Wettbewerb.“ 848 Baumumarmer gilt es zu schlagen.