Notruf: Die Säule bleibt stehen

Sie wirken antiquiert, sind es aber nicht. Dank Satelliten-Technik schaffen die Telefone entlang der Autobahnen und Bundesstraßen schneller als jedes Handy Hilfe herbei.

<strong>Düsseldorf. Etwa alle zwei Kilometer taucht an den Autobahnen eine von ihnen kurz im Blickwinkel auf. 14 000 Mal neben dem deutschen Fernstraßennetz. Und immer in orange. Die Notrufsäule gehört zum Straßenbild wie der Mittelstreifen. Aber angesichts der Freisprecheinrichtung fürs Mobiltelefon fragt sich so mancher Autofahrer, wann die antiquiert anmutenden Geräte endlich abgebaut werden. Antwort: Nie und nimmer! Ganz im Gegenteil - mit jedem neuen Autobahnkilometer kommen weitere Säulen hinzu.

Pro Jahr rufen im Schnitt 300 000 Autofahrer an

Denn in Hamburg, wo gleich gegenüber vom Hauptbahnhof im Haus Glockengießerwall 2 alle Leitungen zusammen laufen, melden sich pro Jahr aus ganz Deutschland durchschnittlich 300 000 Autofahrer, die auf irgendeine Weise Hilfe brauchen.

"Die Notrufsäule ist bei Pannen oder Unfällen nach wie vor das sicherste Kommunikationsinstrument", sagt Heiko Beermann. Der 56-Jährige ist Chef jener Firma, die die Säulen im Auftrag der deutschen Versicherungswirtschaft betreibt. Beermann leitet ein für den Anrufer kostenloses Call-Center, in dem 60 Mitarbeiter auf ihren Monitoren ständig die Notfallstationen zwischen Nord- und Bodensee im Blick haben.

Lernen musste er in seinem Job, dass mit der Notrufsäule auch mancher Unfug getrieben wird: "Einige wollen nur wissen, wie weit weg die nächste Tankstelle liegt. Besser wäre es, wenn die Leitungen für den eigentlichen Zweck frei blieben."

"Es ist uns technisch möglich, innerhalb von wenigen Sekunden zwischen uns, dem Anrufer und der Polizei eine Dreierkonferenz herzustellen", unterstreicht der Call-Center-Chef die Vorzüge der vermeintlich überalterten Technik, die bereits 1938 als sogenanntes Betriebstelefon in Bretterbuden zum Einsatz kam.

Bei einem Rundgang durch die Räume im zweiten Stock des altehrwürdigen Bürogebäudes in der Hamburger Innenstadt wird deutlich, was hier Priorität hat: straffe Organisation. Ununterbrochen sprechen die mit Headsets ausgestatteten Mitarbeiter: "Guten Tag! Was kann ich für Sie tun?"