Lebensmittel: Ist Bio gar nicht besser?

Stiftung Warentest hat Öko- und konventionelle Produkte untersucht: Auf beiden Seiten gibt es Tops und Flops.

<strong>Berlin. Bio-Lebensmittel boomen. Spätestens seit die Discounter auf den Öko-Zug aufgesprungen sind, landen landauf und landab Bio-Produkte in den Einkaufswagen - auch, wenn sie meist teurer sind als herkömmliche Lebensmittel. Doch nun schreckt eine Untersuchung von Stiftung Warentest die Bio-Fans auf: "Die Qualität von Öko- und konventionellen Lebensmitteln unterscheidet sich kaum", lautet nüchtern formuliert das Ergebnis einer Analyse von 78 Lebensmitteluntersuchungen, die von Januar 2002 bis August 2007 von Stiftung Warentest veröffentlicht worden sind.

Anders formuliert: Obst und Gemüse sowie verarbeitete Produkte aus biologischem Anbau schmecken oft nicht besser als konventionelle Ware und ihre Qualität schwankt extrem. Allerdings sind Obst und Gemüse aus biologischem Anbau in der Regel frei von Chemie. Tops und Flops gibt es also bei ökologischen wie herkömmlichen Lebensmitteln.

Die Qualität der Biolebensmittel differierte im selben Test oft extremer als bei konventionellen Produkten. Oliven- und Rapsöle aus ökologischem Anbau wurden mit "sehr gut", mitunter aber auch mit "mangelhaft" bewertet. Von sieben Sorten Biohonig waren drei "gut", vier jedoch "mangelhaft".

Eine artgerechte Tierhaltung und die Erhaltung des Naturkreislaufs gehört für viele zur Qualität eines Lebensmittels dazu. Hier schnitten die Öko-Anbieter deutlich besser ab: Hersteller von Bio-Kochschinken etwa konnten die Kontrolle der gesamten Lieferkette belegen; konventionelle Anbieter verweigerten bisweilen die Auskunft.

Hersteller konventioneller Lebensmittel haben bei Fleisch-, Fisch- und Milchwaren Bakterien meist besser im Griff als ihre Kollegen aus der Biobranche. Das liegt in erster Linie daran, dass Bio-Hersteller auf Konservierungsstoffe verzichten. Damit können diese Produkte schneller verderben. Angesichts der Ergebnisse empfiehlt Stiftung Warentest kürzere Haltbarkeitsfristen: Während konventionelle Kochschinken zwar selten besser als "ausreichend" waren, fielen die Bio-Produkte beim Test mit "leicht säuerlichem" Geschmack durch.

Umsatz Die Bio-Branche in Deutschland steigerte nach Angaben des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) ihren Umsatz 2006 im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro.

Produzenten Knapp 17 000 deutsche Betriebe produzierten Bio-Lebensmittel im vergangenen Jahr, 2,5 Prozent mehr als im Jahr 2005.

LIeferanten Wegen der großen Nachfrage kommen schätzungsweise 30 Prozent der Bioprodukte aus dem Ausland.

Bio-Discount Der Hauptgrund für den Boom sind Bio-Ladenketten sowie Bio-Angebote in Supermärkten und bei Discountern.

Bio-Siegel Mehr als 33 000 Produkte tragen ein Bio-Siegel.