Strom: Webseiten für Wechselwillige
Wer seinen Anbieter gegen einen billigeren tauschen will, findet im Internet Tarifrechner, aber nicht alle taugen etwas.
Berlin. Immer wieder erhöhen die Stromanbieter die Preise. Der Wunsch vieler Verbraucher, nach einem billigeren Lieferanten zu suchen, liegt da nahe. Doch wo gibt es den Strom wirklich für weniger Geld?
Als Informationsquellen bieten sich etliche Tarifrechner im Netz an. Doch Vorsicht: Die Infos sind zwar häufig, aber nicht immer korrekt. Außerdem beantwortet nicht jedes Portal jede Frage, die sich ein Verbraucher vor Abschluss eines neuen Vertrags stellen sollte.
Je nach Verbrauch kann der Wechsel des Stromanbieters einige Hundert Euro pro Jahr bringen, berichtete jüngst die Stiftung Warentest in ihrer Zeitschrift "test" (Ausgabe 9/2008) - nach eingehender Untersuchung von elf Tarifrechnern. Die für die Nutzer durchweg kostenlosen Angebote heißen verivox.de, tarifvergleich.de oder auch toptarif.de. Weitere Anbieter sind wer-ist-billiger.de, findhouse.de, energieverbraucherportal.de oder mcenergie.de.
Die Portale sind nach Einschätzung von "test"-Redakteur Thomas Müller für Privatleute zu wichtigen Hilfsmitteln geworden. Denn auf dem Markt in Deutschland sind mittlerweile nicht nur rund 900 Stromanbieter vertreten: "Von denen gibt es auch noch einige, die Dutzende von Tarifen haben." Oder der Strom kostet beim gleichen Anbieter im einen Postleitzahlen-Gebiet mehr als in einem anderen - unterschiedliche Netzdurchleitungsgebühren sind die Ursache.
Doch als Wechselwilliger mit einem Vertrag, der den Wechsel gerade zulässt, rasch einen Rechner zu googeln und sich für den billigsten Tarif zu entscheiden - so einfach ist es nicht. Denn die Untersuchung der Stiftung Warentest ergab: Die für die verschiedenen Verbraucher-Bedürfnisse günstigsten Tarife waren zum Testzeitpunkt auf den Portalen längst nicht immer komplett vertreten.
"Wichtig ist, dass die Tarife aktuell sind", sagt Christian Michaelis, Energieexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Das sei nicht unbedingt der Fall - eine Einschätzung, die sich mit dem Ergebnis der Warentester deckt: Beim Unterpunkt "Richtigkeit der Preisangaben" schnitten sieben Portale nur "befriedigend" ab.
Hinter veralteten Tarifen steckt ebenso wie hinter fehlenden oft gar nicht Schludrigkeit der Anbieter, so Michaelis: "Es gibt Tarifrechner, die von den Anbietern bevorzugt werden" - und andere, die neue Tarife viel später oder überhaupt nicht mitgeteilt bekommen. Manchmal geben Anbieter Änderungen generell nur sehr kurzfristig bekannt. Beides bedenken Verbraucher besser, wenn sie auf scheinbar unschlagbare Angebote stoßen.
"Man sollte aber nicht nur auf den Preis achten, sondern sich die Vertragsbedingungen anschauen", sagt Thomas Müller. Und genau dabei lässt sich ein guter Tarifrechner durchaus von einem weniger guten unterscheiden. Ein gutes Portal gibt dem Nutzer zum Beispiel Auskunft darüber, wie lange er sich bei einem Tarif bindet, um welche Dauer sich der Vertrag bei einer nicht fristgerechten Kündigung verlängert oder auch, was eine Vokabel wie "Preisgarantie" bedeutet.
"Bei einem guten Rechner kann ich den Tarif einfach anklicken und bekomme dann auf einer zweiten Seite die näheren Informationen zum Tarif und auch zum Anbieter", sagt Michaelis. Auch Filterfunktionen bei der Tarifsuche sprechen für ein empfehlenswertes Portal: Der Nutzer kann dann neben seiner Postleitzahl und dem Jahresverbrauch etwa auch angeben, ob er zur Vorkasse bereit ist. Oder er lässt die Wechselprämie, die manche Anbieter zahlen, herausrechnen.
Die Mehrzahl der Portale finanziert sich nach Müllers Worten über Provisionen. "Das kann dann dazu führen, dass es einen "Tipp der Redaktion" gibt" - also einen Hinweis auf einen Anbieter, der dem Portal Provisionen bezahlt. "Davon sollte man sich nicht verführen lassen". Es seien aber keine Fälle festgestellt worden, bei denen Tarife von kooperierenden Anbietern in der Suchliste nach oben gerückt worden wären.
Ein zweischneidiges Schwert ist laut Michaelis die hier und dort bestehende Möglichkeit, Stromanbieter zu bewerten. "Auf positive Urteile anderer Nutzer würde ich nicht viel geben, denn ich weiß einfach nicht, wer dahintersteht." Anders sehe es aus, wenn ein Anbieter schon mehrere negative Bewertungen bekommen hat, die noch dazu plausibel klingen.