Anhänglichen Hauskatzen fehlt es an Abwechslung
Berlin (dpa/tmn) - Der Kater schleicht um die Beine: Dass Katzen Streicheleinheiten einfordern, ist nichts Ungewöhnliches. Erst wenn sie ständig wie eine Klette am Besitzer hängen, wird es zum Problem.
Bälle werfen und Klettertürme bieten dem Tier die nötige Abwechslung.
Die Voraussetzungen zum Kuscheln sind ideal. Katzen sind ein 38 Grad warmes Wärmekissen mit weichem Fell und oftmals sehr anhänglich. Wenn sich Menschen eine Katze anschaffen, erhoffen sie sich von ihrem Vierbeiner häufig ein kuscheliges Verhalten. Doch was ist, wenn das Tier so schmusig und anhänglich ist, dass man keinen Schritt mehr ohne es tun kann?
Viele Katzen schmusen gern. So wird es jedenfalls vom Menschen gedeutet, wenn das Tier kommt, sich am Halter reibt, sich auf ihn legt oder um dessen Beine schleicht. „Für das Tier handelt es sich aber nicht nur um körperliche Nähe“, sagt die Tierärztin und Katzenexpertin Andrea Böttjer von der Bundestierärztekammer in Berlin. „Das Reiben ist der Kitt einer Katzengruppe, so entsteht ein Gruppengeruch.“ Der Mensch könne dabei als Ersatz der Katzenmutter verstanden werden und das menschliche Streicheln der Mutterzunge entsprechen.
Es kann aber passieren, dass dieses Verhalten zu intensiv wird: Die Katze verfolgt ihren Halter auf Schritt und Tritt und weicht nicht von dessen Seite. „Dann kommt sie möglicherweise mit ihrem Leben nicht zurecht, fühlt sich nicht so wohl und sucht nach Ablenkung“, sagt Tierärztin Heidi Bernauer-Münz aus Wetzlar. „Viele Katzenbesitzer kennen die Bedürfnisse ihres Tieres nicht und glauben, dass es ausreicht sie zu füttern und einen Kratzbaum aufzustellen.“
Ob das Verhalten einer Katze als zu verschmust empfunden wird, ist sicherlich von Halter zu Halter individuell verschieden. „Manchmal ist es auch von bestimmten Zeiten und Umständen abhängig“, sagt die Katzenpsychologin Katja Rüssel aus München. „Es gibt schließlich Situationen, in denen einem etwa bei Problemen in der Partnerschaft oder Ärger am Arbeitsplatz alles zu viel wird, und dann kommt auch noch die Katze an und will etwas.“
Bei einer übersteigerten Anhänglichkeit sollten der Katze Möglichkeiten zur Beschäftigung geboten werden. Zu den Bedürfnissen gehören unter anderem verschiedene Klettermöglichkeiten. Dabei sollte dem Tier nicht nur die reine Wohnfläche zur Verfügung stehen, sondern auch der Raum nach oben - neben einem Kratzbaum etwa durch erhöhte Liegeplätze und einen Stamm zum Hochlaufen.
Wer nicht will, dass die Katze einem zu schmusig auf die Pelle rückt, kann als Alternative mit ihr spielen. „Besitzer können unter anderem Angelspiele machen oder ein Bällchen werfen“, sagt Rüssel. „Zweimal täglich zehn bis fünfzehn Minuten sollten es schon sein.“
Möchte man der Katze ein bestimmtes Verhalten abgewöhnen, sollte man es unterbinden. „Wenn die Tiere vor der zwölften Woche von ihrer Mutter getrennt wurden und es keinen Entwöhnungsprozess gab, kann es sich dadurch äußern, dass sie dem Halter immer wieder am Ohrläppchen oder an der Nase nuckeln“, sagt Rüssel. „Dann muss man die Katze ruhig und kommentarlos auf den Boden setzen - solange, bis sie es verstanden hat.“ Wichtig sei es, konsequent zu bleiben. Zu viel zu verbieten sei allerdings auch nicht gut, denn es kann beim Tier zu Frust, Hilflosigkeit oder sogar zu Depression führen. „Wenn etwas verboten wird, sollte daher immer eine genauso gute Alternative angeboten werden.“
Das kann schon mit ganz einfachen Mitteln geschehen: „Man kann beispielsweise ein dickes Seil aufhängen, eine mit Leckerlis gefüllte, an den Enden fast verschlossene Küchenrolle oder eine Klettermöglichkeit schaffen, indem man ein paar Kartons kauft und sie ineinander stapelt.“