Equitana - Pferde in Wuppertal Harmonisches Spiel am langen Zügel
Pferdetrainerin Sarah Böcking bildet Pferde und Reiter im Westernreiten aus.
Wuppertal/Velbert. Den Cowboy-Hut schwingen, Kühe mit dem Lasso einfangen und beherzt „Yeehaaa!“ schreien: Damit hat die Westernreitweise, wie sie die Wuppertalerin Sarah Böcking praktiziert und lehrt, sehr wenig zu tun. Genau so wenig stimmt es, dass das Westernreiten hart und brutal sein muss, wie es manche Wild-West-Streifen vermuten lassen könnten. Das Gegenteil ist der Fall.
„Deshalb bin ich ja überhaupt zum Westernreiten gewechselt“, erklärt Sarah Böcking. Sie ist Pferdetrainerin und Reitlehrerin und bietet ihre Dienste für Pferdebesitzer mobil an oder in dem Reitstall, in dem auch ihr Pferd steht. Gemeinsam mit ihrem Westfalen-Wallach hat sie im Jahr 2008 buchstäblich umgesattelt. Ihr Pferd war damals elf Jahre alt und als Dressurpferd ausgebildet. Gemeinsam hatten sie schon einige Turniere bestritten. „Dann hat mich eine Bekannte mit zu einer Western-Trainerin genommen und ich hatte eine Probestunde. Danach war ich Feuer und Flamme.“
Der Unterschied zur klassischen englischen Reitweise sei gar nicht so groß, sagt Böcking, nur viel entspannter und harmonischer, wie sie findet. „Die Hilfen sind ähnlich, es wird nur viel mehr über die Schenkel und die Gewichtsverlagerung bewirkt als über die Zügel. Die werden fast immer lang gelassen.“ Insgesamt werde dadurch die Zahl der Hilfen auch reduziert, das Pferd müsse sich „mehr selber tragen.“ Ist denn der Westernsattel tatsächlich schwerer? „Ja, durch die größere Auflagefläche verteilt sich das Gewicht aber auch besser, das Pferd merkt den Unterschied kaum.“
Grundsätzlich würden sich die meisten Pferde für die Westernreitweise eignen. Gangpferde wie Traber oder Isländer hätten es da aber doch schwerer. „Auf den Westernturnieren herrscht eine ganz andere Stimmung, als auf den Turnieren, die ich früher geritten bin“, so Böcking. Viel familiärer und freundschaftlicher ginge es unter Westernreitern zu. Und Böcking war schon auf vielen Westernturnieren: In der Leistungsklasse 1 wurde sie zuletzt in mehreren Disziplinen Rheinland Champion, gewann mehrere WRR-Turniere und nahm mehrfach an Deutschen Meisterschaften teil.
Vor ihrer Westernkarriere hatte sie sich bereits für ein Leben als Pferdetrainerin entschieden. 2007, nach abgeschlossener Ausbildung zur Steuerfachangestellten und neben dem Studium der Wirtschaftswissenschaften, erlangte Sarah Böcking mehrere Trainerlizenzen. 2008 dann der Wechsel der Reitweise, ab 2010 ging sie mit ihrem Warmblüter auf Turniere. 2013 erfolgte die Prüfung zum Trainer B im Westernreiten, 2015 die zum Trainer A. „Das war mein großes Ziel vor der Pause“, erklärt sie. Denn bald darauf wurde sie Mutter und ging in Babypause, ihren mittlerweile 18 Jahre alten Wallach übergab sie in die wohlverdiente Rente.
Heute reitet sie eine fünfjährige Appaloosa-Stute, mit der es bald auch zu Turnieren gehen soll. Bei ihrer Arbeit liegt ihr neben dem Unterricht besonders die Ausbildung junger Pferde am Herzen. „Einige meiner Kunden kommen mit ganz jungen Pferden zu mir. Die langsam einzureiten, macht besonders viel Spaß.“ Böcking hat durchaus den Eindruck, dass das Interesse am Westernreiten wächst. „Es geht ja um ein ganz harmonisches Zusammenspiel zwischen Pferd und Reiter. Das Bewusstsein, dass man sein Pferd durch eine schonende Reitweise gesund und glücklich halten kann, ist bei immer mehr Menschen vorhanden.“