Mächtig Stunk: Stinktiere sind nichts zum Kuscheln
Berlin (dpa/tmn) - Sie sind nur so groß wie eine Katze, aber ihr Geruch lässt sich nicht ignorieren: Stinktiere spritzen ihr Gegenüber an, wenn sie sich bedroht fühlen. Die Haltung im Haus sollte deshalb gut überlegt werden.
Langweilig wird es mit dem Tier aber nicht.
Man riecht es deutlich, wenn es ihnen stinkt: Stinktiere schlagen Angreifer in die Flucht, indem sie sie mit einer widerwärtig riechenden Flüssigkeit bespritzen. Dabei können die auch als Skunks bekannten Tiere aus der Familie der Marder sehr weit zielen: Der Streifenskunk schafft beispielsweise bis zu sechs Meter. Wonach das Drüsensekret genau riecht, möchte man lieber nicht am eigenen Leib erfahren: Beschreibungen zufolge ist es eine Mischung aus verbranntem Plastik und Knoblauch.
Keine ideale Besetzung für ein Haustier in einer Drei-Zimmer-Wohnung, könnte man meinen. Und dennoch gibt es einige, die sich den schwarz-weiß gestreiften Vierbeiner als Haustier halten.
Eigentlich leben Stinktiere in Kanada und den USA. Mittlerweile werden sie aber auch in Deutschland gezüchtet. Von einem dieser Züchter hat Björn Dallmann Jack bekommen, seinen Streifenskunk. „Er wurde mit der Flasche aufgezogen und ist deshalb sehr zahm“, erzählt er. Es ist aber ein Trugschluss, dass die etwa katzengroßen Tiere generell zum Kuscheln und Schmusen geeignet sind. „Viele Halter haben überhaupt keine Ahnung“, kritisiert Matthias Triphaus-Bode von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Stinktiere seien Raubtiere, die sich sehr aggressiv verhalten können.
Jack wiederum ist sehr friedlich: „Er ist stubenrein und geht aufs Katzenklo“, erzählt Dallmann. Das Tier hat einen eigenen Raum, in dem es sich frei bewegen kann. Darin steht eine große Box mit vielen Decken und Kissen sowie eine Kiste mit Erde und Laub, damit der Skunk buddeln kann. Denn die Leidenschaft für den Untergrund teilen alle Stinktiere. Wer sie in der Wohnung hält, muss sich darauf einstellen: „Kaputt gemacht hat er noch nichts, aber er versucht, überall dahinter zu kommen“, erzählt Simone Grützemann. Die Berlinerin hält ebenfalls ein Stinktier, für das sie 200 Euro beim Züchter bezahlt hat. Heizung, Sofa und alle möglichen Öffnungen sollten abgedeckt und verschlossen werden.
Dass die Streifenskunks ihrem Ärger mit einer Ladung aus ihrer Analdrüse Luft machen, kann Björn Dallmann und Simone Grützemann nicht passieren: Beide Tiere wurden schon beim Züchter entdrüst. Erlaubt ist das nach dem Tierschutzgesetz nicht: „Es ist nicht tiergerecht“, sagt Tierarzt Triphaus-Bode. Denn einen medizinischen Grund, ihnen die Drüse zu amputieren, gebe es nicht. Halter können also nicht erwarten, ein entdrüstes Tier zu bekommen.
Ob es den Tieren gut geht oder sie sich bedroht fühlen, können Halter aber auch an der Körperhaltung erkennen: „Sie machen einen Buckel, stellen die Haare und den Schwanz auf und stampfen mit den Vorderfüßen“, erzählt Dallmann. In manchen Situationen beißen die Tiere zu, was schmerzhaft sein kann. Bedroht fühlen könnten sie sich zum Beispiel auf engem Raum, wenn sie sich gestresst fühlten, erklärt Triphaus-Bode.
Im Gegensatz zu anderen Tieren können Stinktiere gut alleine gehalten werden. „Da es intelligente Tiere sind, muss die Umgebung aber entsprechend gestaltet sein“, sagt Triphaus-Bode. Simone Grützemann bietet ihrem Stinktier viel Lauffläche, außerdem beschäftigt sie es mit Spielzeug, das normalerweise für Hunde und Katzen verkauft wird. Björn Dallmann hat sich mit Jack auf Tricks spezialisiert: „Er kann einen Teppich ausrollen, Fußball spielen und durch einen Reifen springen.“ Kein Wunder, dass Tier und Besitzer schon mehrere Auftritte im Fernsehen hatten, unter anderem in Wigald Bonings Sendung „Clever!“.
Stinktiere sind keine Vegetarier, sondern brauchen regelmäßig ihre Portion Fleisch. Dallmann füttert Jack mit Eintagsküken, die er tiefgefroren geliefert bekommt. Alternativ schmecken den Tieren auch Hühnerherzen oder ein Stück Hähnchenbrust. Zusätzlich sollten sie Obst und Gemüse zu fressen bekommen, beispielsweise Äpfel, ein Stück Melone, Möhren und Fenchel. Dabei rationieren Halter das Futter aber besser auf zweimal täglich: „Ansonsten fressen sie so lange, bis der Napf leer ist“, sagt Dallmann. Und das kann schnell zu Übergewicht führen.
Um die Stinktiere optimal versorgen zu können, sollten Halter sich einen Tierarzt suchen, der sich mit den Tieren auskennt. Die Vierbeiner brauchen wie Hund oder Katze Impfungen und alle drei Monate eine Entwurmung. „Wenn Jack etwas Ernsteres hat, bringe ich ihn zu einer Wildtierexpertin“, erzählt Dallmann.
Neben der Frage, ob sich zur Urlaubszeit jemand findet, der auf das Stinktier aufpasst, sollten Halter überlegen, ob das Tier zu ihrem Alltag passt. Denn Stinktiere sind dämmerungs- und nachtaktiv, tagsüber schlafen sie viel. Für Familien mit Kindern sind sie deshalb eher ungeeignet. Und auch Erwachsene müssen sich darauf einstellen, dass die Streifentiere dann durch Reifen springen und Teppiche aufrollen wollen, wenn für Halter das Bett ruft.