Training auf der vibrierenden Platte

Ohne Fortbewegung werden viele Muskeln trainiert. Auch Kranke profitieren.

Düsseldorf. Kilometerweites Joggen oder Hantel-Stemmerei - für modernes Muskeltraining ist das nicht mehr nötig. Es kann schon reichen, sich auf eine wippende, schwingende Platte zu stellen. Beim sogenannten Vibrationstraining werden die Muskeln gezielt beansprucht, ohne dass man sich einen Meter fortbewegen muss. Anstrengend ist das ganze aber schon: "Vier Minuten Training entsprechen acht Kilometer Joggen", sagt Antonio eSilva, Vertriebsleiter der "for me do"-GmbH.

Die Technik gibt es seit etwa 15 Jahren, und Vibrationstraining ist heute der Clou in Fitnessstudios. Eigentlich kommt die Idee, sich ohne eigene Fortbewegung stehend oder liegend durchrütteln zu lassen, aus der Raumfahrt-Forschung, um bei Astronauten den Muskelabbau zu verhindern. Und weil sich dies auch auf kranke, immobile Patienten übertragen lässt, wird Vibrationstraining vor allem in Medizin und Rehabilitation eingesetzt - allerdings bislang ohne Krankenkassenzuschuss.

Prof. Dieter Felsenberg, Leiter des Zentrums für Muskel- und Knochenforschung an der Berliner Charité, ist nach sechs Jahren Forschung zum Vibrationstraining überzeugt vom heilsamen Effekt: "Selbst Patienten mit fortgeschrittenen Krankheiten können wir so zu mehr Beweglichkeit verhelfen, etwa einer Frau, die mit schwerster rheumatoider Arthritis und zwei künstlichen Hüftgelenken meist im Rollstuhl sitzen muss."

Beim Vibrationstraining können Rückenmuskeln, Nacken-, Bauch- oder Beinmuskeln trainiert werden. Die Programme lassen sich je nach Alter, Gewicht und sportlicher Erfahrung individuell einstellen. Und starke Muskeln entlasten die Gelenke und stärken die Knochenmasse.

Das Training auf der vibrierenden Platte ist also mehr als nur ein extrem zeitsparendes Fitnesstraining für "Büroarbeiter". Es eignet sich zum Muskelaufbau, zur Gewichtsabnahme, zur Osteoporose-Vorbeugung und zum Gleichgewichtstraining bei Sturzprophylaxe. Dieter Felsenberg glaubt, dass es auch zur Therapie neurologischer Krankheiten einsetzbar ist. Ab April will er das mit einer neuen Studie für Multiple Sklerose untersuchen.

Dazu passe, glaubt Antonio eSilva, das neue "Wobbel Vibration System" der Essener Firma "for me do": Hierbei vibriert die Platte zufällig und variabel, was besonders stimulierend wirken soll, da sich das Gehirn auf die Bewegung vorher nicht einstellen kann. "Alle zwei Sekunden ändert sich die Frequenz", sagt eSilva.

Ob das zusätzlichen Nutzen habe, bleibe abzuwarten, sagt Dieter Felsenberg. Auf jeden Fall aber sollte Vibrationstraining nur unter fachlicher Anleitung und nach einem Gesundheits-Check betrieben werden. Durch die richtige Haltung muss etwa gewährleistet sein, dass der Kopf nicht vibriert. Für Schwangere oder Menschen mit Herzschrittmacher ist die Trainingsart nicht geeignet.