Weiblich, ledig, jung sucht...

Die Single-Börsen boomen. Doch Vorsicht: Einige Betreiber verstoßen gegen den Datenschutz.

Düsseldorf. Braune Augen, dunkle Haare, mindestens 1,85 Meter groß und schlank. So soll er aussehen, der Traummann von Ina T. aus Wuppertal (Name von der Redaktion geändert). "Natürlich hätte ich den Mann fürs Leben lieber zufällig im Supermarkt kennengelernt”, sagt sie. "Aber wenn es nicht klappt, muss man halt was anderes ausprobieren.”

Die 34-Jährige ist seit fünf Jahren auf der Suche nach einem Partner. Doch weder am Arbeitsplatz noch im Bekanntenkreis findet sich jemand. "Eine Freundin hat mir dann eine Internet-Partnervermittlung empfohlen”, erzählt sie. "Ich dachte, ich probiere es einfach mal aus. ”

Seit einiger Zeit boomen Singlebörsen und Partnervermittlungen im Internet. Einige Singlebörsen beziffern die Zahl ihrer registrierten Kunden auf rund eine Million, der Anteil der Frauen und Männer soll nach Angaben der Agenturen etwa ausgeglichen sein.

Unseriöse Inserenten versuchen die meisten von vornherein auszuschließen, in erster Linie durch die Kostenpflicht. Wenn man beim Log-In bereits zur Kasse gebeten wird, erhöhe dies die Ernsthaftigkeit der veröffentlichten Profile, Steckbriefe und Partnergesuche, so die Anbieter.

Kritiker äußern sich dagegen eher skeptisch. Beispielsweise könne vollkommene Anonymität nicht gewährleistet sein, und es könne keinen grundsätzlichen Schutz vor zweifelhaften Vermittlungen geben. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Stiftung Warentest, die 16 Internet-Singlebörsen und -Partnervermittlungen getestet und bewertet hat.

Neben spezifischen Nutzungsmerkmalen und Usergruppen veröffentlicht die Stiftung Vor- und Nachteile. Sie stellt vor allem Verstöße gegen das Datenschutzgesetz fest, die in Klauseln der Allgemeinen Geschäftsbedingungen enthalten und nicht auf den ersten Blick bei einer Anmeldung erkennbar sind. Davon lassen sich jedoch Millionen Kunden wie Ina T. nicht abschrecken.

Jüngere Leute nutzen überwiegend kostenlose Singlebörsen, während sich Nutzer ab 30 Jahren hauptsächlich bei den kostenpflichtigen Partnervermittlungen einloggen. "Bei einer Partnervermittlung findet man nur Gleichgesinnte”, ist Ina überzeugt. Während man in Kneipen nicht grundsätzlich von interessierten Singles umgeben sei.

Trotz der ständig steigenden Angebote, im World Wide Web den idealen Partner zu finden, sieht Peter H. Hartmann, Professor für Soziologie an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf, keine gesellschaftliche Entwicklung hin zu mehr Anonymität bei der Suche. "Wer einen Partner finden will, muss seine Anonymität sowieso aufgeben”, erklärt er.

Auch der Faktor Zeit spielt nach Hartmanns Ansicht keine besonders große Rolle. Es sei kein Phänomen einer schnelllebigen Gesellschaft, dass jeder nur noch per Mausklick in kürzester Zeit den passenden Partner finden will. Denn letztlich dauert es so noch länger, da der Mailkontakt dem ersten Zusammentreffen noch vorausgeht. Was man sonst beim ersten Blick im Unterbewusstsein entscheidet, muss sich hier erst langsam herausstellen.

Nach Ansicht des Soziologen haben sich die Orte des Kennenlernens in den vergangenen 50 Jahren nicht verändert: Nach wie vor sind es Schule, Ausbildungs- und Arbeitsplatz, Bekannten- und Freundeskreis. Das einzige, das sich definitiv geändert habe, seien die Ansprüche an einen Partner: Denn immer mehr Singles in Deutschland streben nach Individualisierung, die sich auch in konkreten Ansprüchen an den Partner ausdrückt.

Paare trennen sich heute schneller als vor einigen Jahren. Daraus ergibt sich, dass häufiger nach einem neuen Partner gesucht wird als früher. "Ob sich die Partnersuche allerdings verändert hat, ist schwer feststellbar”, räumt Hartmann ein. Sicher sei aber, dass Paare heute bildungsähnlicher seien als vor 20 Jahren. "Das lässt sich an den Profilen bei Kontaktanzeigen ablesen”, erklärt der Soziologe. Trotz des Booms bleibt das Internet also lediglich eine Ergänzung zu den herkömmlichen Kennenlern-Möglichkeiten.