Ab ins kühle Nass - Saubere Badestellen erkennen
Kiel (dpa/tmn) - Schaum am Strand ist ein Zeichen für zu viel Chemie im Wasser - das denken viele. Dabei stimmt das so nicht. Ausflügler meiden stattdessen besser Seen mit vielen Enten und Schwänen.
Warum, erklärt der Umweltexperte Birger Heinzow.
Schaum am Strand ist nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass das Wasser verschmutzt ist. Urlauber müssen sich davon also nicht abschrecken lassen. Das sei kein Zeichen für Chemie, erklärt der Umwelttoxikologe Birger Heinzow. „Der Schaum, den wir oft an Meeresküsten haben, ist meist durch Algen verursacht und nicht durch Chemie.“ Ein schlechtes Zeichen sei das in der Regel nicht. Bei Wind werde das Wasser an der Küste aufgeschlagen, und die natürlichen Eiweiße bildeten Schaum.
In Europas klassischen Urlaubsländern ist die Wasserqualität gut. Das geht aus dem neuesten Bericht zur Qualität der europäischen Badegewässer hervor, den die EU-Kommission am Mittwoch (23. Mai) in Brüssel vorstellte. Das sauberste Wasser bieten Zypern, Kroatien, Malta und Griechenland. Auch in Deutschland ist Baden und Schwimmen fast überall bedenkenlos möglich. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Werte an Nord- und Ostseestränden allerdings leicht verschlechtert: 75,3 Prozent der Küstenbadestellen gelten als exzellent, das sind etwas weniger als im Vorjahr. Gemessen wurde die Konzentration von Bakterien, die auf Verschmutzung durch Abwässer oder Gülle hinweisen.
Die Wasserqualität einer Badestelle lässt sich aber auch ohne Mikroskop ungefähr einschätzen. Viele Schwäne oder Enten auf dem Wasser seien zum Beispiel ein schlechtes Zeichen, erklärte Heinzow. Das sogenannte Wassergeflügel verschmutze das Wasser mit Kot. Das könne einerseits eine erhöhte Keimbelastung zur Folge haben. In Binnengewässern könnten sich dadurch aber auch Zerkarien bilden: „Das sind kleine Saugwürmer, die sich durch die Haut bohren und dann in der Haut stecken bleiben.“
Auch der Knietest könne Aufschluss über die Wasserqualität geben: Bevor die Kinder ins Wasser dürften, sollte ein Erwachsener bis zu den Knien hineinwaten. Sei das Wasser so trübe, dass er seine Füße nicht mehr sehe, deute das auf Grün- oder Blaualgen hin. Die schlechte Sicht erhöhe die Verletzungsgefahr, weil Steine oder andere Stolperfallen möglicherweise zu spät erkannt werden. Die Mikroalgen könnten beim Verschlucken aber auch Magen- und Darmerkrankungen zur Folge haben, warnte Heinzow. Empfindlichen Menschen drohten Hautausschläge. Ausnahmen dieser Regel seien Seen mit moorhaltigem Wasser. „Da ist das normal.“
Fernhalten sollten sich Badende von den Stellen, an denen ein kleiner Bach ins Wasser münde. Denn die Bäche schwemmten das Wasser aus dem Hinterland, zum Beispiel an Kuhweiden entlang, in den See. „Über solche kleinen Zuflüsse, die direkt in den See oder in das Meer müden, können dann Bakterien reingetragen werden“, erklärte Heinzow. „Gerade mit Kindern sollte man deshalb lieber ein bisschen abseits von solchen Bächen ins Wasser gehen.“
Urlauber, die trotzdem lieber dem Mikroskop als dem bloßen Auge vertrauen, finden Übersichten zu den Badewasserqualitäten auf den Internetseiten der Bundesländer.