Auswärtiges Amt rät von Ägypten-Reisen ab
Berlin (dpa) - Die Unruhen in Ägypten nehmen kein Ende. Deshalb rät die Bundesregierung dringend von Reisen in das Land ab. Auf diese Warnung reagieren auch die Reiseveranstalter. Sie haben alle Reisen bis Mitte Februar abgesagt.
Reisewarnung: Angesichts der Unruhen rät die Bundesregierung jetzt dringend von Reisen nach ganz Ägypten ab. Das betreffe auch die Urlaubsgebiete am Roten Meer, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amts der dpa am Dienstag (1.2.) in Berlin sagte. Die Entwicklung in Ägypten sei unübersichtlich und schwer vorhersehbar, hieß es auf der Internetseite des Außenamtes. Dies gelte, auch wenn die Lage in den Urlaubsregionen derzeit ruhig sei.
Bei dem Hinweis handelt es sich nicht um eine formale Reisewarnung, in deren Folge deutsche Staatsbürger in Sicherheit gebracht und ausgeflogen werden müssten, erläuterte die Sprecherin. Vielmehr sei dies eine nochmalige „Anpassung der Reisehinweise“. „Das kann man auch als Warnung bezeichnen“, fügte sie hinzu.
Reiseabsagen: Die großen deutschen Reiseveranstalter bringen bis Mitte Februar keine Urlauber mehr nach Ägypten. Die Reiseverträge werden von den meisten Anbietern aktiv gekündigt, sagte Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reiseverbandes (DRV), am Dienstag (1.2.). An eine Evakuierung aller deutschen Touristen, die sich derzeit bereits in Ägypten aufhalten, ist weiterhin nicht gedacht. Mit der Entscheidung reagiere die Reisebranche auf die erneute Verschärfung der Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes.
DRV-Sprecher Schäfer begründete die Entscheidung auch damit, dass Versorgungsengpässe wegen der Unruhen nicht ausgeschlossen werden könnten. Aus diesem Grunde wolle man jetzt nicht noch mehr Gäste nach Ägypten bringen. Gekündigt werden die Reiseverträge je nach Anbieter für in Deutschland geplante Abflüge bis zum 13., 14. oder 15. Februar. Außerdem bieten viele Tourismusunternehmen jetzt kostenlose Umbuchungen von Ägypten-Reisen bis Ende Februar an, sagte Schäfer.
Rückholaktion: Wie viele deutsche Urlauber derzeit in Ägypten sind, lasse sich nicht genau beziffern. Es seien aber auf jeden Fall mehr als in Tunesien, wo die Reisebranche wegen der Unruhen eine große Rückholaktion organisiert hatte. „Wir reden hier über etwa 30 000 Gäste“, sagte DRV-Hauptgeschäftsführer Hans-Gustav Koch. In Tunesien seien es 7000 bis 8000 gewesen. Eine Rückholung sei im Fall Ägypten nicht erforderlich, sagte Koch, „und sie würde bei vielen Urlaubsreisenden dort auch auf Unverständnis stoßen.“ Die Lage in den Touristengebieten am Roten Meer sei weiterhin ruhig - was auch das Auswärtige Amt in seinem Sicherheitshinweis bestätigt.
Stornieren und Umbuchen: Pauschalurlauber der großen Reiseveranstalter wie Tui, Thomas Cook und Alltours können ihre Ägypten-Reisen mit Abflügen kostenlos umbuchen oder stornieren. Das heißt, man kann seine Reise nach Ägypten auf einen späteren Zeitpunkt verschieben oder gleich in einem anderen Land Urlaub machen. Diese Kulanzregelung sollten Urlauber in den kommenden Tagen in Anspruch nehmen, rät Sibylle Zeuch vom DRV. Am besten wenden sich Kunden an ihr Reisebüro oder direkt an den Veranstalter, wenn sie im Internet gebucht haben.
Verbraucherschützer meinen, die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes seien als Fall von höherer Gewalt zu werten. Bei der Kündigung von Pauschalreisen dürften daher auch nicht die sonst üblichen Stornierungspauschalen erhoben werden, erklärte die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Eine Kündigung wegen höherer Gewalt sei auch möglich, wenn die Pauschalreise bereits angetreten sei. In diesem Fall müssten die Kosten für nicht in Anspruch genommene Leistungen erstattet werden.
Gestrichene Ausflüge: Reisen nach Kairo und Luxor sowie Kreuzfahrten auf dem Nil haben die meisten Veranstalter vorerst aus ihren Programmen genommen. Ausflüge zu kulturellen Sehenswürdigkeiten - der Hauptgrund für eine Kreuzfahrt auf dem Nil - seien im Moment nicht oder nur eingeschränkt möglich, begründete die Tui. Thomas Cook zum Beispiel bietet derzeit keine Ausflüge zu den berühmten Tempeln von Abu Simbel im Süden Ägyptens an.
Die Thomas-Cook-Marken haben alle Rundreisen innerhalb des Landes vorerst gestrichen, sagte Sprecherin Isabella Partasides im hessischen Oberursel. FTI hat alle Kairo-Reisen bis zum 15. Februar abgesagt. Die Rewe bietet im Moment zwar noch Ausflüge in die Tempel von Luxor an, doch darüber werde jeweils tagesaktuell entschieden, erklärte Sauerwald. Jeep-Safaris und Bootausflüge von den Badeorten am Roten Meer aus würden dagegen weiter angeboten.
Urlaub abbrechen: Wer das Land verlassen will, kann in vielen Fällen sofort nach Hause fliegen. Viele Veranstalter wie Neckermann/Thomas Cook, die Rewe und Alltours verlangen keine Gebühr für einen vorgezogenen Rückflug. Bei FTI hängt dies laut Sprecherin Angela Winter in München davon ab, dass es freie Plätze in den Maschinen gibt und diese nicht wesentlich teurer sind als die gebuchten Tickets. Manche Veranstalter wie Rewe und Alltours erstatten ihren Kunden auch die Hotelkosten für entgangenen Urlaubstage. Thomas Cook will von Fall zu Fall entscheiden, und FTI erklärte, Rückzahlungen hingen von der Kulanz des jeweiligen Hotels ab.