Wintertrend: Skibergsteigen wird beliebter

München (dpa) - Sie kraxeln mit ihren Skiern die Piste hinauf, bevor sie den Berg hinabwedeln. Skibergsteigen wird unter Wintersportlern immer beliebter. Der Handel rechnet mit kräftigen Umsätzen. Doch weil die Sportler die Skipisten bevölkern, freut dieser Trend nicht jeden.

Statt gemütlich mit dem Lift zu fahren, kraxeln sie den Berg mühsam hinauf. Skibergsteigen wird unter deutschen Wintersportlern immer beliebter. Um Lawinen zu entgehen, bezwingen viele von ihnen am Rand der Skipiste den Berg. „Der stärkste Trend sind Pistentouren“, sagt Heiko Klein vom größten deutschen Fachhändler-Verbund Intersport. Seit zwei Jahren beobachte er diese Entwicklung vor allem bei jüngeren Wintersportlern. Dabei waren Skitouren zunächst eigentlich ein Hobby für hartgesottene Naturliebhaber.

Der Deutsche Alpenverein (DAV) in München schätzt die Zahl der Skitourengeher in Deutschland auf über 300 000. „Noch um die Jahrtausendwende waren es gerade einmal 200 000“, sagt Thomas Bucher vom DAV. In manchen Alpenregionen seien bereits bis zu zehn Prozent der Skifahrer Tourengeher. Sie stiegen vor allem Abends die Piste hinauf, um in einer Hütte einzukehren und fernab der Skifahrer-Masse die Abfahrt und Natur genießen zu können.

Kein Wunder also, dass das Geschäft mit der entsprechenden Skitouren-Ausrüstung kräftig angezogen hat. „Wir verzeichnen mittlerweile zweistellige Wachstumsraten“, sagt Klein. Neben Schafsfellen, die beim Aufstieg der Piste Halt geben, seien vor allem die entsprechenden Tourenskier gefragt. Sie haben ähnlich wie Langlaufskier eine lose Bindung an der Ferse, die den Aufstieg erleichtert und bei der Abfahrt fixiert werden kann. Die neusten Modelle zeigen die Hersteller von diesem Sonntag (6.2.) an auf der viertägigen Münchner Sportartikel-Fachmesse ispo.

Dabei gehe der Trend dahin, den Berg möglichst sportiv hinaufzusteigen, sagt Klein. So muss der Skitourengeher auch bei der Kleidung einiges beachten, schließlich ist so ein Aufstieg körperlich anstrengend. „Die Sportler tragen atmungsaktive Kleidung, gehen mit leichtem Outfit los und ziehen vor der Bergabfahrt eine schützende Funktionsjacke über“, erklärt Klein.

Der Boom der Skitouren passt dabei in das allgemeine Sportverständnis der Deutschen, die vor allem an ihrer Fitness arbeiten wollen. „Einer der wichtigsten Gründe für die Markterfolge ist die Tatsache, dass Jahr für Jahr das Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher wächst“, sagt der Präsident des Verbands Deutscher Sportfachhandel (VDS), Werner Haizmann. Sport gehöre für viele Menschen mittlerweile zum Tagesablauf. Daher hätten sie in den vergangenen Jahren trotz Wirtschaftskrise immer wieder in Sportartikel investiert.

Auch deshalb seien die Umsätze der Sportfachhändler mit Winter- und Outdoorartikeln im vergangenen Jahr um 20 Prozent gestiegen. Insgesamt seien die Erlöse der Branche um 3,5 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro geklettert, sagt Haizmann.

Doch der Trend des Skibergsteigens freut nicht jeden, vor allem, wenn es um die Sicherheit der Wintersportler geht. So riskieren die Pistengeher beim Aufstieg Zusammenstöße mit herab rasenden Skifahrern. In den vergangenen Wochen hatte sich der Konflikt um die „Geistergeher“ zwischen Tourengehern und Liftbetreibern zugespitzt. In einigen Skigebieten, etwa am Brauneck und im Spitzingseegebiet, wurden die Pisten für Skibergsteiger gesperrt.

Der Alpenverein geht davon aus, dass sich die Skibergsteiger davon nicht abschrecken lassen. „Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung, die sich mit Sicherheit noch ausweiten wird“, sagt Bucher. Abhilfe könnten speziell gekennzeichnete Aufstiegsspuren für Tourengeher schaffen. „Dann haben alle etwas davon.“

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