Beliebte Ausweichziele für Ägypten-Urlauber

Hannover (dpa/tmn) - Sonne und Strand müssen sein: Die meisten Touristen mit Buchungen für Ägypten möchten wegen der Unruhen nicht zu Hause bleiben. Zwar hat die Reisebranche bis Mitte Februar alle Touren in das Land abgesagt.

Die Gäste weichen aber auf andere Ziele aus.

Wegen der Unruhen in Ägypten zu Hause bleiben - für die meisten Touristen ist das keine Alternative. „Die wenigsten wollen jetzt ihren Urlaub an den Nagel hängen“, sagt Anja Braun, Sprecherin des Marktführers Tui in Hannover. „Viele wollen jetzt am Anfang des Jahres in die Sonne“ - und buchen kurzerhand auf andere Ziele wie die Kanarischen Inseln und die Türkei um. Langfristig werden die Urlauber dem Land der Pyramiden, Nilkreuzfahrten und bunten Korallenriffe jedoch nicht fernbleiben, schätzen Experten - so lange kein deutscher Reisender verletzt wird.

Am Montag (31. Januar) hätten noch 60 Prozent der Tui-Pauschalurlauber ihre gebuchte Reise ans Rote Meer angetreten, sagt Braun. Doch am Dienstag verschärfte das Auswärtige Amt seinen Sicherheitshinweis. Es rät nun ausdrücklich auch von Reisen in die Badeorte ab. Die Veranstalter reagierten rasch: Sie strichen bis Mitte Februar alle Ägypten-Reisen. Wer in die Sonne will, kann zudem bis Ende Februar umbuchen, ohne dafür Gebühren zahlen zu müssen.

Die meisten Urlauber dürften sich kaum daran stören, am Strand eines anderen Landes zu liegen als zunächst geplant, vermutet Prof. Martin Lohmann. Viele hätten keine große Bindung an Ägypten. „Die werden mühelos auch woanders glücklich“, sagt der Leiter des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa in Kiel.

Viele werden ihr Urlaubsglück in den kommenden Wochen wohl auf den Kanarischen Inseln und in der Türkei suchen. Diese Ziele bieten ebenfalls Sonne und Strände und sind ähnlich schnell zu erreichen, erklärt Matthias Brandes, Sprecher von Thomas Cook im hessischen Oberursel. In der Türkei seien die All-Inclusive-Anlagen auch ähnlich günstig wie in Ägypten. Für die Kanaren könnte dagegen ein Aufpreis fällig werden. Bei Thomas Cook mit der Marke Neckermann buchten viele Kunden außerdem auf die Arabischen Emirate um, sagt Brandes.

Sportliche Urlauber zieht es wahrscheinlich nach Mallorca, sagt Daniela Sauerwald von der Rewe-Pauschaltouristik (ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg) in Köln. Und „wer tauchen will, weicht vielleicht eher auf die Fernstrecke aus, da gibt es auf der Mittelstrecke nichts Vergleichbares“. Prächtige Riffe wie im Roten Meer finden Taucher zum Beispiel auf den Malediven, in der Karibik, in Indonesien und Thailand. Schwieriger, einen Ersatz zu finden, werde es dagegen für Kulturtouristen, die eine Nilkreuzfahrt gebucht haben. Aber solche Reisenden seien eine kleine Minderheit.

Wann sie wieder auf den Kreuzfahrtschiffe auf dem Nil zu den Tempeln von Luxor tuckern können, ist schwer abzuschätzen. Es sei „völlig unabsehbar, ob diese Entwicklungen zu großen Unruhen führen, die das öffentlichen Leben lange lahmlegen und eine Reise für Touristen gefährlich machen“, sagt Prof. Lohmann. „Es könnte auch sein wie in Tunesien, dass sich die Lage einigermaßen beruhigt. Das kann in Ägypten in zwei Wochen auch wieder der Fall sein.“

Entscheidend sei, ob es für Touristen gefährlich wird und ob es Versorgungsschwierigkeiten gibt. „Das klingt jetzt ein bisschen zynisch: Der Urlauber ist eigentlich nur dann geschockt, wenn in Touristenzentren etwas passiert“, sagt Prof. Karl Born, der an der Hochschule Harz in Wernigerode lehrt. Sollte jedoch kein deutscher Tourist verletzt werden, würden die Urlauber Ägypten nicht langfristig fern bleiben. „Langfristig, so in einem Rhythmus von ein paar Wochen, nachdem das ganze Problem gelöst ist, kommen die Touristenzahlen relativ schnell auf die alte Höhe zurück“, sagt Born.

Bis Dienstag wollten die meisten Deutschen, die schon am Roten Meer waren, ihren Ägypten-Urlaub nicht abbrechen. Am Montag hätten nur 30 von rund 3100 Kunden darum gebeten, früher als vorgesehen nach Hause zu fliegen, sagt Rewe-Sprecherin Sauerwald. Das Auswärtige Amt wies am Dienstag allerdings darauf hin, dass die ägyptische Opposition zu einem landesweiten Generalstreik aufgerufen habe - dessen Ende nicht absehbar sei. Wenn es dazu kommt, könnte es auch in den Urlaubsidyllen am Roten Meer ungemütlich werden.