Erneut Badetoter an der Ostsee - Was Schwimmer beachten sollten

Prora/Stralsund (dpa/tmn) - Eine Serie tödlicher Badeunfälle beunruhigt die Ostseeküste. Am Donnerstag ist schon wieder ein Mann tot aus dem Wasser geborgen worden. Wie Schwimmer vermeiden, in Gefahr zu geraten, erklärt DLRG-Einsatzleiterin Mai Bartsch im Interview.

Eine Serie tödlicher Badeunfälle schockiert und verunsichert derzeit die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern. Am Donnerstag (18. Juli) ist ein 70-jähriger Mann tot aus der Ostsee zwischen Prora und Mukran auf Rügen geborgen worden. Angehörige hatten den Mann aus Sassnitz um die Mittagszeit leblos im Wasser bemerkt, wie die Polizei mitteilte. Der Strand ist in diesem Bereich nicht überwacht. Damit starben in Mecklenburg-Vorpommern seit dem ersten Juliwochenende neun Menschen bei Bade- oder Bootsunfällen. Ein weiterer Mann wird noch vermisst.

Baden in der Ostsee ist zwar nicht grundsätzlich gefährlich. Aber es gibt Risiken, die Urlauber kennen sollten. Das gilt genauso für die Baderegeln, sagt Mai Bartsch, DLRG-Einsatzleiterin für Mecklenburg-Vorpommern:

Wie gefährlich ist das Baden in der offenen See?

Bartsch: Grundsätzlich ist das Baden in der Ostsee nicht gefährlicher als im Binnengewässer. Man sollte sich nur zuvor mit den Besonderheiten des Gewässers beschäftigen und die Baderegeln beherzigen. Wer längere Strecken schwimmen will, sollte das parallel zur Küste tun. Er bleibt im Blickfeld der Rettungsschwimmer.

Was sind die unterschätzten Gefahren?

Bartsch: Man sollte nie im Bereich von Buhnen oder Seebrücken baden. Dort herrschen andere Strömungsverhältnisse. Die Pfähle können unterspült sein. Treten Kinder oder Unerfahrene in diese unterspülten Bereiche, können sie ganz schnell den Halt verlieren und in Panik geraten. Zweite unterschätze Gefahr ist der ablandige Wind. Gerade Urlauber aus dem Binnenland unterschätzen die Situation, weil das Wasser wie ein Ententeich aussieht. Beim Schwimmen in diesem nahezu wellenfreien Gewässer geraten sie in Panik, wenn sie sehr weit vom Ufer abgekommen sind.

Und der Wellengang?

Bartsch: Das ist unserer Erfahrung nach nicht so das Problem. Kinder meiden bei hohen Wellen instinktiv das Wasser. Erwachsene erkennen die Situation als gefährlich und stellen sich darauf ein. Generell gilt: unbedingt die Warnhinweise beachten und bei roter Flagge nicht baden gehen.

Sind ältere Badegäste gefährdeter?

Bartsch: Nein, denn das Schwimmen ist auch für Ältere gesund, weil es den Kreislauf stärkt. Ältere Menschen sind sicher biologisch gefährdeter, einen plötzlichen Herztod zu erleiden. Jeder Mensch mit gesundheitlichen Vorerkrankungen - egal wie alt er ist - sollte sich deshalb nicht mehr zutrauen als er kann. Die Badenden sollten stärker ihrem Bauchgefühl vertrauen als vorschnell etwas zu riskieren. Vor allem sollten sie die Baderegelnbeachten: also vor dem Gang ins Wasser abkühlen, nicht mit vollem Magen oder bei Gewitter baden.

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