Kolumne Gute Reise Gut aufgelegt

Von Claudia Kasemann

Wuppertal

Foto: Schwartz, Anna (as)

Es klingelt in der letzten Telefonzelle Frankreichs: Allô, bonjour!“, sagt Marie-Line Le Gourrierec, die in der kleinen elsässischen Gemeinde Murbach den Hörer abgenommen hat. „Ah, Sie rufen aus Nantes an“, sagt sie und empfiehlt dem ihr unbekannten Anrufer: „Kommen Sie ins Elsass, es ist schön.“

„Seit ein französisches Magazin enthüllte, dass es nur noch eine Telefonzelle im Land gibt, rufen dort Menschen aus der ganzen Welt an“, berichtet unter anderem dpa: „Das sechseckige Telekommunikationsrelikt, dessen Türen fehlen, wurde zu einer Touristenattraktion. Gelegentlich nehmen Anwohner oder Besucher den blauen Hörer ab.

Feste Regeln gibt es in der abgeschiedenen Kommune im Département Haut-Rhin nicht. ,Jeder kann antworten. Und dann fragt man, woher die Leute anrufen, und man schreibt ihren Namen auf‘, berichtet Anwohnerin Marie-Claude König.“ Selbst Münzen einzuwerfen und Telefonate zu tätigen, geht wohl nicht mehr, aber angerufen werden kann die Zelle eben noch – ein Riesending für Spaßvögel aus nah und fern.

Die Kuriosität hat inzwischen weltweites Interesse ausgelöst. Im zerfledderten Anrufheft auf der Ablage stehen Namen aus Frankreich, Belgien, der Schweiz, aus Guadeloupe und Kanada. Ob dem Dauerklingeln des öffentlichen Telefons mit Rücksicht auf die Anwohner irgendwann ein Ende gesetzt wird, bleibt abzuwarten. Bis dahin wird weiter mit Fremden geplaudert und gut gelaunt aufgelegt.