Komfort-Economy statt Business-Klasse - Die neue Germanwings

Köln (dpa/tmn) - Der elegante Kranich und seine sparsame Tochter in Dunkelpink - viel gemeinsam hatte Germanwings mit seiner Muttergesellschaft Lufthansa früher nicht. Passagiere konnten sich oft zwischen ihnen entscheiden.

Ab Ende 2014 haben sie keine Wahl mehr.

Von Berlin nach Stuttgart mit der Lufthansa? Das ist schon seit dem vergangenen Jahr nicht mehr möglich. Die traditionsreiche Fluggesellschaft überlässt seit Ende des vergangenen Jahres nach und nach viele innerdeutsche und innereuropäische Strecken ihrem Tochterunternehmen Germanwings. Nur die Flüge, die über die Drehkreuze München und Frankfurt am Main gehen, bleiben langfristig in Lufthansa-Hand. Ab Montag (1. Juli) startet die neue Germanwings ganz offiziell. Die Umrüstung dauert noch bis Ende 2014.

Welche Strecken übernimmt Germanwings?

Auf Dauer übernimmt Germanwings von der Lufthansa alle Flüge innerhalb Deutschlands und Europas, die nicht über München oder Frankfurt gehen. Ausnahmen gibt es nicht. Innereuropäische Strecken sind nach Lufthansa-Standards in der Regel Flüge, die weniger als vier Stunden dauern. Übernommen hat Germanwings in den vergangenen Monaten bereits alle Verbindungen ab Stuttgart, ab Köln und alle Flüge zwischen Hamburg und den Städten Wien, Palma de Mallorca, Stuttgart und Nürnberg.

Am Samstag (29. Juni) kommt die Verbindung Hamburg-Köln hinzu. Bis Ende des Jahres werden viele weitere Flüge von und nach Hamburg oder Berlin, die Lufthansa dauerhaft abgibt, an Germanwings übergehen. Bis Ende 2014 stellen die Unternehmen den Flugplan für Düsseldorf um. Alle Langstrecken von und nach Düsseldorf bleiben weiter in Lufthansa-Hand.

Wie teurer werden die Tickets für Germanwings-Flüge sein?

Germanwings will weg vom reinen Billig-Image. Der Einstiegspreis von 33 Euro soll beibehalten werden. Eine Business-Klasse gebe es nicht. Das gesamte Angebot entspreche der Economy-Klasse, teilt Lufthansa mit. Die unterteile Germanwings künftig aber in drei Kategorien: „Best“ sei ein hochwertiges Angebot, das sich hauptsächlich an Geschäftsreisende und Privatreisende mit höheren Ansprüchen richte. „Best“-Tickets gibt es ab 199 Euro.

„Smart“ sei der Standardtarif. An Bord gibt es einen Snack und ein Getränk. Die Passagiere können Freigepäck bis 23 Kilogramm mitnehmen und zahlen für ein Ticket 53 Euro aufwärts. Sie dürfen kostenlos umbuchen. Der Sitzabstand ist in sieben speziellen „Smart“-Reihen mit 81,3 Zentimetern so groß wie im „Best“-Segment. Buchen mehr Passagiere „Smart“, als in die sieben Reihen passen, müssen die übrigen in den engeren Reihen Platz nehmen. Dort stehen die Sitze 73,7 Zentimeter weit auseinander. Eine Entschädigung oder einen Rabatt bekommen sie dafür nicht.

Diese engeren Reihen sind hinten im Flieger und auch für Passagiere des „Basic“-Tarifs vorgesehen. „Basic“ sei ein reines Niedrigpreisangebot ohne Freigepäck und Verpflegung an Bord. Der günstigste Preis in diesem Segment liege bei 33 Euro.

Ist die „Best“-Klasse von Germanwings mit der Business-Klasse der Lufthansa vergleichbar?

Germanwings bietet ausdrücklich alle Tickets nur „unter dem Dach einer durchgängigen Economyclass“ an. Das Premium-Segment „Best“ ist aber im Grunde mit einer Business-Klasse zu vergleichen. Die Plätze befinden sich in den drei vorderen Reihen an Bord, die ebenfalls 81,3 Zentimeter weit auseinander stehen. Der Mittelsitz ist frei. „Best“-Passagiere dürfen am Flughafen in den Lufthansa-Lounges warten. Außerdem können sie den schnelleren Priority-Check-in und die schnellere Fastlane bei der Sicherheitskontrolle nutzen. Sie bekommen mehr Meilen gutgeschrieben und dürfen mit 46 Kilogramm doppelt so viel Freigepäck mitnehmen wie andere Fluggäste. An Bord können sie Gerichte aus einer Menükarte auswählen. Tickets dürfen sie kostenlos umbuchen.

Fliegt Germanwings künftig mit ehemaligen Lufthansa-Fliegern?

Germanwings baut nach und nach Maschinen der Lufthansa-Flotte für sich um. Auch die eigene Flotte ist erneuert worden. Die Lufthansa-Jets, die auf die bisherige Billigflug-Tochter übergehen, sollen bis Ende 2014 umgerüstet werden. Germanwings lackiert sie neu und verändert die Innenausstattung.

Was hat sich noch geändert?

Das Logo: Nachfolger des brombeerfarbenen Schriftzugs auf gelbem Grund ist ein stilisiertes W. Die beiden Farben sind geblieben. Das W steht für das Wort Wings im Namen, also Flügel. Auch im Telefon-Service der Germanwings hat sich etwas geändert: Bei Fragen mussten Kunden bislang immer eine Nummer anrufen, die mit den Ziffern 0900 anfing. Ein Anruf kostete 99 Cent pro Minute. Inzwischen ist die günstigere Nummer 0180/6 320 320 freigeschaltet. Anrufer aus dem deutschen Festnetz bezahlen 20 Cent.

Wie sind die Flüge buchbar?

Die neuen Tarife können Fluggäste schon seit April buchen. In Reisebüros sind „Best“- und „Smart“-Tickets für Flüge ab Juli erhältlich. „Basic“-Tickets gibt es nur online.

Was bedeuten die Neuerungen für Lufthansa-Statuskunden?

Statuskunden der Lufthansa lassen sich in Frequent Travellers, Senators und HON-Circle-Members aufteilen. Senators und HON-Circle-Members dürfen in allen drei Germanwings-Tarifstufen die Lufthansa-Lounges am Flughafen nutzen. Einem Frequent-Traveller steht die Lounge auch dann zu, wenn er den „Smart“-Tarif gebucht hat, im „Best“-Tarif ohnehin.