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Meisterschaft der starken Kerle - Die Schweiz schwingt

Berlin (dpa/tmn) - Die Schweiz hat etwas Urtümliches, das anderswo oft schon Vergangenheit ist. Da gibt es noch Menschen, die auf der Alp leben und Käse machen. Oder solche, die Alphörner drechseln und fräsen.

Andere schwingen Fahnen oder lassen Kühe kämpfen.

Traditionen, die auf Menschen anderer Länder etwas merkwürdig wirken können, gibt es in der Schweiz viele. Jodeln gehört dazu, Käsemachen, die Kuhkämpfe im Wallis oder das Alphornblasen. Und das ist noch nicht alles. Schwingen statt Ringen lautet zum Beispiel das Motto in diesem Sommer im Schweizer Emmental. Dort wird vom 30. August bis 1. September die „Eidgenössische“ ausgetragen, die wichtigste Meisterschaft im Schwingen. Dabei treten Schweizer Mannsbilder alle drei Jahre gegeneinander an, um ihre Kräfte zu messen.

Schwingen ist eine alte, aber lebendige Schweizer Tradition, sagt Jörg Peter Krebs, der neue Deutschlandchef von Schweiz Tourismus. Der Volkssport ist eine Schweizer Variante des Ringkampfs, die einst vor allem Hirten und Senner praktizierten. Dabei geht es darum, die Schulterblätter oder den ganzen Rücken des Gegners auf den sägemehlbedeckten Boden zu drücken. Sobald das gelingt, ist der Zweikampf beendet. Ein Kampf, Gang genannt, dauert üblicherweise fünf Minuten. Für jeden Gang vergibt das Kampfgericht Noten an den Sieger und an den Verlierer. Am Schluss gewinnt der Schwinger mit den meisten Punkten. „Der Sieger wird Schwingerkönig genannt“, sagt Krebs.

Die Wettkämpfe mit Volksfestcharakter können Touristen an vielen Orten verfolgen - etwa am 25. August das „Kemmeriboden Schwinget“ bei Schangnau - nördlich von Interlaken -, der als einer der traditionsreichsten gilt. Gastgeber für die „Eidgenössische“, den Höhepunkt der Schwingerwettkämpfe, ist in diesem Jahr Burgdorf im Emmental.

Eine weitere Tradition des Landes ist das Fahnenschwingen. Mit dem Schwingen hat es allenfalls gemeinsam, dass starke Armmuskeln auch dabei nicht schaden können. Fahnenschwingen hat seine Wurzeln in den Ritterspielen im Mittelalter, ist bei vielen Schweizer Volksfesten aber noch heute zu sehen. Die Fahne rhythmisch durch die Luft zu wirbeln, sieht aber nur auf den ersten Blick leicht aus: Ohne viel Übung geht dabei gar nichts.

Gelegenheit zum Üben haben Touristen zum Beispiel im kleinen Ort Brunnen am Vierwaldstättersee. Dort gibt es im Sommer - von Juni bis September - an jedem Mittwoch von 20.00 bis 21.00 Uhr eine Demonstration von Könnern des Alphornblasens und Fahnenschwingens. Anschließend dürfen Gäste das Fahnenschwingen ausprobieren. Alphornbläser gibt es mindestens genauso oft zu sehen wie Fahnenschwinger - wie in Brunnen geht beides oft Hand in Hand.

In Eggewil, ebenfalls im Emmental, können Touristen nicht nur zuhören, wie sonore Töne aus dem Alphorn kommen. Dort können sie auch zuschauen, wie aus dem Baumstamm Alphörner hergestellt werden. Alphornmacher wie die aus der Familie Bachmann hobeln, drechseln und fräsen den Stamm solange, bis die passende Form gefunden ist. Dann wird er ausgehöhlt. Jeweils freitags und samstags lassen sie sich über die Schulter schauen. Und zum krönenden Abschluss dürfen die Gäste in das neue Alphorn blasen - meistens um herauszufinden, dass es gar nicht so einfach ist, ihm Töne zu entlocken. Dabei war das früher kein bloßer Spaß, sondern ungemein wichtig: „Das Alphorn war unser Handy“, so Jörg Peter Krebs. Damit
kommunizierten die Eidgenossen von Tal zu Tal oder von Berg zu Tal.

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