MSC-Deutschland-Chef: Bekanntheitsproblem bei Deutschen
Berlin (dpa/tmn) - Bei Kreuzfahrten denken die meisten Deutschen an Aida oder Tui Cruises. Doch auch internationale Reedereien sind auf dem deutschen Markt aktiv - zum Beispiel MSC. Im Interview erklärt Deutschland-Geschäftsführer Michael Zengerle, welche Pläne die Reederei in Deutschland hat.
In Deutschland dominieren AidaCruisesundTuiCruisesden Kreuzfahrtmarkt. Mit welchen Argumenten überzeugen Sie deutsche Urlauber, mit MSC zu fahren?
Michael Zengerle: Unter den internationalen Reedereien sind wir in Deutschland die Nummer eins. Da spielt vor allem das umfassende Angebot an Zielgebieten eine große Rolle. Ab Deutschland fahren wir von Warnemünde, Hamburg und Kiel. Im Mittelmeer haben wir das größte Angebot aller Reedereien. Aber es gibt eben auch immer neue Angebote, wie zum Beispiel jetzt Kuba, wo wir als einzige große Reederei vertreten sind.
Wollen deutsche Urlauber nicht deutsches Essen und ein deutsches Schiff?
Zengerle: Gerade das internationale und mediterrane Flair auf unseren Schiffen ist ein wichtiges Verkaufsargument. Und auf den Fahrten vor allem im Nordmeer und im Mittelmeer bieten wir ja auch quasi ein deutsches Produkt. Da gibt es zum Beispiel zum Frühstück zahlreiche Eierspeisen und eine große Brotauswahl. Speisekarten sind auch auf Deutsch geschrieben. Und natürlich gibt es die Sportschau am Samstag. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Service. Wir bieten zum Beispiel sowohl Buffet- als auch À-la-Carte-Restaurants ohne Aufpreis an.
Wie werden sich die Preise entwickeln?
Zengerle: Trotz der zahlreichen Neubauten gibt es keinen Druck auf die Preise. Gerade in Deutschland sehe ich noch ein riesiges Potenzial für Kreuzfahrten. Bislang haben gerade einmal zwei Prozent der Deutschen eine Kreuzfahrt unternommen. Schaut man auf die USA, sind es dort vier Prozent. Experten gehen sogar von noch mehr Potenzial in Deutschland aus. Im Gegenteil, die Durchschnittspreise werden also in den kommenden Jahren weiter leicht ansteigen - allein schon dadurch, dass die neuen Schiffe mehr Balkonkabinen haben.
Wie entwickelt sich MSC im deutschen Markt?
Zengerle: Bereits 2014 sind wir etwas über dem Durchschnitt gewachsen. Für das fast abgeschlossene Jahr 2015 werden wir ein Passagierwachstum von knapp 10 Prozent haben. Das sind sehr gute Zahlen, aber ich gebe zu, dass wir in Deutschland noch ein Bekanntheitsproblem haben. 99,9 Prozent der Reisebüromitarbeiter kennen uns, aber bei den potenziellen Gästen müssen wir noch nachlegen. Bei Tui Cruises zieht allein schon der Name Tui, Aida ist einfach schon lange am Markt. Deshalb investieren wir derzeit massiv in Fernsehwerbung.
Das wird ja auch nötig sein: Allein zwischen 2017 und 2022 kommen sieben neue Schiffe in die MSC-Flotte.
Zengerle: Das ist eine riesige Investition für MSC. Dadurch wird die Kapazität gegenüber 2014 rundweg verdoppelt. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir auch diese Schiffe füllen. Im Mai haben wir mit der Vermarktung der „Meraviglia“ begonnen und haben schon jetzt fünfstellige Buchungszahlen.
Was erwartet die Passagiere auf den neuen Schiffen?
Zengerle: Die Schiffe der Seaside-Generation werden richtige Sonnenschiffe. Es wird viele Außenflächen geben, wir holen quasi den Strand an Bord. Die Schiffe der Meraviglia-Generation werden Allwetterschiffe und sind somit global flexibel einsetzbar.
Wo werden die Schiffe dann zum Einsatz kommen?
Zengerle: Die Seaside-Schiffe eignen sich natürlich vor allem für ganzjährig warme Ziele, also zum Beispiel die Karibik. Das erste Meraviglia-Schiff fährt zunächst im westlichen Mittelmeer. Da ist aber auch ein Einsatz in Nordeuropa gut vorstellbar.
Auch ab Deutschland?
Zengerle: Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ein Meraviglia-Schiff ab Deutschland fahren wird. Wahrscheinlich nicht gleich 2017, aber dann 2018.
Als Allwetterschiff wären diese ja auch geeignet, um das ganze Jahr ab Deutschland zu fahren - wie das Aida bald einführen will.
Zengerle: Wir beobachten das intensiv, es gibt aber noch keine konkreten Pläne. Beim internationalen Publikum wird man da noch etwas Überzeugungsarbeit leisten müssen, die Schiffe sind dafür aber natürlich gut geeignet.
Wird eines der neuen Schiffe auch für den chinesischen Markt zum Einsatz kommen?
Zengerle: China ist auch sehr gut denkbar. Ein Schiff - wie jetzt ab 2016 die „MSC Lirica“ - wird sicher nicht das Ende der Fahnenstange sein. MSC hat den Vorteil, dass das Unternehmen mit der Containerschifffahrt dort schon seit langem vertreten ist. China und Asien sind ein extrem wichtiger Markt. Aber auch für europäische Kreuzfahrtgäste wird Asien immer wichtiger, das werden wie in der Angebotsplanung berücksichtigen.