125 Jahre Eiffelturm-Bau: Geburt eines Wahrzeichens

Paris (dpa) - Als vor 125 Jahren die Bauarbeiten für den Eiffelturm begannen, waren viele Pariser entsetzt. Das „nutzlose und monströse“ Ding werde der Stadt ihre Schönheit rauben, hieß es in Protestaufrufen.

Niemand ahnte, dass der Januar 1887 Geburtsmonat eines Wahrzeichens war.

Zwei Jahrzehnte für die französische Ingenieurskunst werben und dann ab in Richtung Schrottpresse: Als die Bauarbeiten für den Pariser Eiffelturm am 26. Januar 1887 begannen, waren seine Tage eigentlich schon gezählt. 125 Jahre später ist die französische Hauptstadt ohne das braune Stahlgerippe nahezu undenkbar. Unzählige Chansonniers haben die „eiserne Dame“ besungen, noch heute inspiriert „la tour Eiffel“ Dichter, Maler und Filmemacher. Miniaturversionen haben als Paris-Souvenir in Millionen Haushalten in aller Welt ihren Platz. Und das Original steht noch immer unübersehbar am linken Seine-Ufer und lockt jährlich Millionen Besucher an.

Das alles hätte Bauherr Gustave Eiffel (1832-1923) Ende des 19. Jahrhunderts wohl nicht mal in seinen kühnsten Träumen zu hoffen gewagt. Als der Ingenieur mit deutschen Vorfahren 1889 an der Spitze des Monuments die französische Flagge hisste, war sein Werk zwar mit 300,65 Metern der höchste Turm der Welt und zugleich die größte Attraktion der Weltausstellung anlässlich der 100-Jahr-Feier der Französischen Revolution. Aufgebrachte Bürger und vor allem Künstler verfluchten den Turm jedoch als „Monster“ und „Schande“ für Paris. Sogar ein Komitee zur Beseitigung des Bauwerks wurde gegründet.

Die Rettung bahnte sich erst später an. Mit dem Durchbruch der Telekommunikation wurde der aus 7300 Tonnen Stahl gebaute Turm plötzlich nützlich. Als Eiffels Pacht 1909 auslief, nutzte man ihn als Relais für Telegrafie und Funkverkehr. 1921 wurde von dort die erste öffentliche Radiosendung Frankreichs ausgestrahlt.

Erst im Zweiten Weltkrieg geriet er noch einmal in Gefahr. Die französische Armee fürchtete, dass die deutschen Truppen ihn als Sender verwenden könnten und erwog vorsorglich einen Teilabriss. Schließlich stand das Monument auch auf der Liste der Bauwerke, die Hitler zerstören wollte. Nach der Befreiung von Paris kletterte der Chef der Feuerwehr an die Spitze und ließ wieder die Trikolore flattern.

Die Faszination des Eiffelturm ist vermutlich auch heute noch vergleichbar mit der vor mehr als hundert Jahren. Je nach Wetter verwandelt sich seine Silhouette. Nebelschwaden kappen an trüben Tagen die oberen schlanken Etagen, verkürzen den Turm zu einem breitbeinigen Rumpf. Sonnenschein lässt das komplizierte Gitterwerk der Stahlstreben wie durchbrochene zarte Spitze erscheinen. Wenn es richtig heiß ist, gewinnt der Turm durch die Ausdehnung des Materials bis zu 18 Zentimetern an Höhe. Bei einem Unwetter 1999 schwankte die „eiserne Dame“ um bis zu 13 Zentimeter.

Worte wie „Wahnsinn“, „unglaublich“ oder „genial“ hört man noch heute jede Minute, wenn man durch das Besuchergewimmel unter dem Turm spaziert. In den Abendstunden werden aus den bewundernden Worten oft sogar „Oooh“-Rufe. Zu jeder vollen Stunde verwandeln dann 20 000 Leuchten den Turm für fünf Minuten in ein glitzerndes Märchenobjekt.

Langweilig dürfte der „eisernen Dame“ in ihrem mehr als hundertjährigen Leben bislang nicht geworden sein. Regelmäßig zieht das Wahrzeichen Abenteurer- und Extrem-Sportler an. Am 200. Jahrestag der Verkündung der Menschenrechte balancierte der Seiltänzer Philippe Petit im Jahr 1989 vom Chaillot-Palast über die Seine zum Eiffelturm. Andere Male stürzte sich ein Fallschirmspringer vom Turm oder bezwang ein Mountainbiker 1300 Treppenstufen mit seinem Fahrrad.

Vor allem in den letzten zwei Jahren sorgten mehrfach Bombendrohungen für ungebetene Aufregung und Evakuierungsaktionen. Sprengstoff wurde allerdings nicht entdeckt. Nichtsdestotrotz wurden auf den Aussichtsplattformen im vergangenen Jahr mehr als sieben Millionen Besucher gezählt. Ein Rekord - mal wieder.

Ideen für die Zukunft gibt es reichlich. Jüngste Pläne sehen vor, 600 000 Pflanzen an dem Stahlgerüst anzubringen und den mit Antenne heute 324 Meter hohen Turm für einige Jahre zum „größten Baum der Welt“ werden zu lassen. Weil das Öko-Projekt ohne Rücksprache mit der Stadt in den Medien publik wurde, standen die Chancen für eine Umsetzung zuletzt aber nicht so gut. Befürworter sind enttäuscht. Visionär Eiffel wäre bestimmt begeistert gewesen, sagen sie.

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