Alles inklusive: Bequemer Urlaub in Deutschland

Berlin (dpa/tmn) - Urlaub soll entspannen. Aber er kann auch anstrengend sein, wenn man sich um jede Eintrittskarte, jeden Drink und jede Kinderbetreuung kümmern muss. „All inklusive“ heißt das Konzept, mit dem sich das verhindern lässt - inzwischen auch in Deutschland.

In den Urlaub fahren die meisten Deutschen gerne. Den Urlaub zu organisieren macht dagegen weniger Spaß. So mancher möchte sich am Ferienort um gar nichts mehr kümmern müssen - und auch nicht darüber nachdenken, was es kostet. Pauschalreisen „all inklusive“ sind die Antwort darauf. Inzwischen gibt es sie nicht mehr nur für Kuba oder die Türkei, sondern auch für die Lüneburger Heide oder im Schwarzwald.

Der Tourismusforscher Prof. Martin Lohmann sieht einen Trend, immer mehr Angebote „all inclusive“ zu nennen - auch wenn nicht alles, was zu einer Reise gehört, inklusive sei. Für neu hält der Leiter des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (N.I.T.) in Kiel „all inclusive“-Angebote nicht: „Das ist das, was in den 50er Jahren die Vollpension war.“ Das Konzept vermittele eine gewisse Berechenbarkeit bei den Kosten und das Gefühl, sich um nichts kümmern zu müssen.

Doch was bei „all inclusive“ genau „inklusive“ ist, kann ganz unterschiedlich sein. Oft sind es Badeangebote - im Kurort Bad Bevensen in der Lüneburger Heide zum Beispiel erprobt das gerade eine Reihe von Gastgebern in Kooperation mit der Jod-Sole-Therme in dem Heideort. In anderen Fällen sind Zusatzangebote kostenpflichtig, können aber im Hotel gebucht werden.

Mit „Urlaub ohne Nebenkosten“ wirbt der Hochschwarzwald: Bei dem neuen All-inclusive-Angebot bekommen die Gäste mit ihrer Hochschwarzwald-Card freien Eintritt in 55 Attraktionen, darunter Golfplätze, Frei- und Hallenbäder, Museen und Klettergärten. Auch Stadtführungen und das Benutzen der Lifte und Bahnen am Feldberg sind gratis. Die Karte bekommt jeder, der in bestimmten Unterkünften mindestens zwei Übernachtungen gebucht hat.

Der Reiseveranstalter TUI bietet nicht nur im Ausland, sondern auch in Deutschland und Österreich „all inclusive“ an. Seine Dorfhotels beispielsweise sind Resorts, die nicht nur Unterkunft und Verpflegung, sondern auch ein breites Spektrum an Aktivitäten oder auch Kinderbetreuung bieten - für den, der das möchte. Anja Braun von der TUI Deutschland erkennt einen deutlichen Trend: „Heute zählen Bequemlichkeit und Budgetsicherheit mehr. Früher wurde öfter das Apartment mit Selbstverpflegung gebucht.“

Nach Ansicht von Prof. Lohmann wird echtes „all inclusive“ hierzulande die Ausnahme bleiben. „Für ein solches Angebot braucht es eine andere touristische Struktur, als wir sie in Deutschland haben. Ich glaube nicht, dass dieser Trend den Tourismus hier insgesamt umkrempeln wird.“ Auch Anja Braun ist vorsichtig: „Sie benötigen eine große Fläche, um die herum die touristische Infrastruktur fehlt.“ Das sei in Deutschland nicht so leicht zu finden.

Manche Freizeitparks versuchen, den Urlaubern zumindest viel aus einer Hand zu bieten - das heißt jedoch nicht unbedingt, dass alles inklusive ist. Zum Europa Park in Rust im Schwarzwald beispielsweise gehören inzwischen vier Vier-Sterne-Hotels. Tagungen, Gastronomie und Wellness - all das gibt es dort. Ein ähnliches Konzept in kleinerem Maßstab verfolgt der Heide-Park in Soltau.

Die Angebote verheißen eine bequeme Urlaubsvorbereitung und vermitteln trotzdem ein Gefühl von Individualität. Die Hotels der Parks schaffen besondere Wohn-Erlebnisse, vom Piraten-Ambiente bis hin zu Klosterwelten. Die Dorfhotels der TUI setzen auf kleine Apartments statt auf Betonklötze.

Reinhard Freudig, Geschäftsführer der TGR Tourismus in Rust, und sein Pendant Ulrich von dem Bruch in der Lüneburger Heide wollen ihre eigenen Angebote ebenfalls auf die neue Planungsträgheit der Reisenden einstellen - oder haben das schon getan. Von dem Bruch, der in der vergangenen Saison zum Beispiel Vier-Tages-Pauschalpakete für Radurlauber im Angebot hatte, sagt: „Es waren die bestgebuchten Produkte des Jahres.“