Der Sommer ist zum Abkühlen da: In Basel schwimmen die Menschen dann traditionell im Rhein Basel – am, auf und im Rhein

Was im deutschen Rheinland lebensgefährlich und darum verboten ist, ist im schweizerischen Basel Volkssport Nummer eins: Schwimmen im Rhein. Wenn der Strom nicht gerade Hochwasser führt, dürfen sich „gute bis sehr gute Schwimmer“ in den glatt dahin treibenden Fluss stürzen.

Das geht im Sommer in Basel: Schwimmen im Rhein. Und immer mit Eventcharakter.

Foto: Basel Tourismus

„Mindestens zu zweit, niemals alleine“, rät die Kantonspolizei. Im Juli und August, wenn das Außenthermometer 30 Grad zeigt und hunderte Baseler Erfrischung im 17 Grad warmen Fluss suchen und finden, ist immer dienstags Rhein-Badetag. Dann begleiten sogar Wasserfahrzeuge und Rettungsschwimmer die Wasserfrösche.

Wie sich das in der Schweiz gehört, ist alles wohlorganisiert. Ein bunter „Wickelfisch“,  ein wasserdichter Schwimmsack, nimmt Kleidung und Wertsachen  auf. Zu den beliebtesten Einsteigestellen gehört das rechtsrheinische Ufer am Museum Tinguely. Dann lässt man sich treiben – zwei Kilometer weit, vorbei am großartigen Stadt-Panorama mit dem aus Schwarzwälder Sandstein erbauten Münster als höchstem Punkt. Es gibt verschiedene Aussteige-Stellen, und wer drei Brücken unterquert hat und bei der vierten, der doppelstöckigen Dreirosenbrücke an Land geht, findet sogar Duschen vor. Viele Einheimische schwören aber, dass der Rhein bei Basel noch so sauber ist, dass man auch ungeduscht in die Kleider schlüpfen kann.

Touristen können sich auch über den Rhein rudern lassen. Schon Kelten, Goten und Römer haben das vorgemacht, haben sich einfache Flachboote aus heimischem Holz gebaut (so genannte Weidlinge), haben damit kleine Mengen Güter transportiert – Baumaterial und Futter für ihre Ziegen, zum Beispiel. „Die Technik ist ganz einfach“, zeigt Weidling-Fahrerin Pascale Arlt ihren Bootsgästen – „man muss nur mit dem Ruder die Richtung halten und in Ufernähe stacheln“.

Stacheln heißt auf Hochdeutsch Staken, wobei man mit einer langen Stange  das Boot auf dem Grund oder am Ufer abstößt. 120 Schweizer Franken kostet ein solcher einstündiger Bootsausflug für vier Personen. In Basel gibt es neun Vereine, die diese Art der Vorwärtsbewegung als Wettkampfsport betreiben.

Kinetische Kunstwerke
und Brunnen aus Schrott

Vom Wasser ins Museum – in Basel war Jean Tinguely zu Hause, der zu den Nouveaux Realistes gezählt wird und als einer der wichtigen Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gilt. Ein ganzes Museum beherbergt seine kinetischen Kunstwerke, es rumpelt und ruckelt, zischt und bimmelt. Und immer wieder spritzt auch was.  Zum Beispiel auf dem Platz am Theater, wo Tinguely einen Brunnen geschaffen hat. Nicht irgendeinen Brunnen, sondern einen einmaligen: aus Teilen der Bühnentechnik zusammen-komponiert, die als Schrott übriggeblieben war, als 1977 das alte Stadttheater einem Neubau weichen musste.

Das ist ein Rappeln und Drehen, ein ehemaliger Souffleur-Kasten taucht auf und wieder unter, und eine von vier Musen, die weiland die alt-ehrwürdige Theater-Fassade zierten, weint bittere Tränen in Form von kurzen Wasser-Fontänen. Ein herrliches nasses Durcheinander, scheinbar unorganisiert – von den Baslern (die kann man mit oder ohne e schreiben) liebevoll „Fasnachtsbrunnen“ genannt.

Wer auf einer Urlaubsreise im benachbarten Schwarzwald oder im Markgräfler Land, im Elsass oder in der Nordwest-Schweiz mal einen kurzen Abstecher nach Basel unternehmen will, merkt sehr schnell: Basel ist viel zu schade für eine Tour im Husch-Husch-Verfahren. Das Kunstmuseum zum Beispiel besitzt die weltweit größte Sammlung von Werken der Holbein-Familie, Glanzpunkte des 19. Jahrhunderts sind Arbeiten von Böcklin, van Gogh, Gauguin und Césanne, und im 20. Jahrhundert liegen die Hauptgewichte auf Kubismus (Picasso, Braque) deutschem Expressionismus und US-amerikanischer Kunst seit 1950.

Und dann die Stadt selbst – gepflegter, gediegener Wohlstand, eine nicht von Kriegen gezeichnete historische Altstadt, im Hintergrund Highlights internationaler  Gegenwarts-Architektur. Und eine gelungene Verkehrsberuhigung in der City. Mit dem Tram (ja, die Straßenbahn ist sächlich) kommt man in Minutenabständen an jeder Platz, und wer eine Gästekarte hat, braucht nicht einmal ein Billet zu lösen.

Der Baseler muss nicht unbedingt Auto fahren. Wer mal schnell den Rhein überqueren will, kann das von Großbasel nach Kleinbasel oder in umgekehrter Richtung mit der Fähri tun. An vier Stellen überqueren die kleinen Holz-Fähren den Rhein – an einem Seil geführt und von der Strömung des Flusses angetrieben. Der Fährimann kassiert für eine Fahrt 1,60 Franken.

Von den vielen Spaziergängen, die in Basel farbig markiert sind, bietet einer besonders vielfältige Eindrücke. Er geht gegenüber vom prachtvollen Rathaus aus rotem Sandstein los, über den Andreasplatz durch die Gässchen des einstigen Gewerbegebietes (zum Beispiel Safran-, Amber-, Pfeffergässlein) den Spalenberg hinauf. An diesem Weg und oben auf der Höhe liegen nicht nur malerische Häuser und Plätze, sondern auch exquisite Läden. Wobei man beim Schaufensterbummeln schnell merkt: Was gut ist, ist auch teuer.

Es gibt aber auch Angebote in Basel, die gar nichts kosten. Wenn dem Basler und seinen Besuchern nach einem heißen Sightseeing-Tag der Sinn nach einer eine Abkühlung steht, laden rund 200 städtische Brunnen zu einem kühlen Bad ein. Da sitzen sie dann im Badeanzug im  Brunnen, schlürfen unter dem Plätschern des frischen Wassers ein mitgebrachtes Getränk und genießen das süße Nichtstun und die malerische Kulisse dieser großartigen, alten Schweizer Stadt am Oberrhein.

Der Autor reiste mit Unterstützung von Basel Tourismus.