Reise Bauernherbst lockt mit Festumzügen
Im Salzburger Land wird zu dieser Jahreszeit gefeiert: Gastwirte, Handwerker und Vereine laufen zu Höchstform auf.
Was unternimmt der Urlauber im Land von Großglockner und Hohen Tauern? „I wü schifoan, schifoan“, singt Wolfgang Ambros. Ski fahren will Österreichs Popstar also. Aber bevor die Skisaison beginnt, freuen sich Gastgeber und Gäste noch auf ihren „Parademonat“, den goldenen Oktober.
Wenn man in diesen Tagen von Salzburg südwärts in Richtung Hohe Tauern fährt, begrüßen einen überall Strohpuppen in bunter Bauerntracht. Sie signalisieren: Bei uns ist was los in diesem Herbst. Was im Einzelnen los ist, finden Gäste in einem 100 Seiten starken „Fahrplan“ — auch im Internet.
Man muss nicht mit dem Auto reisen, bis Zell am See fahren die schnellen Züge der Bahn, von dort verkehrt die Pinzgauer Lokalbahn bis Krimml. Die hält auf 53 Kilometern an 40 Stationen — von Mai bis Oktober auch von einer Dampflok gezogen. Und was ist nun tatsächlich los in Außergebirg (Flachgau und Tennengau, nahe Salzburg) und im Innergebirg (Pongau, Pinzgau, Lungau, südlich vom Pass Lueg)? Die Leute vom Land zeigen auf Märkten und bei Festzügen alles, was sie übers Jahr auf ihren Höfen und Almen erarbeitet haben. Sie zeigen, wie es nach alter Tradition läuft: mit Kräutern und Früchten, in Brot-Backhäusern und Käsekellern, in Marmeladenküchen und Likörbrennereien. Auf den Speisekarten der Gasthäuser locken Saison-Köstlichkeiten wie Kräutersüppchen und frisches Wild. Bei Festumzügen und dem Almabtrieb der Kühe haben die Einheimischen ihre prachtvollen Trachten angelegt, das Vieh ist bunt geschmückt, die Blaskapelle zieht vorneweg. Es sind die Festtage der hart arbeitenden Menschen, aber die Gäste dürfen mitfeiern, und die Kleinsten können Kaninchen und Schäfchen streicheln.
Zu jedem Fest gehören zünftige Harmonika-Klänge. Einer der weltweit meist gefragten Harmonika-Bauer, Günther Lerch, fertigt seine Alpengold-Harmonikas in Uttendorf im Pinzgau. Dort gibt es im Bauernherbst ein Harmonika-Fest, bei dem Besucher dem Meister über die Schultern schauen können. Aus bis zu 3000 Einzelteilen besteht solch ein edles Instrument. Die Preise bewegen sich zwischen 2000 und 9000 Euro.
In Bramberg am Wildkogel können Besucher im Wollstadel ausprobieren, was sich aus Wolle alles machen lässt. Zum Beispiel ein Stuhlkissen aus Wollfilz: für Kinder eine herrliche Matscherei mit viel Wasser und Kernseife.
Bramberg ist ein Apfelbauern-Ort. Wer seine Bäume abgeerntet hat, kann seine Ausbeute in die Apfelpresse bringen und darauf warten, dass ihm der Saft ausgehändigt wird. Damit die Tradition erhalten bleibt, erhält jedes Kind am Ende der Volksschulzeit ein eigenes Apfelbäumchen. Das wird in den folgenden vier Jahren Haupt- und Mittelschule gehegt und gepflegt. Wer sportlich urlauben will, wird den Schnee nicht vermissen. Moutainbike-Touren mit einem Führer werden angeboten, wer Mut hat, kann am Seil mit einem Flying Fox über die 160 Meter hohe Dürnbachschlucht fliegen, und wer es gemächlich mag, kann auf dem Rücken eines Pferdes oder Ponys die Natur erleben. Natur gibt es ohne Ende im Bauernherbst. Das Laub nimmt die buntesten Farben an. Im 30 Kilometer langen Raurisertal, wo Geschwader von Gänsegeiern ihr Zuhause haben, gibt es in 1600 Metern Höhe sogar einen naturbelassenen Urwald mit einzigartigen Pflanzen und geschützten Tieren. Sachkundige Ranger führen die Besucher.
Bis 1927 wurde im Rauristal echtes „Alpengold“ abgebaut. Wer Geduld mitbringt, kann heute noch an besonderen Bachläufen mit einem Schürfsieb nach Goldstückchen suchen.
Und dann sind da im Naturpark Hohe Tauern noch die Krimmler Wasserfälle. Sie rauschen aus 1300 Metern Höhe im Sommer mit bis zu 20 000 Litern pro Sekunde zu Tal und im Winter mit 500 Litern. Sie versorgen nicht nur die Salzach mit Wasser, sondern wirken auch heilend bei Asthma-Erkrankungen. Betroffene machen es sich gern am ständig nebligen Fuß der Fälle auf Campingstühlchen bequem und atmen den feinen Wasserstaub ein.