Der Berg ruft - Sommer-Besuch in Arosa

Arosa (dpa/tmn) - Arosa ist auch im Sommer eine Reise wert. Die Saison beginnt spät. Aber vor allem Wanderer und Mountainbiker haben rund um das ehemalige Walserdorf etliche Möglichkeiten, sich auszutoben.

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Zur Belohnung geht es mit der Bergbahn hoch bis aufs Weisshorn.

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Arosa gehört zu den bekanntesten Tourismusorten Graubündens. Aber viele denken bei dem ehemaligen Walserdorf vor allem an Pistenspaß im Winter. Das ist kein Wunder, jahrzehntelang war es hauptsächlich ein Ziel für die schneereichen Monate - und auf Schnee ist in Arosa Verlass. Aber es hat auch im Sommer einiges zu bieten: den Golfplatz mit einer der spektakulärsten Aussichten Graubündens, die Gondelbahn hoch aufs Weisshorn mit Blick auf etliche Bergriesen, zahllose Wanderwege, an denen Blumen blühen und Eichhörnchen durch den Wald springen.

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Nach Arosa kamen die Gäste zunächst vor allem wegen des heilsamen Hochgebirgsklimas: Das Dorf hatte - wie Davos - einen guten Ruf für seine Sanatorien, in denen Tuberkulosepatienten behandelt wurden.

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Die Zeiten sind vorbei. Heute gehört Arosa zu den Alpine Pearls, einem Verbund von Tourismusorten in den Alpen, die auf sanfte Mobilität setzen und beispielsweise gut per Bahn zu erreichen sind. Arosa ist überschaubar, die Wege sind kurz, vom Rathaus bis zum Bergkirchlein sind es nur wenige Minuten. Autofrei ist der Ort aber nicht. Dafür ist der Bahnhof zentral gelegen - direkt neben dem Obersee, an dessen Promenade sich Bänke reihen und auf dem Touristen mit dem Ruderboot hin- und herfahren. Und gleich neben der Station der Weisshornbahn.

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Seit Mitte Januar ist außerdem die neue Urdenbahn samt Designerkabinen mit großen Sichtfenstern in Betrieb, die die beiden Skigebiete Arosa und Lenzerheide verbindet. Dadurch ist das größte Skigebiet Graubündens entstanden. Die Wintersaison dauert von Dezember bis Ostern. Danach ist tote Hose. Die Sommersaison beginnt spät, exakt mit dem kalendarischen Sommeranfang am 21. Juni. Anfang Juni liegt in dem Bergdorf auf rund 1800 Metern Höhe oft noch Schnee.

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Aber bald danach blüht es kräftig - Klee und Löwenzahn schon auf dem Weg durchs Dorf, als Vroni mit ihrer Wandergruppe zu einer Halbtagestour aufbricht. Wandern ist traditionell eine der Hauptaktivitäten der Sommergäste, und Gelegenheit dazu gibt es mehr als genug.

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Arosa ist von einem Netz von Wanderwegen jeder Schwierigkeitsstufe umgeben - von leicht bis richtig heftig. Die schweren Touren führen rauf bis aufs Weisshorn, das 2653 Meter hoch ist. Das sollten sich ungeübte Wanderer besser zweimal überlegen.

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Schon in Arosa selbst sind manche Wege steil. Wer nicht im Training ist, merkt den erhöhten Pulsschlag schon, bevor der Dorfrand erreicht ist. Vom etwas höher gelegenen Teil Arosas lässt sich der Ort gut überblicken. Der Untere See erscheint als dunkelblau-grüner Kreis. „Man kann darin auch baden“, erzählt Vroni. „So Mitte Juni hat's 18 Grad.“

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Vroni lotst die Gruppe auf den Eichhörnliweg, der zwischen dichtem Tannenwald hindurch Richtung Bergwelt führt, ohne allzu große Anforderungen an die Kondition zu stellen. Dass der Weg seinen Namen zu Recht trägt, ist bald zu sehen: Eichhörnchen tummeln sich hier etliche. Eins hat sich aufgerichtet und guckt neugierig zu den Wanderern rüber, ein anderes lässt hinter einem Baumstamm versteckt nur den Kopf sehen, und nur ein Stück weiter springen gleich zwei durch den Wald. „Die roten sind die einheimischen, die grauen stammen eigentlich aus Nordamerika“, sagt Vroni. „Murmeltiere haben wir hier auch, man hört sie oft, aber man sieht sie selten.“

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Rauschende Bäche gibt es am Eichhörnliweg gleich mehrfach. Und außerdem einen 18-Loch-Golfplatz, der als der höchstgelegene Europas gilt und einen ungewöhnlichen Blick auf das Bergpanorama rund um Arosa zu bieten hat.

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Der Nebel, der morgens über Arosa lag, hat sich längst gelichtet. Rothorn, Erzhorn und Weisshorn sind nun allesamt zu sehen - und auch ein kleines Walserdorf, das zumindest im Sommer noch bewohnt wird. „Da hinten, da ist irgendwo Davos“, sagt Vroni und zeigt Richtung Osten. Aber so weit wollen die Wanderer gar nicht. Ihr Ziel ist erst das Dorf Maran und dann die Mittelstation auf gut 2000 Metern Höhe.

Wer in Arosa ganz hoch hinaus will, nimmt die Gondelbahn aufs Weisshorn. Die Kabine schwebt ziemlich ruhig nach oben und schwankt erst, als der Stopp an der Mittelstation unmittelbar bevorsteht, an der die Passagiere umsteigen müssen.

Der Ausblick oben auf dem Weisshorn-Plateau ist an diesem frühen Abend eindrucksvoll, aber nicht überragend: Der Himmel, der sich über die Berge spannt, ist grau, die Sicht reicht nicht wie sonst manchmal bis ins Berner Oberland mit seinen Bergberühmtheiten wie Eiger, Mönch und Jungfrau, sondern nur bis zur nächsten Gipfelkette.

Hoch auf das Weisshorn ging es lange Zeit nur zu Fuß. Die Arosa Bergbahnen fahren erst seit 1957 auf den Gipfel - nicht ganz so konditionsstarke Gäste haben es damit deutlich leichter. Das heutige Bergrestaurant dort oben hat erst im Juli vor zwei Jahren eröffnet. Für das Gebäude in Form einer Bergkappe mit Glasfenstern in alle Himmelsrichtungen mussten 1300 Kubikmeter Beton und 65 Tonnen Stahl mit der Bergbahn hoch aufs Plateau gebracht werden.

Zugegeben: Der Blick von hier oben ist schwer zu toppen. Gerade ist die Abendsonne noch einmal hervorgekommen, der Schnee leuchtet auf den Gipfeln, die das Weisshorn umgeben - in 2700 Metern Höhe steht man klein und verloren in dieser gigantischen Bergwelt. Und wenn einem zu einsam wird oder auch nur kalt, geht man zurück ins Restaurant, das genau damit rechnet.