Der Ku'damm feiert: 125 Jahre Prachtboulevard

Berlin (dpa/tmn) - Der Ku'damm war Prachtboulevard, Künstlertreffpunkt und Amüsiermeile. Immer noch ist er Berlins berühmteste Straße und für Touristen eine der ersten Adressen. In diesem Jahr wird er 125 Jahre alt - und lässt sich feiern.

Straßen werden nur selten zur Touristenattraktion. Die Fifth Avenue in New York hat das geschafft, und die Champs Elysées in Paris gehören dazu. Deutschland kann da nicht mithalten. Aber wenn überhaupt, dann zählt der Ku'damm in Berlin zu den Prachtstraßen der Welt - und das schon eine ganze Zeit. Denn der dreieinhalb Kilometer lange „Boulevard“ im Westen der Hauptstadt war bereits zur Kaiserzeit und vor allem in den Goldenen Zwanzigern Berlins erste Flanier- und Amüsiermeile. Genau genommen ist der Kurfürstendamm viel älter, doch die Berliner feiern in diesem Sommer sein 125-jähriges Bestehen. Und dabei gibt es auch für Touristen einiges zu sehen.

Angelegt wurde der Ku'damm schon 1542 - damals war er nur ein Reitweg, der das Berliner Stadtschloss mit dem Jagdschloss Grunewald verband. Erst nach der Reichsgründung wurde er großzügig ausgebaut. Als Startschuss für den neuen Ku'damm gilt der 5. Mai 1886. An diesem Tag war die erste Dampfstraßenbahn im Einsatz.

Das mag ein bisschen an den Haaren herbeigezogen klingen, es hält die Berliner aber nicht davon ab, genau dieses Jubiläum zu feiern. Entlang des Ku'damms tragen die Laternenmasten nun goldene Schleifen mit der Aufschrift „125“, und in den Vitrinen zwischen Breitscheidt- und Lehniner Platz sind unter dem Motto „Der Kurfürstendamm - 125 Jahre, 125 Geschichten“ noch bis Oktober Exponate zu sehen, die die Geschichte von Berlins berühmtester Straße illustrieren.

Die Ausstellungsstücke erinnern an Marlene Dietrich, die hier am Ku'damm zu Klavierbegleitung als Sängerin Erfolge feierte, und an jüdische Kaufleute wie Berthold Neumann, die einst am Ku'damm zu Hause waren, bevor die Nazis sie vertrieben und ermordeten.

Aber auch für Demos der 1968er war der Ku'damm beliebtes Terrain: „Lass den Kuchen und die Sahne - Nehmt euch eine rote Fahne!“ skandierten sie in Richtung der irritierten Damen und Herren, die es sich beim Kaffeeklatsch in den vielen Ku'damm-Cafés gutgehen ließen. 1979 demonstrierten hier erstmals in Deutschland beim Christopher Street Day Homosexuelle für ihre Rechte, zehn Jahre später zogen die Raver der ersten Love Parade hier entlang.

Davon, dass an vielen Stellen am Ku'damm Geschichte geschrieben wurde, ist heute nichts mehr zu sehen. Aber der Ku'damm ist immer noch eine der ersten Adressen unter Berlins Shoppingmeilen. Auch weil es fast nichts gibt, was es hier nicht gibt: Juweliere und Jaguar-Händler, Baumarkt und Reformhaus, Hochzeitsmode, das „Haus der 100 Biere“ und Orientteppiche.

Etwas edler sind die Geschäfte zwischen Olivaer Platz und Bleibtreustraße. Hier gehen die einkaufen, für die Luxus kein Schimpfwort ist. Kaum ein Label fehlt - von Max Mara bis Prada, von Burberry bis Louis Vuitton, von Chanel bis Gucci.

Vor allem in den 1920er Jahren war der Ku'damm auch ein Tummelplatz für Künstler und Literaten, Stars und Sternchen aus Film, Funk und Revuetheater. Ein bisschen ist davon geblieben: Die Schaubühne ist nach wie vor am Ku'damm zu finden, das Theater, die Komödie am Kurfürstendamm und das traditionsreiche Astoria-Kino.

Das Jubiläumsprogramm hat noch einige Führungen, Lesungen und Konzerte zu bieten. Am 3./4. September wird der Ku'damm für 42 Stunden auf der gesamten Länge gesperrt. Dort soll dann viel Platz für Modenschauen, Musik-Acts, Shopping sowie Essen und Trinken sein. Und vom 12. bis 23. Oktober soll sich der Ku'damm beim „Festival of Lights“ buchstäblich im besten Licht zeigen.

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