Garmisch-Partenkirchen II: Wanderspaß mit Mehrwert
Eine „reizende“ heilklimatische Tour.
Düsseldorf. In Garmisch-Partenkirchen haben die Touristiker ein Rezept gefunden, aus der besonderen Lage und der hervorragenden Luft ein spezielles Angebot zu machen: das heilklimatische Wandern.
Heute ist tatsächlich einmal kein besonders schöner Wintertag in Garmisch. Die Berge sind in dicke Wolken gehüllt, in der Nacht hat es kräftig geschneit. Jetzt fällt Regen. Ein Wetter, um sich ins Hotelbett zu kuscheln oder den Tag in der Sauna zu verbringen. Doch auch im bayerischen Oberland gilt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung.
Also: Bergschuhe und Pulsuhr an, Walking-Stöcke raus, rein in die Klamotten. „Aber nicht zu viel, denn wir werden schon ordentlich ins Schwitzen kommen“, sagt Christine Söllner. Sie schaut in die Runde, an jedem Wanderer bleibt ihr Blick kurz hängen. „Wie geht es euch denn?“, fragt sie — und meint das ganz ernst. Von jedem will die Klimatherapeutin wissen, ob er Wehwehchen hat und wie die Tagesform ist. „Nur so kann ich eine Wanderung leiten, die allen Spaß macht“, sagt Christine Söllner. Sie leitet eine Tour mit Mehrwert.
Puls- und Blutdruckmessen, Atemtechniken trainieren und das Thermoregulationstraining — das alles gehört dazu. Im Sommer wie im Winter, bei Sonnenschein, Regen und Schnee.
Schöllers Gruppe blickt an diesem Morgen noch etwas skeptisch drein: Alle Teilnehmer stehen nun vor dem Skistadion, dem Ausgangspunkt der Tour. Sie alle wollen los, denn es wird nicht wärmer, wenn man Gipfel und Sprungschanzen anschaut.
Garmisch-Partenkirchen ist einer von nur 15 heilklimatischen Kurorten der Premium-Class in Deutschland. Das bedeutet, dass der Ort am Fuß der Zugspitze nicht nur Reizklima hat, sondern auch extra gesunde und allergenarme Luft. Und dazu 300 Kilometer markierte Wanderwege.
Am Eingang der Partnachklamm gibt es die erste Pause: Ein paar Euro Eintritt sind fällig, und schon steht man drin im schmalen Tunnel. Immer wieder ist der Blick frei auf die Felsen, über die die Partnach hier rauscht und wilde Stromschnellen formt.
Auch dieser Pfad ist geschafft, allerdings sieht man nun deutlich mehr Atemwolken: „Wir sind dieses Bergauf einfach nicht gewohnt“, sagt ein Wanderer aus dem Ruhrgebiet. Belohnt werden alle Gäste mit unberührtem, frischem Schnee. Das Ziel ist schon zu sehen: das Forsthaus Graseck auf 903 Metern Höhe.
Ein Schmankerl hat Söllner noch, davon weiß ihre Gruppe noch nichts: Niemand muss mehr durch das wenig einladende Wetter zurück ins Tal marschieren, denn hinter dem Haus fährt die Graseckbahn ab, die älteste Kleinkabinenbahn der Welt.
Wieder unten im Tal wird es dann Zeit, sich wohlig warm ins Ferienquartier zu kuscheln oder im Hotelpool schwimmen zu gehen. Denn die Ansage der Wanderführerin war richtig: Sie hat ihre Gäste ganz schön ins Schwitzen gebracht. vw