Griechenland: In den Zeiten der Staatspleite

Wer in der Krise nach Hellas reist, sollte auf jeden Fall Demonstrationen meiden.

Athen. Griechenland steht am Rand der Staatspleite. Im Land herrschen Chaos und Streik. Und das mitten in der Hauptbuchungszeit. Bislang geben sich die Reiseveranstalter noch zuversichtlich. TUI-Produktmanager Gero Eden etwa hat bisher nicht festgestellt, dass die Kunden eine direkte Verbindung zwischen Griechenlands Staatskrise und ihrem privaten Urlaub machen.

Allerdings liegt Griechenland bei TUI bereits seit Buchungsbeginn der aktuellen Saison leicht im Minus - trotz Preissenkungen von rund sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Beim größten Griechenland-Spezialveranstalter, den Münchner Attika-Reisen, ist das Land dagegen um fünf Prozent im Plus.

Durchaus Probleme haben aber die griechischen Hoteliers. Viele von ihnen waren schon vor der Krise knapp bei Kasse. Manches Hotel könnte es finanziell nicht schaffen, durchzuhalten bis zur rettenden Sommersaison.

Dem Pauschalurlauber kann das freilich egal sein. Er schließt seinen Vertrag ja mit dem deutschen Reiseveranstalter. Und der muss notfalls für gleich- oder höherwertigen Ersatz sorgen.

Zumindest schnellen Pauschalurlaubern kann auch die Ankündigung der griechischen Regierung egal sein, die Mehrwertsteuer um zwei Punkte auf 21Prozent zu erhöhen. Die Preise für Individualgäste vor Ort aber steigen dadurch natürlich entsprechend an. Kurzfristig erwarten Branchenkenner allerdings sogar Vorteile für deutsche Urlauber. Denn trotz Mehrwertsteuer: Tendenziell werden die Hotelpreise in Griechenland in diesem Jahr vermutlich sinken.

Schließlich werden viele Griechen sich keinen Urlaub im eigenen Land leisten können. Und um nicht leer zu stehen, werden die Hoteliers mit Sonderpreisen in anderen Ländern wie Deutschland um Kunden werben.

Auf lange Sicht ist die Krise natürlich nicht gut für den Tourismus in Griechenland. Schon jetzt hinkt das Land bei Hotelrenovierungen und anderen Investitionen hinter den Wettbewerbern her. Zum Beispiel gibt es kaum all inclusive-Ferienanlagen, obwohl gerade die beim deutschen Urlauber derzeit am stärksten gefragt sind.

Wenn der Bankensektor aber zusammenbricht, sind dafür wohl kaum neue Kredite zu bekommen. Und ohne Kredite wird es keine Renovierungen geben.

Für den kommenden Sommer liegt die größere Gefahr in der Streikwelle - und dem Zorn der Griechen über das Auftreten der Deutschen. In Athen brennen Autos und klirren Fensterscheiben, schon rät das Auswärtige Amt, Griechenland-Urlauber sollten Demonstrationen in den größeren Städten des Lands meiden.

Und der griechische Verbraucherverband rief sogar schon zu einem Boykott deutscher Produkte auf - als Protest gegen die gefühlte Bevormundung aus Deutschland, wie Hellas seine Finanzprobleme in den Griff bekommen könnte.

"Griechenland hat kein Problem", lässt sich der griechische Fremdenverkehrsamtschef Ilias Galanos zitieren. Das Problem sei die negative Berichterstattung in Deutschland über sein Land.

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