Hip und individuell: Lifestyle-Hotels als Szene-Treffpunkte
Hamburg (dpa) - Christoph Hoffmann ist nicht bescheiden, wenn er die Vision hinter seinen 25hours-Hotels beschreibt: „Wir wollen die guten Tugenden der alten Hotellerie neu definieren“, sagt er. „Wir wollen keine standardisierten Häuser, wir wollen jedes Mal eine Welt neu erfinden.“
Das ist der Anspruch des Mitgründers für seine - Hotelkette? Genau das eigentlich nicht. Sieben 25hours-Hotels gibt es, in Wien, Zürich, Frankfurt, Hamburg und Berlin. Und alle sollen so individuell sein wie die Stadt, in der sie stehen.
„Viele gehen in ein Hotel, und es reicht ihnen nicht, dass sie dort ein Bett haben“, hat Hoffmann beobachtet. „Das Motto ist eher: „Sage mir, wo du schläfst, und ich sage dir, wer du bist“.“ Das Hotel als Ausdruck der Identität oder zumindest des guten Geschmacks? Vielleicht. Aber mehr noch wollen Lifestyle-Hotels einen Ort schaffen, wo Gäste und Einheimische zusammenkommen. Im Idealfall also: einen echt hippen Hotspot.
Das 25hours-Haus in Wien zum Beispiel hat einen ausgebauten Dachboden mit Bar und Terrasse. In Hamburg steht eins der Häuser mitten in der Hafencity. In Berlin gibt es im Hotel die „Monkey Bar“ mit Blick auf den Zoo. Ansprechen soll das szenebewusste Menschen. „Der Prototyp unter unseren Gästen ist der hedonistische Kreativarbeiter“, erklärt Hoffmann. „Er arbeitet tagsüber per Laptop in der Lobby, abends will er in eine angesagte Bar.“
Mit wem misst sich 25hours? „Mit den lokalen Playern“, antwortet Christoph Hoffmann. In München sind das zum Beispiel das Louis und das Cortiina der Gastro-Größe Rudolf Kull und seines Kollegen Albert Weinzierl. Hotels mit Persönlichkeit, stadtbekannt. Auch die Ace Hotels und die Häuser von Mama Shelter oder CitizenM zum Beispiel setzen auf Individualität und lokale Bezüge.
Der inflationär bemühte Begriff Boutique-Hotel als Klammer ist wenig sinnvoll. „Da versteht jeder was anderes drunter“, sagt Tobias Warnecke. Er ist Referent im Bereich Marktforschung beim Hotelverband Deutschland (IHA) und weiß, dass es keine eindeutigen Abgrenzungen zwischen Hotels gibt. Die 25Hours-Häuser ordnet er am ehesten der Kategorie Themenhotel zu, das passende Schlagwort dazu lautet Lifestyle. Aber was meint das genau?
Schickes Design und interessante Architektur, das sind zwei Faktoren, die Warnecke nennt. Ein Kennzeichnen der betont individuellen Hotels ist die große Lobby mit Wohnzimmer-Atmosphäre. „Ein Ort, wo es leicht ist, ins Gespräch zu kommen, weg von diesen großen Hotelhallen“, sagt der Experte. „Die Vernetzung mit der Umgebung spielt eine große Rolle. Es ist durchaus gewünscht, dass man sich die lokale Bevölkerung mit ins Boot holt.“
Der Fokus auf Lifestyle im weitesten Sinn ist natürlich keine brandneue Idee. Sie prägt auch die großen Ketten schon länger. Ibis hat mit „Ibis Styles“ eine eigene Designmarke, Marriott die „Edition“-Häuser und Hilton die „Curio“-Reihe. Ein großer Impuls ging auch von der Budget-Kette Motel One aus.
Dass der Hotelmarkt vielfältiger und damit interessanter wird, wissen auch die Reiseveranstalter. „Nichts ist schlimmer als langweilige Hotellerie. Jeder versucht sich gerade zu positionieren“, sagt Frank Götze, der bei Dertour den Bereich Kurzreisen leitet. Auch er sieht einen Trend zu mehr Lokalkolorit: „Regionale Bezüge werden heute stärker umgesetzt.“ Stichwort Gastronomie: „Früher ist man ungerne ins Hotelrestaurant gegangen. Heute gibt es schöne Bars und Restaurants, wo Touristen und Einheimische zusammenkommen.“
Aber: Noch sind die Lifestyle-Hotels eine Nische, guckt man sich den Gesamtmarkt an. Letztlich sei es nämlich doch die Kettenhotellerie gewesen, die Städtereisen so attraktiv gemacht hätte, erklärt Götze. Preis schlägt Style.