Kolumbien - Im Goldenen Dreieck des Kaffees

Pereira (dpa/tmn) - Gustavo Patino genießt seinen selbst gerösteten Morgenkaffee. Seine Frau Gloria hat ihn sorgsam mit einem feinmaschigen Textilfilter zubereitet.

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Ein anregender Duft breitet sich im Aufenthaltsraum der Finca „El Ocaso“ aus und lockt die ersten Urlaubsgäste aus den Betten. Gustavo lässt seinen Blick über die zerfurchte Landschaft mit ihren Bergketten und tiefen Tälern schweifen. Morgennebel steigt auf, im Hintergrund erheben sich die Zentralkordilleren der kolumbianischen Anden.

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Hier im Triángulo de Oro del Café, dem Goldenen Dreieck des Kaffees, dominieren Kaffeesträucher die Flora. Vor zehn Jahren begannen Gustavo und seine Frau Gloria damit, Touristen geführte Kaffeetouren anzubieten. Im vergangenen Jahr konnten die beiden fast 8000 Besucher begrüßen.

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Inzwischen freuen sich Gustavo und Gloria über einen Zuverdienst, der dem Haushalt eine stabile Grundlage beschert. Denn die Einkünfte aus dem Verkauf der Kaffeebohnen schwanken stets. „Von den Erträgen der durchschnittlich zwei bis drei Hektar großen Kaffeeplantagen können immer weniger Farmer leben“, meint Gustavo.

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„Früher konnten wir uns auf Temperaturschwankungen zwischen 20 und 25 Grad verlassen, die für unsere Pflanzen ideal waren, doch nun spüren wir die Klimaerwärmung, die den Kaffeerost begünstigt und mehr und mehr Schädlinge anlockt“, klagt der Farmer.

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Dann schickt er seine Gäste mit kleinen Körben ausgerüstet in die rund 150 000 Büsche seiner Farm. Vogelgezwitscher begleitet die Gruppe auf dem Weg in das Dickicht. Zuerst gelingt es nur schwer, die wenigen roten und damit reifen Kaffeekirschen neben all den grünen auszumachen. Doch je weiter man ins Dickicht hineinläuft, umso ertragreicher sind die Pflanzen.

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„Das reicht gerade für eine Tasse Kaffee“, erklärt Gustavo. Drei Kilogramm Kirschen schrumpfen nach der Verarbeitung zu gerade einmal 500 Gramm Röstkaffee. Eine Stunde vergeht, bis sich das Körbchen zur Hälfte gefüllt hat. Doch erneut verfliegt der Stolz auf das Ernteergebnis schnell, als die Gruppe den 16 kolumbianischen Pflückern am Sammelplatz begegnet - jeder von ihnen hat in der gleichen Zeit etwa das Vierzigfache geerntet.

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Die Kirschen werden in einen großen Trichter geschüttet, der Kaffee durchläuft dann die einzelnen Verarbeitungsstufen: Vorsortieren, Waschen, Trennen von Fruchthaut und Fruchtfleisch, Fermentieren, Trocknen. Danach übernimmt eine Frau namens Rosa mit strengem Blick die letzte Prüfung der Bohnen.

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„Spitzenkaffee muss handverlesen sein“, sagt Gustavo, der jetzt 250 Gramm davon in einer Pfanne röstet und anschließend Gloria zum Mahlen und Filtern reicht. Die Verkostung steht an. Und wie schmeckt der Kaffee? Angenehm süß, obwohl ohne Zucker. Die Gäste machen leichte Kakao- und Vanillenoten aus.

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Auch Juan Pablo Echeverre hat den Tourismus als Nebenerwerb entdeckt. Er gehört mit seiner 200 Hektar großen Hacienda in Manizales, rund 50 Kilometer nördlich von Pereira, zu den wenigen großen Kaffeefarmern Kolumbiens. „Vor sieben Jahren kamen die ersten amerikanischen Backpacker“, erinnert er sich. Inzwischen sind in der Hacienda Venecia auch bequeme Zimmer zu haben. Ein Pool mit Sonnenliegen verbreitet mediterranes Flair, und wäre der Vorgarten nicht rundum von Kaffeebergen umgeben, könnte sich der Gast in der Toskana wähnen.

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Juan Pablo lädt seine Gäste zum Mitfahren ein, wenn seine je nach Erntesaison 100 bis 500 Pflücker mit dem Geländewagen in die Kaffeeberge fahren. Vom sicheren Weg aus bekommt der Gast einen Eindruck von der harten Arbeit der „Cafeteros“, die gerade einmal 350 bis 600 Pesos pro Kilo gepflückter Kaffeekirschen verdienen. Das sind etwa 10 bis 16 Eurocent. In der Haupterntezeit im Oktober stehen sie wie die meisten der rund zwei Millionen kolumbianischen Pflücker bis zu zehn Stunden in der Sonne oder im prasselnden Regen.

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„Man braucht im Kaffeegeschäft ein hohes Maß an menschlicher Energie, Kraft und Durchhaltevermögen“, sagt Juan Pablo. Er hätte es nicht zu dem gebracht, was er heute ist, würde er nicht immer wieder neue Ideen umsetzen.

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Bei den Japanern ist der teure Geisha-Kaffee beliebt. In der Rösterei Jesus Martin in Salento findet sich die Nobelsorte. Ganze fünf Kilogramm durchlaufen eine Spezialbehandlung. Anschließend werden die vielseitigen Aromen probiert: Kakao, Nüsse, Beeren, Zitrusfrüchte, Bergamotte und Honig kitzeln Nase und Gaumen.

Säure und Gerbstoffe bilden einen harmonischen Einklang. Für den ungeübten Mitteleuropäer mag der Geisha geschmacklich mehr an Tee als an Kaffee erinnern. Doch vielleicht ist es Zeit, sich auf mehr Vielfalt einzustellen? Ein Kolumbien-Besuch könnte dabei auf jeden Fall helfen.