London von seiner köstlichen Seite
Brexit hin oder her — die britische Hauptstadt ist eines der beliebtesten Ziele für Kurz- und Städtereisen. Und sie lockt nicht nur mit berühmten Sehenswürdigkeiten, sondern auch mit Genuss.
Extravagantes Shopping, zahlreiche Besichtigungen, eine Bootsfahrt auf der Themse, ehrfürchtiges Staunen vor dem Buckingham Palace — London ist vor allem im Frühling ein ideales Ziel für eine Städtetour. Doch neben den bekannten Sehenswürdigkeiten lockt die britische Hauptstadt zunehmend mit kulinarischen Genüssen.
Wer London bisher noch nicht mit hervorragender Gastronomie in Verbindung gebracht hat, hat eindeutig etwas verpasst. Denn sowohl Straßenmärkte als auch Restaurants brauchen sich nicht zu verstecken. Und was ganz oben auf der Verkostungsliste stehen sollte: Pralinen aus Schokoladenmanufakturen.
Um lange Fahrten mit U-Bahn oder Taxi zu vermeiden, sucht man sich am besten ein Hotel in Innenstadtnähe. Denn London lässt sich prima zu Fuß erkunden. Wer zum Beispiel in der Nähe der Tower Bridge wohnt, kann problemlos in wenigen Minuten die Themse überqueren und sich auf eine gastronomische Tour durch die Maltby Street begeben.
Die Straße mit dem gleichnamigen Markt ist eng, rechts und links stehen Tische vor den offenen Türen und Toren der Läden. Es ist wie eine Reise durch ganz Europa, denn Käse gibt es aus Holland und Frankreich, ein Wagen preist deutsche Würstchen an und Süßspeisen liegen farblich sortiert unter italienischen Bannern. Ein Schlemmerspaziergang mitten in London.
Seit 2010 gibt es den Maltby Street Market, der immer samstags von 9 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet ist. Besucherströme schieben sich an den Auslagen vorbei, probieren Wein, Bier, Frittiertes und Gebackenes. Und das inmitten einer historischen Kulisse, denn dort, im Südosten Londons, verlief einst die erste Eisenbahnstrecke der Stadt. In den vergangenen Jahren haben sich unter den Bögen des Viaduktes Händler und Gastronomen angesiedelt und das Viertel Bermondsey zu einem beliebten Treffpunkt gemacht.
Ein Stück weiter entlang der Themse, etwa auf Höhe der London Bridge, lohnt sich ein kurzer Abstecher in den Borough Market. Die Anfänge des bekannten Lebensmittelmarktes reichen wahrscheinlich bis ins 13. Jahrhundert zurück, das Gebäude wurde im Laufe der Zeit immer wieder restauriert.
Ebenso fußläufig, aber Richtung Nordosten von der Tower Bridge aus erreichbar, sind die Stadtviertel des East Ends: Shoreditch und Spitalfields. Sie verbindet die Brick Lane, eine Straße, die man auf jeden Fall gesehen haben sollte. Kultstatus hat nämlich dort nicht nur die Bagel-Bäckerei „Beigel Bake“, sondern auch die Klamotten im unterirdischen Markt oder dem Second-Hand-Shop „The Vintage Market“. Taschen baumeln von Ständern, Gürtel, Schmuck und Tücher reihen sich neben Mänteln, Hosen und Babykleidung aneinander.
Immer führt der Weg vorbei an mal hübschen, mal schäbigen Graffiti auf Mauern, Toren oder Hauswänden. Die Läden sind klein, nur die Food Markets sind groß: Scheinbar alle Nationalitäten kochen, dünsten, garen und backen dort.
Ein absolutes Muss: „Dark Sugars“. Wer Schokolade mag, findet sich dort in einem Paradies aus dunklen Trüffeln und Pralinenkreationen wieder: mit oder ohne Alkohol, mit Chili, Feigen, Aprikosen, Ingwer oder Mandeln. Daneben die „Perlen“ aus Passion Fruit, Matcha oder pinkem Champagner — glänzende Kugeln, viel zu hübsch zum Essen. Der Duft von Schokolade hängt schwer in der Luft, doch man kann sich kaum sattriechen. Es ist so voll in dem kleinen Laden, dass man sich schnell entscheiden muss, denn die Schlange schiebt jeden Kunden weiter von Auslage zu Auslage.
Die Autorin reiste mit Unterstützung von Visit London.