Luxus-Fahrspaß auf traumhaften Wasserwegen

Bootsferien in Irland: Die ideale Kombination aus Naturerlebnis, Rundreise und kurzweiligem Camping-Abenteuer — besonders für Anfänger auf dem Shannon.

Irland. „Hey, Cowboy, lass dein Lasso an Bord!“ Der Schleusenwärter hat Spaß mit dem sichtlich aufgeregten Anfänger, der die Bootsleine in Richtung Poller schleudert, als wolle er ein Rodeo-Pferd einfangen. Mit solchermaßen überforderten Touristen kennt man sich aus am Albert Lock, der ersten Schleuse für viele Bootstouristen auf Irlands längstem Fluss, nachdem sie die Vermietstation im Hafenstädtchen Carrick-on-Shannon verlassen haben.

Foto: Tui Bootsferien/Le Boat

Das „Einschleusen“ ist keine ganz einfache Übung für Neulinge auf dem Wasser, selbst wenn es so traumhaft ruhig durchs grünste Irland dahinfließt. Und so bekommt der Leichtmatrose mit dem „Lasso“ eine ebenso humorvolle wie freundliche erste Lektion: Die Leine legt man einfach nur mit einem Ende in den angereichten Haken des Wärters. Der erledigt den Rest.

Ein, zwei Tage dauert es schon, bis jeder Grünschnabel begreift: Eigentlich kann gar nichts passieren. Denn links und rechts schützen sogenannte Fender, luftgepolsterte Bojen, die Bootswand vor allzu ungeschickten Manövrierversuchen. Das Tempo liegt bei beschaulichen 8 Knoten, man ist also nur rund 15 Stundenkilometer schnell. Und falls das Anlegen beim ersten Mal nicht gleich klappt, gibt es an jedem Steg freundliche Mit-Kapitäne, die bereitwillig beim Festmachen zur Hand gehen. „Es ist ein wenig wie beim Autoscooter“, heißt es zur Einweisung bei der Bootsübergabe. Autoscooter ohne Auto — und „seeeeehr viel langsamer“.

Überhaupt liegt im Schleichgang das Geheimnis: bloß keine Hektik. Im Zweifel geht es eben wie in Zeitlupe, aber dafür unfallfrei vorbei an Brückenpfeilern, Schleusenwänden und Untiefen.

Respekt verdienen allerdings die schieren Maße der Hausboote: Typen wie die „Royal Mystique“ oder die „Magnifique“ sind 13 bis 15 Meter lang, bieten bequem Platz für vier bis sechs Passagiere und sind mit Toiletten, Duschen und kompletten Küchen ausgestattet.

Übernachtet wird an Marinas, öffentlichen Ankerplätzen, viele bieten sanitäre Anlagen wie auf Campingplätzen sowie Diesel- und Frischwassertankstellen.

Oder man macht direkt vor der Kneipe fest — dem Pub Sean’s Bar in Athlone: Das älteste Gasthaus Irlands ist aus dem 10. Jahrhundert, glaubt man dem Guinness-Buch der Rekorde, und es liegt gerade einmal eine Tresenlänge von der Kaimauer entfernt.

370 Kilometer sind es von der Quelle des River Shannon in den Cuilcagh Mountains im Nordwesten Irlands bis zu seiner gigantischen Mündung in den Atlantik hinter Limerick, 250 Kilometer sind schiffbar. Der Fluss entwässert das moorige Zentrum Irlands und speist zahlreiche, weitgehend naturbelassene Seen — ein Paradies für Urlauber und Freizeitkapitäne.

Ihr Ziel ist der Weg — also der Fluss selbst: Schon nach ein paar Stunden bestimmt der Strom den Rhythmus an Bord. Am schilfbewachsenen Ufer grasen Schafe und Rinder, Schwanfamilien kreuzen quer, ab und zu begleitet ein Graureiher in elegantem Flug die Fahrt. Die Zeit dehnt sich erst unendlich und ist dann doch viel zu schnell vorbei. Es gibt nichts zu tun, außer die fantastische Natur zu genießen.

Und doch ist für einen Neu-Kapitän ständig Beschäftigung angesagt: Mit der detaillierten Navigationskarte vor sich (gibt es zum Boot kostenlos) und dem Fernglas in der Hand, steuert er konzentriert zwischen grünen und roten Markierungsbojen hindurch.

Gerade auf den großen Seen, Lough Ree und Lough Derg, ist vorausschauendes Navigieren unabdingbar. Leicht ist eine Markierung übersehen und der nächste Ankerplatz verpasst.

Zu sehen gibt es reichlich am Shannon, doch Pflicht-Attraktionen? Elgin Lill, die seit vielen Jahren in Carrick-on-Shannon die Gäste von Le Boat betreut, rät zum Mut zur Lücke: „Lassen Sie sich einfach entschleunigen, nehmen Sie sich nicht zu viel vor.“

Zwar liegt die steinalte keltisch-katholische Klostersiedlung Clanmacnoise bilderbuchschön am Ufer. Doch der eigentliche Reiz einer Shannon-Tour ist, dass eben kein „Abhaken“ von Sehenswürdigkeiten nötig ist. „Es dauert manchmal ein wenig, bis diese Erkenntnis reift“, lacht Elgin. „Aber dann bekommen manche gar nicht genug davon und sind jedes Jahr wieder hier.“ Wie der hochbetagte Stammgast aus den Niederlanden. Dessen letzter Wunsch war die „Seebestattung“ auf dem Shannon.

Die Autoren reisten mit Unterstützung von Tui und Le Boat.