Milchtee und Moderne - Ein Besuch bei mongolischen Nomaden

Ulan Bator (dpa/tmn) - Mit gemächlichen Schritten stapft das Kamel über den feinen Sand. Dank seiner breiten Hufe sinkt das Tier nicht tief in den mongolischen Wüstenboden ein. „Ruhig! Gut machst Du das“, lobt Naran Munkhbayar.

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Zärtlich streichelt der Nomade über den Hals des Kamels. Das Leben zwischen rauer Steppe und trockener Wüste ist nicht einfach. Deswegen hat er vor den stolzen Tieren besonderen Respekt.

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Gewaltige Bodenschätze schlummern im mongolischen Boden. Ihre Ausbeutung soll dem Staat Reichtum bringen. Gleichzeitig wollen die Erben Dschingis Khans ihre nomadische Kultur bewahren. Etwa ein Drittel der Bevölkerung lebt noch traditionell von der Viehwirtschaft. Die meisten von ihnen sind Nomaden. Sie halten Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde und Kamele. So wie Naran Munkhbayar.

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Langsam trottet die kleine Truppe Kamele zurück zum Lager in der Nähe der Elsen-Tasarkhai-Sanddünen. Umringt von seichten Hügeln stehen die weißen Gers, die traditionellen, runden Zelte, die schon von weitem zu erkennen sind: Wie weiße Punkte sitzen sie malerisch auf der grün-braunen Steppe. Daneben grasen die Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen der Familie - frei und ohne Zäune. Drei Gers bilden das Camp: eines für die Familie, ein Zelt zum Lagern von Vorräten und eines für Gäste.

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Viel braucht die Familie nicht. Fließendendes Wasser gibt es nicht. Die Milch der Kühe verarbeitet Narans Frau Uurtsaikh zu Käse und anderen Gerichten. Geld verdienen sie mit dem Verkauf von Tieren und der Vermietung des dritten Zeltes an Touristen. Gerade mit dem einfacheren Nomadenleben präsentiert sich die Mongolei als Touristenziel. Der Urlaub fernab von gigantischen Hotelanlagen scheint ein reizvolles Abenteuer zu sein.

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Pfeiler, Latten und Streben aus Holz tragen das Familienzelt. An den Wänden hängen Teppiche. In der Mitte des Raumes steht ein Kohleofen. Darauf bereitet Uurtsaikh den mongolischen Milchtee zu. Die Gäste aus dem Ausland sollen alles mitbekommen. Uurtsaikh findet ihren Alltag gut, sagt sie. Sie kenne auch nichts anderes. „Aber meine Kinder müssen die Wahl haben: Leben auf dem Land oder Leben in der Stadt“, sagt die Mutter. „Aber auch unser Leben als Nomaden hat sich sehr verbessert“, sagt sie.

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Eine kleine Solaranlage versorgt das Camp mit Strom. So wird ein Kühlschrank angetrieben, in dem Fleisch, Käse und Milch gelagert werden. Der Strom reicht auch für eine Waschmaschine. Auf einer Kommode steht sogar ein kleiner Fernseher. Über die Fernsehsendungen erfährt die Familie genau, wie gerade das Leben in den Städten abläuft. „Aber das Beste sind die Ringkämpfe. Wir können jetzt alles verfolgen“, sagt Naran. Dank des Solarstroms können Nomaden in den äußersten Teilen des riesigen Landes die Wettkämpfe der bekanntesten Ringer anschauen. Das ist eine gewaltige Errungenschaft für das Riesenreich.

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Die Mongolei ist rund viereinhalb Mal so groß wie Deutschland, zählt aber nur etwas mehr Einwohner als Berlin. Neben Reiten und Bogenschießen hat das Ringen in der Mongolei eine jahrhundertealte Tradition. „Ein guter Mongole ist auch ein guter Ringer“, erklärt Naran.

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Für die Nomaden-Familie Munkhbayar besteht kein Zweifel daran, dass es etwas Höheres als den Menschen gibt. Uurtsaikh schöpft eine Kelle von dem Milchtee ab. Das salzige Getränk gehört zu fast jeder Mahlzeit. Aber bevor es Gästen gereicht wird, muss etwas von dem Milchtee geopfert werden.

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Vorsichtig trägt Uurtsaikh eine Kelle mit dem Getränk aus dem Ger nach draußen. Tief atmet sie ein und blickt zu dem klaren Sternenhimmel auf. Der kalte Wind pfeift über die Steppe. Uurtsaikh zieht den Kragen an ihrem blauen Seidenumhang mit Blumenmuster fester zusammen. Dann murmelt sie Segenssprüche und schüttet Tee auf den Boden - für einen milden Winter und viele Gäste aus dem Ausland.