Schwarz und scharf: In Schweden gibt's ein Lakritz-Fest
Stockholm (dpa/tmn) - Schnecke oder scharfe Pastille: Wer Lakritz nur so kennt, muss in Stockholm umdenken. Auf dem Lakritzfestival lernen Besucher, dass die herbe Süßigkeit zu allem passt - selbst zu Bier.
Wie eine mitziehende Wolke umgibt der Geruch jeden, der sich durch die Messehalle in Stockholm schiebt - sie ist voller Lakritz. Seit ein paar Jahren feiern die Schweden die klebrige Süßigkeit mit einem eigenen Fest: dem „Lakritsfestivalen“.
Jeder, der aus der Süßholzwurzel etwas halbwegs Essbares herstellen kann, ist vertreten. Am häufigsten sind an den 60 Ständen die Skandinavier zu finden: Finnen, Dänen und Norweger zeigen ihre Lakritzneuheiten. Aber auch die italienische Süßholzfabrik Amarelli hat einen Stand. Dort gibt es Zahnpasta mit Lakritzgeschmack, ebenso wie zig verschiedene Blechdöschen mit dem schwarzen Stoff.
Wer bei Lakritz hauptsächlich an zu Schnecken aufgerollte Schnüre denkt, erweitert sein Wissen auf dem Festival in wenigen Minuten. Es scheint nichts zu geben, in das die Süßigkeit nicht untergemischt werden kann: Bier mit Lakritznote, Schokolade mit salzigen schwarzen Plättchen, Shampoo mit Süßholzauszug, Eis, Zuckerwatte, Lollis, Marzipan - alles mit Lakritz.
Warum ist der intensiv salzige Geschmack in Nordeuropa so beliebt, anders als im Süden? Tage Kusk, Manager beim dänischen Lakritzhersteller Lakrids by Johan Bülow, erklärt es sich so: „Bei uns hängt es vielleicht mit der Tradition zusammen, viel salzigen Fisch wie Hering zu essen.“ Der Hype um Lakritz, mit dem auch Sterneköche experimentieren, sei in den vergangenen Jahren gewachsen.
Aber passt denn wirklich jedes Lebensmittel zu Lakritz? „Für mich nicht. Dunkle Schokolade und Lakritz gehen nicht zusammen“, sagt Kusk.
Wer sich gerade an den Gedanken gewöhnt hat, Lakritz in allen möglichen Konsistenzen auf der Zunge zergehen zu lassen, kommt an dem Stand von Funny Livdotter vorbei. Die junge Schwedin hat aus Lakritzschnüren und -konfekt tragbare Kunst gemacht. Die Designstudentin zeigt auf dem Festival, wie eine Stola, ein Kleid oder ein Top aus Lakritz aussehen.
Nach spätestens drei Stunden zwischen Salmiakdämpfen und Lakritzaromen fühlt sich der Kopf schwer an. Im Mund haben sich die verschiedenen Geschmacksnoten von süß bis salzig, kräftig bis karamellig zu einem undefinierbaren Film vermischt. Der Magen verlangt nach etwas Bodenständigem. Gut, dass die Schweden auch damit dienen können. Am Ausgang hängt schon das Plakat fürs kommende Wochenende: Auf zum Wurstfestival!