Natur im Fokus: Auf Foto-Workshop im Karwendelgebirge

Hall in Tirol (dpa/tmn) - Ob im Grand Canyon oder im afrikanischen Busch: Foto-Workshops in der Natur werden mittlerweile fast überall angeboten. Im Tiroler Karwendelgebirge kommen den Teilnehmern Bergahornbäume und Gämsen vor die Linse - zur Not im Wildgehege.

Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, da bewegt sich eine Gruppe von Menschen zügig durch das breite steinige Flussbett der Oberen Isar im Karwendelgebirge in Tirol nahe der Grenze zu Bayern. Mit seinen Schotterbänken und bewachsenen Auen ist es einer der letzten naturnahen Wildflussabschnitte der Nordalpen. Das Ziel der Frühaufsteher: die Blaue Stunde - die kurze Zeit vor dem Sonnenaufgang, wenn sich der UV-Anteil im Licht erhöht, der Blauanteil im Bild zunimmt und den Aufnahmen eine geheimnisvolle Stimmung verleiht.

Ob im Grand Canyon in den USA, im afrikanischen Busch oder in den europäischen Alpen: Foto-Workshops werden an vielen Orten der Welt angeboten. Der Alpenpark Karwendel ist einer der Naturparks in Tirol, in dem Fotofans mit einem professionellen Naturfotografen auf Pirsch gehen können. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie mit einer teuren Spiegelreflexkamera oder einer kleinen Knipse abdrücken wollen.

Im zarten Morgennebel sucht jeder Teilnehmer des Fotografie-Workshops das ideale Motiv für seine Kamera. Der große, glatt geschliffene Stein vielleicht in den Bildvordergrund? Das wäre für die Bildgestaltung optimal. Oder doch besser der angeschwemmte Baumstamm, der die Urwüchsigkeit der Landschaft zum Ausdruck bringt? Einige Bachstelzen, die am Wasser entlangspazieren, wundern sich wohl über den frühmorgendlichen Eifer.

Der Österreicher Reinhard Hölzl arbeitet seit 1991 hauptberuflich als Naturfotograf. Er beliefert internationale Bildagenturen und veröffentlicht Naturbildbände. Mit seiner Kamera ist der studierte Biologe weltweit unterwegs, aber der Alpenraum bleibt sein Spezialgebiet. In den Foto-Workshops gibt der 55-Jährige sein Wissen über Biologie und Fotografie weiter.

Die Motive dürften im Karwendel nicht so schnell ausgehen. Im größten Naturpark Österreichs gibt es allein 800 Schmetterlingsarten, dazu Gämsen, Steinböcke und die höchste Steinadlerdichte der Alpen. Doch das Tiroler Wappentier will nicht vor die Linse fliegen. Das ist typisch bei der Tierfotografie, die Tiere sind oft nur schwer zu finden. Und dann tauchen sie plötzlich auf. Auf einen guten Schnappschuss sollte der Fotograf stets vorbereitet sein.

Wie praktisch ist es da, dass sich in einem Gehege beim „Gasthof zur Post“ im Dorf Hinterriß einige Gämsen tummeln. Die Hobby-Fotografen stecken ihre Objektive durch den Maschendrahtzaun und fokussieren die ruhig vor sich hin fressenden Vierbeiner. „Auch Wildparks eignen sich gut zum Üben“, sagt Hölzl. „Da muss man kein Tarnzelt aufbauen und befindet sich hinter dem Zaun in Sicherheit.“

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