Tuk-Tuks, Curry und Elefanten
Sri Lanka ist ein Land der Kontraste: Buntes Chaos auf den Straßen und in den Städten, karamellfarbene Strände mit traumhaften Buchten sowie endloses tropisches Grün in den Nationalparks.
Sri Lanka. Eine Reise durch den Süden des Landes ist anstrengend. Stundenlanges Busfahren auf engen, kurvenreichen Straßen, über die scheinbar jeder fährt, wie es ihm gerade passt. Autos überholen Busse und schwer beladene Lastwagen, Fahrräder und Tuk-Tuks quetschen sich in jede noch so winzige Lücke oder kommen einem als Geisterfahrer entgegen. Hupen gehört zum (Über-)Leben.
Blau, rot, grün sind die Tuk-Tuks, haben flatternde bunte Wimpel auf dem Dach, Blümchen-Deko oder wehende Gardinen verzieren die plastikverhangenen Fenster der Rückbank, Glücksbringer baumeln von der Decke über dem Fahrersitz. Bei einem ragen Palmwedel aus dem Inneren, ein anderes trägt hinten ein Plastikschwert über einem Aufkleber „Pirates oft the Caribbean“. Wieder andere blinken schon von Weitem mit neonfarbenen Leuchtstäben. Eine große silberne Gitarre am Heck lässt auf einen musikalischen Fahrer schließen. Von vorn sehen sie aus, als hätten sie Gesichter. Mit ein bisschen Fantasie lächeln sie sogar unter ihren Kulleraugen. Wie ihre Besitzer. Wie eigentlich jeder Einheimische. Denn Sri Lanka scheint der Inbegriff der freundlichen Menschen zu sein.
Chaos auf den Straßen, buntes und quirliges Treiben in den Dörfern und Städten. Fahrende Händler, kleine Läden mit Klamotten oder Elektrogeräten, Juweliere und Souvenirshops wechseln sich mit modernen Bankgebäuden hinter Spiegelglasfassaden ab. Obst, Gemüse, gelbe Kokosnüsse, undefinierbare Plastikartikel und unfassbar leckere Süßigkeiten gibt es am Straßenrand zu kaufen. Hauptzutaten: Zucker und Kokos. Ansonsten besteht das Essen hauptsächlich aus Reis mit Hühnchen und Currysoße oder Gemüse. Gegessen wird traditionell mit den Fingern — für Touristen gibt es aber überall Besteck.
Doch es gibt auch ruhige Ecken auf der Reise entlang der Südwestküste der Insel. Dort steht die Natur im Mittelpunkt — und natürlich die Tiere. Schon vor Sonnenaufgang startet die Tour zum Udawalawe Nationalpark, im offenen Geländewagen pfeift der Wind eiskalt um die Ohren. Hinter dem Eingangstor des Schutzgebietes beginnt eine staubige, sandige Piste, über die der Wagen durch die tropische Landschaft rumpelt.
Hellgelb geht die Sonne auf, aus den schwarzen Umrissen der niedrigen Pflanzen und Bäume wird dichtes Grün. Der Blick reicht bis zu den Bergen, die sich weit hinter dem Wald im Inneren des Landes erheben. Noch liegt ein milchiger Schleier in der Morgenluft, doch schon nach wenigen Minuten lässt die warme Sonne Nebel und Feuchtigkeit verschwinden und brennt vom blauen Himmel. Affen sitzen nebeneinander auf dem Ast eines Baumes, blicken kurz hinab auf das Auto, um sich gelangweilt wieder wegzudrehen. Pfauen schreiten durch das flache Gras oder sitzen auf Büschen, hin und wieder spreizen sie ihr Gefieder. In einem See liegen Wasserbüffel. So ruhig, dass die Oberfläche glatt wie ein Spiegel ist. Stille. Noch.
„Gleich wird es voll“, sagt Guide Don Victor. „Dann kommen viele Autos. Deswegen ist es gut, früh hier zu sein.“ Der Verkehr auf den Pisten nimmt zu, Motoren brummen, Stimmengewirr ist in der Buschlandschaft deutlich zu hören. „Jeder will die Elefanten sehen“, sagt Victor. Bislang haben sie sich nicht blicken lassen. Doch plötzlich steht er da, der graue, mittelgroße Riese, an einen ebenso grauen Baum gelehnt, von einem Fuß auf den anderen tretend und den Stamm mit seinem Rüssel greifend. So, als müsse der Baum ihn stützen. Und dabei scheinen beide miteinander zu verschmelzen, zumindest farblich sind sie nicht zu unterscheiden.
Als die kleine Reisegruppe gerade noch flüsternd diskutiert, ob der Elefant vielleicht krank sei, trottet eine Elefantenkuh mit Baby auf der anderen Seite des Weges vorbei. Kaum zu hören, so leise bewegen sich die Tiere durch das dichte Gestrüpp. Kameras klicken, Videos werden gedreht von dem Jungen, das noch etwas unbeholfen den Rüssel schwenkt. Dahinter folgt die Herde: Sieben Tiere ziehen Blätter fressend und Äste knackend durch den Busch. Bleiben immer wieder stehen, als seien sie mit den inzwischen sechs Jeeps zum Fotoshooting verabredet.
Die Autorin reiste mit Unterstützung von DER Touristik.