Ungewöhnliche Urlaubs-Touren: Stadtführung ins Elfenreich

Schwerin (dpa) - Nur Spaß und Erholung - das ist vielen Urlaubern zu wenig. Touristen wollen heute auch in die Geschichte ihrer Reisestädte eintauchen und wählen dafür mitunter kuriose Wege. In Mecklenburg-Vorpommern stoßen sie auf Kanalleichen und Elfenkräfte.

Mal ist es ein Schlossgeist, mal sind es die Elfenkräfte von Wiesenblumen oder die Leiche, die im Gewässer trieb: Mit ungewöhnlichen Blickwinkeln und Stadtrundgängen lockt Mecklenburg-Vorpommern seine Besucher ins Land. Dabei setzen die Anbieter vor allem auf außergewöhnliche Aktivitäten in der Natur, an der Ostsee oder bei Themen-Führungen auf den großen Urlaubs-Inseln.

Die mystische Elfenkraft in den Pflanzen zu entdecken, dem hat sich eine Elfenführung in Güstrow im Kreis Rostock verschrieben. In anderthalb Stunden soll so die Welt märchenhafter Wesen entdeckt werden. „Dabei steht die Wahrnehmung der Natur an erster Stelle“, sagt die Vorsitzende von Güstrow Tourismus, Anett Zimmermann. Nicht auf Zauberwesen, aber auf die außergewöhnliche Vortragsweise ihrer Stadtführer legen hingegen die großen Urlaubsinseln Wert. Mit Gehstock, Zylinder und Wams bringt der selbst ernannte „Magister historicus“, Uwe Hinz, die Touristen so in Bergen auf Rügen an die einschlägigen Sehenswürdigkeiten.

In den Kellergewölben des Schweriner Schlosses vertrauen sich Besuchergruppen einem guten Geist an: Als sogenanntes Petermännchen schlüpft der 73-jährige Dietrich Felske in ein historisches Kostüm und führt mit echtem weißen Bart, großem schwarzen Hut, dem typischen weißen Kragen und einer alten Laterne von einem Geheimnis zum anderen durch das Schloss und die Altstadt von Schwerin. Bereits vor der Wende organisierte Felske inoffiziell Stadtrundgänge - damals noch mit Gummistiefeln und dunklem Mantel als Verkleidung.

Eine andere Führung eröffnet einen weiteren Blickwinkel auf das Märchenschloss und die „Wasserstadt“: Vom Keller bis zur Kuppel bringen Ortskundige die Gäste über die Wendeltreppe hinauf bis zum Schlossturm, wo die Besucher über die Dächer der Landeshauptstadt blicken können.

„Die Gäste wollen im Urlaub ungewöhnliche Dinge, aber keine Kunstwelten erleben“, sagt Tobias Woitendorf, Pressesprecher des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Denn: „Freizeit um der Freizeit willen ist nicht mehr so gefragt wie noch um die Jahrtausendwende.“ Wenn Touristen heute ihren Urlaub in dem Bundesland buchen, müsste dieser zwar ausgefallen sein, sagte Woitendorf. „Wichtig ist den Menschen aber gleichzeitig, auch die Natur, die Architektur oder die Ortsgeschichte kennenzulernen und mit dem Wissen über die bereiste Region nach Hause zu fahren.“

Für kein anderes Bundesland ist der Tourismus so wichtig wie für Mecklenburg-Vorpommern: Der Wirtschaftszweig trägt nach Angaben des Landes-Wirtschaftsministerium mit 8,5 Prozent weitaus mehr zum Volkseinkommen bei als im Bundesdurchschnitt (3,5 Prozent). Und bei Stadtführungen zeigen sich die Leute dort besonders kreativ: Wie archäologische Artefakte und Bodendenkmäler aussehen, wie sich Pfeilspitzen, Schälchenscherben oder Großsteingräber anfühlen, das zeigt Archäologin Katrin Staude bei ihrer Archäo Tour auf Rügen. Eine Führung auf Plattdeutsch verspricht Brigitte Will auf der Ferieninsel Usedom.

Die Stadt Wismar holt den Krimi vom Fernseher auf die Straße. Stadtführerin Ulrike Lebek schlüpft dabei in das Kostüm der fiktiven finnischen Austauschpolizistin Leena Virtanen aus „Soko Wismar“. Sie bringt die Teilnehmer in der Stadt an der Ostseeküste zum Beispiel dorthin, wo einst in der ZDF-Serie im Kanal eine Leiche trieb.

Die klassische Schnitzeljagd war gestern - in MV gehen Urlauber heute mit einem GPS-Gerät und Zielkoordinaten beim sogenannten Geocaching von Hinweis zu Hinweis auf Entdeckungstour. Dabei lernen sie spielerisch die Stadt kennen. Ganz neu ist diese Art von Stadtführung nicht - auch Rostock bietet dieses Freizeitvergnügen an. In Schwerin etwa führt die Route mit den elektronischen Geräten an versteckten Plätzen vorbei durch die alte Residenzstadt.

Außergewöhnlich ist in der Landeshauptstadt auch eine Rundfahrt mit einer Rikscha, buchbar als Glühwürmchentour, Picknicktour, Nachttour oder Kindertaxi. Sightseeing auf dem Fahrrad mit Blick auf Strand und Meer wird bei einer Entdeckungstour durch das Erholungsgebiet der Rostocker Heide möglich.

Ein hautnahes Erlebnis bietet der Zoo in der Hansestadt. Bei einer Abendführung gestatten die Zoo-Wärter einen Blick in die Schlafzimmer der Tiere. Eine Sprecherin beschrieb das so: „Man zottelt mit der Laterne durch den Zoo und schaut sich die geöffneten Tierhäuser an.“